25. Dezember 2025
Leuchtersingen in Schellenberg: Zu einem Gemälde von Hans Hermann aus den 1920er Jahren
Die Feier der Christmette mit dem Christleuchter („Lichtert“) in der evangelischen Kirche in Schellenberg malte Hans Hermann mindestens dreimal. Auf dem hier abgedruckten, relativ großformatigen Bild sind hinter der Brüstung der Empore die zur Frühkirche herbeigeeilten Gläubigen zu erkennen, eine weitere Fassung im Besitz der Nachkommen des Künstlers zeigt statt des Kirchenraums Maria und Josef als schemenhafte Sihouetten im erleuchteten Stall (abgebildet in Oskar Kesslers weit ausholenden Artikel rund um den Lichtertbrauch in Siebenbürgische Zeitung v. 15.12.2019, S. 7, siehe auch SbZ Online vom 22. Dezember 2019).

„Säht der Chrästmån kit nea båld
Iwerål bä jang uch ålt.
Und e jeder dinkt äm ställen:
Sil‘ uch menje Wänjsch erfällen?
Läwer Chrästmån, hir mich un:
Ech wil gern e Beld bekunn
Vum Hans Hermann, denn dåt äs
‘t allerhescht Geschink gewäss!“
Eine (kritische) Beschreibung des Leuchtersingens am ersten Weihnachtstag in Neppendorf findet sich in Hellmut Klimas Tagebüchern unter dem Eintrag vom 25. Dezember 1940; mit einem Foto eines landlerischen Leuchterburschen wies ich auf die Stelle hin (SbZ v. 15. Dez. 2003, S. 3). Nicht zufällig indes, dass die Germanistin und Trachtenkennerin Gerda Bretz-Schwarzenbacher (1928-2017) in einem bislang leider unveröffentlichten Typoskript in sächsischer Mundart ausgerechnet den Schellenberger „Lichterbrauch“ beschreibt („Der Lichtertbreoch eos Schallembrich“). Eine bessere Gewährsfrau hätte man nicht finden können – sie ist nicht nur in Schellenberg aufgewachsen, sondern sogar am ersten Weihnachtsabend des Jahres 1928 in Schellenberg geboren, wo ihr Vater Heinrich Emil Bretz damals Schulrektor und Predigtlehrer war. Als dieser von der Christbescherung der Schulkinder heimkehrte, lag die kleine Gerda bereits in Windeln gewickelt als „Christgeschenk“ (H. E. Bretz), im Bett neben ihrer Mutter. Aber ach, schöne Bescherung: „Heinrich, es ist nur ein Mädchen“, meldete Frau Rektor zeitgemäß-unemanzipiert (vgl. Gernot Czells Nachruf in SbZ v. 15.3.2017, S. 17, siehe auch SbZ Online vom 6. März 2017). Die Volksschule besuchte Gerda noch in Schellenberg, ehe sie ans Mädchenlyzeum zu Selma „Putty“ Hannenheim in Hermannstadt wechselte.
Lassen wir unsere Bildbetrachtung mit einigen Zeilen der Märchensammlerin und Volksbotanikerin Pauline Schullerus ausklingen, die diese in einem kleinen Beitrag über die sächsischen Weihnachts- und Osterbräuche für „Sachs‘ halte Wacht!“, die „Zeitschrift heimattreuer Siebenbürger Sachsen und ihrer Freunde“, für die Winterausgabe von 1927 schrieb: „Die Christmette gilt wohl für die schönste Stunde des ganzen Jahres, da bleibt nicht einmal die alte Großmutter zu Hause. Sie nimmt das Jüngste in die Kürschen (Kirchenpelz der Frau); es soll doch auch seine Freude an den vielen Lichtchen haben. Es ist aber auch wirklich rührend schön, den langen Zug der Menschen, alle mit brennenden Lichtern in der dunklen Frühe des Morgens der Kirche zu sich bewegen zu sehen, und in der Kirche an allen vier Seiten dieser Leuchter, getragen von den besten Schülern, begleitet von den andern, welche abwechselnd Verse aus dem Liede ‚Vom Himmel komm ich her zu Euch‘ singen.“
Konrad Klein
Schlagwörter: Gemälde, Hans Hermann, Lichtert
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