4. Juni 2007

Festveranstaltung in Dinkelsbühl

Noch einmal stand die sich heuer zum 50. Mal jährende Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen im Zentrum einer Festlichkeit. Bereits am 10. Mai wurde in Düsseldorf, im Plenarsaal des Landtags von Nordrhein-Westfalen, im Rahmen einer Feierstunde an die Patenschaftsübernahme am 26. Mai 1957 erinnert (siehe SbZ-Bericht Nordrhein-Westfalen feiert 50 Jahre Patenschaft für die Landsmannschaft). Dass auf den Tag genau 50 Jahre später, am Pfingstsamstag, in der Sankt-Pauls-Kirche zu Dinkelsbühl eine Festveranstaltung stattfand, war daher doppelt symbolträchtig: zum einen des Datums wegen, aber auch im Hinblick auf den Veranstaltungsort. Denn gerade bei den Siebenbürger Sachsen erfüllt die Kirche in besonderem Maße ihre identitätstiftende Funktion, wie Thomas Kufen, Integrationsbeauftragter des Landes Nordrhein-Westfalen, eingangs seiner Festrede anmerkte.
Die musikalische Umrahmung der Festveranstaltung gestalteten der Honterus-Chor aus Drabenderhöhe und der Stephan-Ludwig-Roth-Chor aus Setterich unter der Leitung von Regine Melzer und Hans Scheilen: so feierlich das einleitende „Lobt den Herrn der Welt“ (H. Purcell, W. Trapp), so beschwingt das „Marschlied der Dorfjugend“ (O. Eisenburger), so Eintracht verströmend das „Af deser Ierd“ (H. Kirchner, E. Thullner).

Unter den anwesenden Ehrengästen begrüßte der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzende der internationalen Föderation in Kanada, USA, Österreich, Deutschland und Rumänien, Dipl.-Ing. Arch.Volker Dürr, neben dem Festredner Thomas Kufen besonders die Präsidentin des Landtags Nordrhein-Westfalen, Regina van Dinther, den nordrhein-westfälischen Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen und den Oberbergischen Landrat Hagen Jobi. An den Integrationsbeauftragten des Landes NRW gewandt, dankte Dürr in seiner Begrüßungsansprache dafür, dass sich das bevölkerungsreichste Bundesland „eindeutig zu der vor 50 Jahren für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen übernommenen Patenschaft bekennt, ihren Fortbestand zusichert und die vom damaligen Ministerpräsidenten und späteren Bundespräsidenten Johannes Rau an unserem Heimattag 1997 in Dinkelsbühl angebotene Partnerschaft weiterführen wird“. Die Zeichen der in den vergangenen fünf Jahrzehnten gegenseitig erwiesenen Solidarität seien „Musterbeispiele für eine gelungene Integration“. In diesem Zusammenhang führte der Bundesvorsitzende die Siebenbürger-Sachsen-Siedlungen von Setterich, Herten-Langenbochum, Oberhausen, Overath und Drabenderhöhe an, ferner die von dem Patenland geförderten Kultureinrichtungen, die Siebenbürgische Bibliothek, das Archiv und das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim. Mit dem Dank für die gewährte Verstärkung der Integrationshilfen auf kulturellem Gebiet verknüpfte Dürr die Bitte, „die Gleichbehandlung im Rentenwesen einzubeziehen“.

Zu Beginn seiner Rede überbrachte Thomas Kufen die Grüße der Landesregierung NRW, mit Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers an der Spitze, und auch von Integrationsminister Armin Laschet. Bezug nehmend auf die vor 50 Jahren vollzogene Patenschaft zitierte der Festredner aus der vom damaligen Arbeits- und Sozialminister Heinrich Hemsath unterzeichneten Urkunde: „Mit diesem Akt bekundet das Land Nordrhein-Westfalen seine Verbundenheit mit der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, deren Urheimat weite Teile Nordrhein-Westfalens sind, und seinen Willen, die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in ihren Aufgaben zu unterstützen“. Diese Erklärung gelte damals wie heute voll inhaltlich. Diese Patenschaft mit einem reifen Alter von 50 Jahren habe sich zu einer erfolgreichen Partnerschaft zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen entwickelt. Gewiss gründeten die Wurzeln dieser Beziehung im 12. Jahrhundert, als deutsche Auswanderer aus dem rhein- und moselländischen Gebiet nach Siebenbürgen auswanderten. Kufen erinnerte an die beispielhaften Kulturleistungen der Siebenbürger Sachsen im Karpatenbogen und hob ihre über mehr als acht Jahrhunderte wirksame Rückbindung an die deutsche Heimat hervor. Unter den Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Nordrhein-Westfalen gekommen waren, seien auch Tausende aus Siebenbürgen gewesen. Seinerzeit hätte das Land NRW die Not dieser Menschen durch schnelle, unbürokratische Hilfe gelindert. Die Siebenbürger Sachsen ihrerseits hätten auf der Grundlage alter Tugenden wie Fleiß und Selbstbehauptungswille zum Wiederaufbau in Deutschland und respektive in Nordrhein-Westfalen Wesentliches beigetragen. Ohne diesen aktiven Beitrag „hätten wir nicht so stolz den 60. Geburtstag unseres Landes im letzten Jahr feiern können. Dafür gebührt Ihnen Dank, den ich Ihnen im Namen der Landesregierung ausspreche.“

Als Musterbeispiel für gelungene Integration bezeichnete der Integrationsbeauftragte der Landesregierung NRW die Siedlung Drabenderhöhe. Ende März hatte Kufen die mit mehr als 4 000 Einwohnern weltweit größte Siebenbürger-Sachsen-Siedlung besucht. Der Festredner ermutigte die landsmannschaftlichen Vertreter dazu, „mit Ihrer Arbeit auf dem Weg der Integration und Völkerverständigung fortzufahren“. Gerade die zu den Landsleuten in Rumänien „in echter Solidarität“ aufrechterhaltene Brücke sei beispielhaft. Kufen brachte seine Vorfreude zum Ausdruck, Mitte September diesen Jahres an einer Informationsreise nach Siebenbürgern teilnehmen zu dürfen. Als „Mittler und Brückenbauer für die deutsch-rumänische Freundschaft“, schloss Thomas Kufen seine Rede, sollten die Siebenbürger Sachsen auch künftig den europäischen Einigungsprozess fördern.

Christian Schoger


Schlagwörter: Heimattag, Patenschaft, Nordrhein-Westfalen

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