11. März 2006

Die Urzeln und das Bayerische Fernsehen

Aus lauter Angst vor den lärmenden Urzeln schwenkte die Kamera im Nürnberger Fastnachtszug am 26. Februar zu früh auf das überaus „witzige“ Moderatorenpaar, könnte man mutmaßen. Tatsache: Unsere Urzeln haben anständig geknallt und geschellt, wie es ihre Pflicht ist.
Die Jugendlichen und Damen unter ihnen schirmten mit viel Engagement die 80 000 Zuschauer am Wegrand von möglichen Unfällen durch das ohrenbetäubende und nicht ungefährliche Peitschenschwingen ab und knallten selbst nur dort, wo genügend Platz war. Ordnung im närrischen Treiben ist eines der Markenzeichen der Nürnberger Urzeln. Das zweite Markenzeichen ist die Reifenschwingerin Gitte Henning, 20 Jahre alt, aus Uehlfeld, die die Zunft der Agnethler Böttcher/Fassbinder vertritt und während des ganzen Umzugs keines der mit Wein gefüllten Gläser, die sie im Reifen schwang, zerschlug. Leider kam im Fernsehen ihr Auftritt nicht dran. Sie hatte fünf volle Weingläser im Reifen bereit und den Akkordeonspieler Martin Mehburger aus Obermichelbach neben sich, der die traditionelle Melodie zum Reifenschwingen trotz Kälte unzählige Male im Umzug spielte. Aber die vielen Zuschauer konnten das ganze Programm genießen und zollten der 40-köpfigen Urzelgruppe großen Beifall.
Während des Reifenschwingens knieen die Urzeln. Foto: Karl Schuster
Während des Reifenschwingens knieen die Urzeln. Foto: Karl Schuster


Leider konnte man mit den mitgeführten Krapfen (natürlich ohne Marmelade, weil in den Quetschen überreicht) nur einen winzigen Bruchteil der jubelnden Fans bedienen. All das konnte die gute Laune der Urzeln und ihrer Freunde jedoch nicht schmälern. Nachdem man sich am Morgen im Haus der Heimat in Nürnberg-Langwasser versammelt, begrüßt und gestärkt hatte (einige Urzeln waren in der Nacht vom Urzellauf in Bonn-Niederholtorf bzw. aus Sachsenheim bei Stuttgart heimgekehrt), war man wieder mit der U-Bahn und knallend im U-Bahn-Schacht (eine Schau!) in die Altstadt zum Umzug hinein und danach zum Urzelkraut wieder hinausgefahren. Inzwischen hatten fleißige Hände die Tische gedeckt und das von Maria Hutter gekochte Kraut gewärmt. Gitte schwang ihre fünf vollen Gläser noch mal für die Helfer, man knallte noch einige Male und setzte sich zum gemütlichen Teil ins Haus der Heimat. Inge Azner, die Kreisgruppenvorsitzende der Landsmannschaft, und Ehemann ehrten die Urzeln mit ihrer Anwesenheit. Den Urzelgang mit Kuhschelle am Gesäß lernte Alzner sehr schnell. Und sie wohnte mit sichtlichem Vergnügen der traditionellen Taufe der erstmaligen Urzeln in Nürnberg bei.

In Weisendorf bei Herzogenaurach gab es am Faschingsdienstag erst das Urzelkraut im Hause Gerhard Berner, danach die Teilnahme beim „Gaudiwurm“ als führende Gruppe mit 18 Urzeln und anschließend gemütliches Beisammensein mit Liedern, Akkordeonspieler Reinhold Burkart, Urzeltaufe und den Urzel-Senioren (ehemalige Urzeln bzw. Eltern). Auf dem Marktplatz hatten die Urzeln und die Reifenschwingerin der Reihe nach ihre Knallkunst bewiesen und für Stimmung gesorgt. Ebenso in der Kneipe nebenan, wo es eher Faschings- und Tanzmuffel gab. Urzeln können in der Regel nicht nur knallen, sondern auch singen und tanzen. Siebenbürgische Traditionen, die sowohl vom Haus der Heimat als auch von der Landsmannschaft gefördert werden. Dafür danken die Urzeln mit einem lauten und herzlichen „Hirräi!“ und dem Versprechen, wertvolle Traditionen weiter zu pflegen.

Doris Hutter

Schlagwörter: Urzeln, Brauchtum

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