13. Mai 2007

Brenndörfer über den antikommunistischen Widerstand

Im Rahmen der Stuttgarter Vortragsreihe präsentierte Karl-Heinz Brenndörfer am 27. April sein Buch „Banditen, Spione oder Helden? Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948-1962“ vor rund 50 Zuhörern im Stuttgarter Haus der Heimat. Der Abend wurde von Siegfried Habicher, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Landesgruppe Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, moderiert.
In seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch hat Karl-Heinz Brenndörfer zwei Widerstandsgruppen ausgemacht: die so genannten „Partisanen“ und die „Spione“, die in den Jahren 1948-1962 die kommunistische Regierung herausforderten und als Phantome die Phantasie der Öffentlichkeit beflügelten, da die Behörden deren Existenz zu vertuschen versuchten und die Angelegenheit als Tabu behandelten.

Als „Partisanen“ wurden in Rumänien jene Gruppen von Personen bezeichnet, die in den Jahren 1948-1962 im Untergrund, vor allem im Gebirge lebten und sich ihrer Festnahme durch die kommunistische Staatsgewalt mit der Waffe widersetzten. Der Sicherheitsdienst (Securitate) nannte sie einfach „Banditen“. Trotz strengster Geheimhaltung wurde die Existenz dieser Partisanengruppen im Westen bekannt. In den Jahren 1951-1953 startete der amerikanische und französische militärische Geheimdienst Unterstützungsmaßnahmen mit Fallschirmkommandos. Das Personal dafür wurde unter den Exilrumänen rekrutiert, insbesondere unter den Legionären, die nach Kriegsende nicht nach Rumänien zurückgekehrt waren. In einer Gruppe waren sogar die Siebenbürger Sachsen Mathias Bohn und Wilhelm Spindler dabei. Im Sprachgebrauch der Securitate wurden diese Gruppierungen ausschließlich als „Spione“ bezeichnet, obwohl sie hauptsächlich zur Unterstützung der Partisanen entsandt wurden.

Viele Partisanen sind bei ihren Aktionen ums Leben gekommen. Bereits 1953 waren auch fast alle „Spione“ gefasst. Sie und ihre Helfer, die ihnen Unterschlupf und sonstige Hilfe gewährt hatten, wurden als Vaterlandsverräter zu Tode verurteilt. Vielen Mitwissern wurden wegen Unterlassung der Anzeige hohe Gefängnisstrafen auferlegt.

Brenndörfer beschäftigt sich vor allem mit den Partisanengruppen, die sich in dem Fogarascher Gebirge aufhielten. Er liefert dazu eine Dokumentation, die sich auf Memoiren und Gesprächen mit Überlebenden sowie auf Recherchen in den Archiven der Securitate stützt. Er untersucht auch, in welchem Maße Siebenbürger Sachsen an diesen Ereignissen beteiligt waren, und findet dabei Zusammenhänge zu Sachsen in Seiburg, Bulkesch, Großscheuern, Kronstadt und Schönberg. Im Gegensatz zu andern politischen Häftlingen der deutschen Minderheit Rumäniens (Schwarze-Kirche-Prozess, Schriftstellerprozess u.a.) wurden sie bisher in geschichtlichen Werken nicht erwähnt. Dabei mussten die unschuldig hineingerissenen Sachsen meist höhere Haftstrafen verbüßen oder ihre Hilfsbereitschaft sogar mit dem Leben bezahlen. Zwei Spione fanden zum Beispiel Zuflucht in der Gärtnerei von Erich Tartler in Kronstadt-Bartholomae, den Brenndörfer schon damals persönlich kannte.

Im zweiten Teil des Abends zeigte Brenndörfer den rumänischen Dokumentarfilm „Memorialul durerii“ (Mahnmal des Leides), der das Partisanen-Thema in Zeitzeugen-Interviews aufgreift. Im Anschluss an den Vortrag wurden die Gäste dazu eingeladen, den Abend bei siebenbürgischen Spezialitäten und württembergischen Wein ausklingen zu lassen.

Das Buch „Banditen, Spione oder Helden? Bewaffneter antikommunistischer Widerstand in Rumänien 1948-1962”, ISBN 978-3-00-015903-9, 298 Seiten und 52 Abbildungen und Dokumente, kann zum reduzierten Preis von 15 Euro, zuzüglich Versand, im SiebenbuergeR.de-Shop-Portal oder bei Karl-Heinz Brenndörfer, Werner-Haas-Weg 5, 70469 Stuttgart, Telefon und Fax: (07 11) 85 02 89, E-Mail, bestellt werden.

Martin Schnabel

Schlagwörter: Vortragsreihen, Zeitgeschichte, Kommunismus

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