3. März 2007

Europäische zivilisatorische Leistung

„Die Siebenbürger Sachsen können den aufgeklärtesten Nationen zum Muster dienen.“ Mit diesem Zitat des deutschen Historikers August Ludwig Schlözer (1735-1809) eröffnete Dr. Otfried Kotzian, Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in München, seinen Vortrag „Die Siebenbürger Sachsen“ am 25. Januar im Haus der Heimat Nürnberg im Rahmen der Reihe „Warum wir hier sind … Bayerns Bevölkerung stammt auch aus dem Osten“.
Klug und kenntnisreich, auf Exaktheit bedacht, zugleich mit humorvollen anekdotenhaften Einschüben, bot Dr. Kotzian den Anwesenden eine spannende und äußerst anregende Gesamtschau einer sehr beachtenswerten europäischen zivilisatorischen Leistung unseres Volkes. Der Referent entwickelte in gut nachvollziehbaren Schritten das Bild einer deutschen Volksgruppe aus Südosteuropa, die in vielerlei Hinsicht Besonderes hervorgebracht hat. Dies wurde deutlich, als es um die auf der Basis des Goldenen Freibriefs von König Andreas II. aufgebaute beispielhafte Selbstverwaltung (mit „demokratischen und republikanischen Zügen“) ging oder um die Kraft und den Willen, immer wieder während der 800 Jahre in Siebenbürgen nach Verheerungen, Zerstörungen, Katastrophen wieder aufzustehen, wieder aufzubauen, den Lebenswillen siegen zu lassen.

Als exemplarisch gelten auch die großen architektonischen Leistungen im Bereich Kirchenburgen, die Reformation als bedeutender Existenzsicherungsfaktor, das frühe Bewusstsein von Rechtssicherheit (Eigenlandrecht!), die frühe Einführung eines flächendeckenden verpflichtenden Schulsystems etc. Dabei wurden weder die braunen Flecken der Geschichte der Siebenbürger Sachsen im 20. Jahrhundert noch die harte Zeit der roten Diktatur in Rumänien ausgespart. Im Jahr 2007 konnte die Fokussierung auf die Kulturhauptstadt Europas Hermannstadt oder der „Johannis-Effekt“ nicht fehlen.

Der Abend endete in einer anregenden Diskussion zu den Fragen: Was geschieht mit dem vielfältig sichtbaren Beitrag der Siebenbürger Sachsen nach deren fast vollständiger Auswanderung? Und: Wo liegen die Chancen einer Belebung von siebenbürgisch-sächsischen Werten nach der Aufnahme Rumäniens in die Europäische Union?

Horst Göbbel


Schlagwörter: Geschichte, Siebenbürger Sachsen

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