3. Juni 2006

Bildband von Claus Stephani in Wien vorgestellt

Vor kurzem fand in Wien, unter der Schirmherrschaft des Botschafters von Rumänien, Prof. Dr. Dr.h.c. Andrei Corbea-Hoișie, im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Begegnungen", zum ersten Mal eine internationale Tagung mit dem Titel "Judaica, eine rumänische Präsenz in Europa" statt. Die Teilnehmer - Historiker, Literaturwissenschaftler, Judaica-Forscher, Musiker, Schriftsteller und Journalisten - kamen aus Rumänien, Österreich, Deutschland, der Schweiz und den USA. Claus Stephanis zweisprachiges Kunstbuch "Das Bild des Juden in der modernen Malerei" wurde lanciert.
Unter den prominenten Gästen befanden sich Dr. Irina Cajal-Marin, seitens des rumänischen Außenministeriums, Prof. Dr. Jacob Allerhand, Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ADir. Illan Beresin, Chefredakteur der internationalen Zeitschrift für jüdische Kultur "David", sowie Vertreter der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde und verschiedener Medien. Die gut besuchten Veranstaltungen - Vorträge, Podiumsgespräche, Diskussionen und die Eröffnung einer Ausstellung mit Porträts - machten besonders den Beitrag rumänischer und jüdischer Künstler zur modernen europäischen Kultur sichtbar.


Nach der Begrüßung des zahlreichen Publikums durch die Leiterin des Kulturinstituts, Carmen Bendovski M.A., wurde die Tagung von Prof. Dr. Dr.h.c. Corbea-Hoișie, der sich als Literaturwissenschaftler und Bukowina-Forscher bereits eines internationalen Rufs erfreut, eröffnet. Danach hielt Dr. Claus Stephani (München), Kurator der Ausstellung "Jüdische Bildnisse - moderne Grafiken und Zeichnungen", eine Einführung und präsentierte 32 repräsentative Werke von 26 Künstlern, darunter von Marc Chagall, Hermann Struck, Anatoli Kaplan, István Beregi, Arnold Daghani sowie den rumänischen Malerinnen Alma Redlinger, Clarette Wachtel, Tia Peltz u.a. Stephani verdeutlichte auch die besondere Beziehung einiger dieser Künstler zu Siebenbürgen. So wurde dem vielseitigen Kronstädter Maler und Bildhauer Hans Mattis-Teutsch (1884-1960) einst vom jüdischen Schriftsteller und Galeristen Herwarth Walden, zusammen mit Paul Klee, 1921 in Berlin durch eine Eigenausstellung "das Tor zur europäischen Moderne geöffnet".

Moderiert von Peter Janku, Publizist und Redakteur von Radio Deutsche Welle, Bonn, wurde im zweiten Teil des ersten Abends das zweisprachige Kunstbuch "Das Bild des Juden in der modernen Malerei" vorgestellt, das Dr. Claus Stephani vor kurzem im internationalen Hasefer Verlag, Bukarest, herausgebracht hat. Prof. Alexandru Singer präsentierte danach das umfangreiche Verlagsprogramm, das allein im vergangenen Jahr 36 Neuerscheinungen in rumänischer, englischer, deutscher, hebräischer und jiddischer Sprache umfasste. Stephanis großformatiger Bildband (127 Seiten, 56 ganzseitige, meist farbige Abbildungen) war kürzlich auch auf der Leipziger Buchmesse präsentiert worden und hat inzwischen eine Reihe lobender Rezensionen in der israelischen Presse erhalten.

Es ist der zweite große Bildband des siebenbürgischen Ethnologen und Schriftstellers, den er nun als Kunsthistoriker vorlegt, nach dem volkskundlichen Album "Kostbarkeiten siebenbürgischer Töpferkunst", München, 1998, und zahlreichen Studien. Stephani "bringt zum ersten Mal eine Übersicht zur Darstellungen des östlichen und deutschen Judentums in der modernen Malerei, beginnend mit dem 4. Jahrhundert, als die berühmten Fresken in der Synagoge von Dura Europos (244/245 u.Z.) entstanden sind. Der Kunsthistoriker hat somit, wie Prof. Al. Singer sagte, "zum ersten Mal eine Zeitspanne von siebzehn Jahrhunderten untersucht und wichtige Kunstwerke dem breiten Leserpublikum verständlich gemacht".

In den danach folgenden Tagen sprach Prof. Dr. Andrei Oișteanu von der Universität Bukarest zum Thema "Der imaginäre Jude in der rumänischen und mitteleuropäischen Kultur", wonach eine Lesung aus dem Band "Bild des Juden in der rumänischen Kultur. Imagologie-Studie im mittel- und osteuropäischen Kontext" folgte. Moderiert wurde diese wie auch die Veranstaltungen danach vom Publizisten Peter Janku (Bonn). Edward Serotta (New York), Leiter der Organisation "Centropa. Center for Research and Documentation", eröffnete seinen Vortrag mit einem Dokumentarfilm und einer Multimedia-Präsentation von Berichten Holocaust-Überlebender in Wort und Bild. Die 38 Forscher von "Centropa" (Atlanta/USA, Budapest, Wien) haben in den letzten Jahren über 2000 Oral-History-Gespräche - öfters auch in Nordsiebenbürgen, im Nösnerland - audiovisuell aufgezeichnet und etwa 50 000 alte Fotos archiviert.

Zum Abschluss der Tagung brachte Prof. Dr. Peter Schubert (Stift Klosterneuburg) eine multimediale Bildfolge, die "Auf der Suche nach Spuren. Zur Geschichte der Juden in Österreich" entstanden war. Die anschließenden Diskussionen in rumänischer, englischer und deutscher Sprache zur Vielfalt dieser Problematik wurden von Carmen Bendovski (Wien), Peter Janku (Bonn), Prof. Andrei Oișteanu (Bukarest), Prof. Al. Singer (Bukarest) und Dr. Claus Stephani (München) geführt.

Das zweisprachige Kunstbuch von Claus Stephani (Imaginea evreului în pictura moderna. Studiu introductiv / Das Bild des Juden in der modernen Malerei. Eine Einführung. Editura Hasefer, Bukarest) kann beim Verlag selbst, Telefon und Fax: (0040) 21-3086208, E-Mail: hasefer@rdslink.ro, sowie bei der Literaturhandlung München, Telefon: (089) 2800135, E-Mail: literaturhandlung@t-online.de, bestellt werden.

Angela Popa

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 8 vom 15. Mai 2006, Seite 10)

Schlagwörter: Österreich, Buchpräsentation

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