6. April 2006

"Rumänien - das unbekannte Land"

Unter dem Motto "Rumänien - das unbekannte Land" fanden vom 8. bis 19. März in Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) vielseitige Kulturveranstaltungen unter der Schirmherrschaft der Botschaft Rumäniens statt. Das Ereignis hatte Freudenbergs Stadtverordneter Reiner Bell nach einem Besuch in Rumänien (Siebenbürgen, Moldau, und Bukarest) angestoßen und zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Freudenberg, Kornelia Six, geplant.
Mit dieser Aktion wollten die Verantwortlichen das Land Rumänien, das einen EU-Beitritt im Januar 2007 anstrebt, einem größeren Publikum bekannt machen. Die Veranstaltungsreihe startete am 8. März, dem Internationalen Frauentag, mit einer den Frauen gewidmeten Bildervernissage der Künstlerin Alexandra Barza aus Galatz. Freudenbergs Bürgermeister Eckhard Günther eröffnete die Ausstellung in Gegenwart von Sergiu Ungureanu, Konsul der Botschaft Rumäniens, mit dem Grußwort des Ministers für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. Laschet betonte: "Rumänien ist Beitrittskandidat und soll der EU ab 1. Januar 2007 angehören. Die Vorschriften zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern wurden bereits größtenteils umgesetzt und die Europäische Union hat Rumänien in ihrem letzten Monitoring-Bericht gute Aussichten bescheinigt." Bürgermeister Günther gratulierte der jungen Künstlerin für die ausdrucksvollen, den Frauen gewidmeten Bildern und überreichte ihr einen schönen Blumenstrauß. Im Anschluss stellte die Kunststudentin ihre Ölgemälde vor.

Podiumsdiskussion in Freudenberg, von links nach rechts: Kornelia Six, Dr. Hildegard Dengel und Reiner Bell.
Podiumsdiskussion in Freudenberg, von links nach rechts: Kornelia Six, Dr. Hildegard Dengel und Reiner Bell.


Zur anschließenden Podiumsdiskussion begrüßte Moderator Reiner Bell als Teilnehmer: Dr. Hildegard Dengel, wissenschaftliche Mitarbeiterin a. D. an der Universität Siegen, Kornelia Six, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Freudenberg, Fritz Ziegler, stellvertretender Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, Anoush Köppert aus Usbekistan, Doktorandin im Fachbereich Romanistik an der Universität Siegen, und Alexandra Barza, Malerin aus Galatz.

Dr. Hildegard Dengel, Chemikerin, Absolventin des Joseph-Haltrich-Gymnasiums in Schäßburg, präsentierte das Land Rumänien allgemein und erklärte, dass die vielen Minderheiten in Rumänien wie auch die ausgesprochen reiche Kultur des Landes unter dem prägenden Einfluss zahlreicher geschichtlicher Ereignisse entstanden seien. Fritz Ziegler berichtete über die zurzeit noch in Siebenbürgen lebenden Sachsen und unterstrich die Notwendigkeit, die zurückgebliebenen Kirchenburgen und andere Kulturgüter vor dem totalen Verfall zu schützen. In diesem Zusammenhang würdigte Ziegler die unternommenen Anstrengungen, den alten Stadtkern Hermannstadts wieder zu einstiger Pracht zu erwecken, da die Stadt am Zibin im kommenden Jahr (mit Luxemburg) Europäische Kulturhauptstadt sein wird. Kornelia Six, Anoush Köppert und Alexandra Barza brachten mit ihren Beiträgen dem Publikum die Situation der rumänischen Frau näher. Dabei wurde u. a. darauf hingewiesen, dass nur ein kleiner Teil der Frauen in höheren Führungspositionen tätig sei. Die Frauen müssten fast doppelt so viel leisten, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Nach der Wende 1989 hätten sich die Frauen schneller als die Männer mit der sozialen Marktwirtschaft befreundet.

Die Einführung der sozialen Marktwirtschaft in Rumänien, das Leben auf dem Dorf und in der Stadt, Klischees der Gesundheitsversorgung wurden in dem Dokumentarfilm "Das Land, in dem ich geboren bin" von Hansi Breier thematisiert. Anschließend folgte ein reges Publikumsgespräch.

Das Konzert "Zauber der Panflöte" am 16. März in der Evangelischen Kirche zu Alchen kann als Höhepunkt der Kulturveranstaltungen angesehen werden. Der Moldauer Panflötist Ion Malcoci, Professor der Panflöte an der Musikakademie Kischinew (Chisinau) und Bukarest, Schüler des berühmten Gheorghe Zamfir, und Gabriel Dorin, emeritierter Musikprofessor für Orgel, E-Piano und Geige aus der Schwarzmeerstadt Konstanza, beeindruckten die Zuhörerschaft mit den zauberhaften Klängen der Panflöte im Zusammenspiel mit der Kirchenorgel, E-Piano und Geige. Malcoci und Gabriel eröffneten ihr Konzert mit einer melancholischen Doina. Außer typisch rumänischen Volksweisen wurden auch Werke von Schuhmann, Chopin, Brahms und Paganini dargeboten. Beim "Karneval in Venedig", Enescus "Rumänischer Rhapsodie" und dem "Lied von der Lerche" (Ciprian Porumbescu) wurden die melodischen Motive zum Ornament. Das Publikum war so begeistert, dass es lange stehend applaudierte. Als Zugabe dankten die Ausnahmekünstler mit einer hingebungsvollen Interpretation des "Ave Maria" von Schubert.

Die Kulturveranstaltungen wurden mit einem rumänischen orthodoxen Gottesdienst in der griechisch-orthodoxen Kirche "Hl. Konstantin und Helena" in Siegen beendet. Die deutschen Kirchenbesucher waren beeindruckt von der ihnen unbekannten religiösen Zeremonie.

I. Z.


Schlagwörter: Rumänien und Siebenbürgen

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