11. März 2008

Johannis Reeg Verlag feiert sein fünfjähriges Bestehen

Mit fünf Jahren hat ein Kind schon eine deutlich ausgeprägte Persönlichkeit. So auch der von Dagmar Zink und Dr. Klaus Weinrich im März 2003 gegründete Johannis Reeg Verlag in Heilbronn. Siebenbürgenspezifisches herauszubringen war von Anfang an für die Germanistin und den Naturwissenschaftler Programm. Der Verlag bekannte sich demnach bereits bei seiner Gründung zu seinem Nischendasein. In Nischen stellen wir Dinge, die nicht alltäglich sind, in ihrer Art so wertvoll, dass wir ihnen einen geschützten Raum geben, aus dem heraus sie wirken können. Diese Dinge müssen aber, um nicht übersehen zu werden, durch irgendetwas Besonderes auffallen, das Augenmerk des Betrachters auf sich ziehen.
Sieht man sich die Reihe der hier verlegten Bücher an, so fällt auf, dass sie zunehmend farbiger werden. Zwar ist das erste Buch mit seinem schönen roten Einband äußerlich am auffälligsten – Emil Sigerus’ „Vom alten Hermannstadt“, neu aufgelegt (ein zweiter Band folgte, ein dritter ist in Vorbereitung) -, inhaltlich ist es aber noch etwas zaghaft auf Altes und Bewährtes ausgerichtet. Es folgt ein schmaler, in seiner Aufmachung eher unauffälliger Band: „Conrad Haas Raketenpionier und Humanist“; er vereint naturwissenschaftlichen Sachverstand und Lesbarkeit. In Hans Barth fanden die Verleger einen Autor, der die Leistungen des siebenbürgischen Vordenkers aus dem 16. Jahrhundert verlässlich und anschaulich darstellen kann; anschaulich heißt auch: durch Bilder belegt.
Dagmar Zink und Dr. Klaus Weinrich, die "Macher" ...
Dagmar Zink und Dr. Klaus Weinrich, die "Macher" des 2003 gegründeten Johannis Reeg Verlags in Heilbronn. Foto: Beate Zink-Weinrich
In Zusammenarbeit mit der Hermannstädter Honterus-Druckerei gelingt es dem Verlag, die Papier- und Druckqualität der Bücher, vor allem aber die Bildwiedergabe mit der Zeit wesentlich zu verbessern. Für sein nächstes Vorhaben war Letzteres besonders wichtig, handelt es sich doch um einen Band, der Aquarelle von Juliana Fabritius-Dancu über Alt-Kronstadt erstmalig gedruckt wiedergibt. Erstmalig auch greift der Johannis Reeg Verlag damit ein Kronstädter Thema auf und das auch auf neuartige Weise. Die Herausgeber Hansgeorg von Killyen und Karl Dendorfer stellen dem Ganzen einen Überblick über die bauliche Geschichte Kronstadts voran, den Maja Philippi zwanzig Jahre zuvor für einen damals geplanten Band verfasst hatte. Danach schlägt Rohtraut Wittstock mit ihren kunstkritischen Überlegungen zu diesen Bildern eine Brücke zu deren heutiger Rezeption. Die Kommentare des Historikers Gernot Nussbächer sowie Ausschnitte aus Briefen zur Entstehung der Aquarelle runden den Band ab. Mag auch Auswahl und Gewichtung dieser Komponenten, besonders aber die farbliche Wiedergabe der Bilder manch ein Leser etwas kritisch sehen, so ist doch „Alt-Kronstadt, Bilder einer Stadt“ ein mutiges und originelles Unterfangen.

Das 2004 herausgebrachte Buch von Michael Kroner, „Die Hohenzollern als Könige von Rumänien“, wirkt sowohl in seiner Aufmachung als auch in seinem Inhalt gediegen. Die Linie des wissenschaftlich fundierten und zugleich allgemein verständlichen Textes von Karl Barth wird hier fortgesetzt. Allerdings dürfte das Thema, das der Historiker Kroner hier aufgreift, einen weitaus größeren Leserkreis ansprechen als das naturwissenschaftliche über den Raketenbauer Haas. Das Schicksal von Königen interessiert wohl nicht nur Kronstädter oder Hermannstädter. Mit seinem nächsten Buch, ebenfalls aus der Feder von Michael Kroner, erweitert der Verlag den gedachten Adressatenkreis noch mehr: „Dracula, Wahrheit, Mythos, Vampirgeschäft“. Wie brennend aktuell das Thema ist, zeigt nicht zuletzt die Auseinandersetzung des Historikers mit dem Schriftsteller Dieter Schlesak in der Siebenbürgischen Zeitung. Wie wohltuend ist es doch, wenn man geschichtlich Gesichertes von mythisch Imaginiertem wie auch von künstlerisch Geformten trennen kann!

Unter ihrem Mädchennamen Dagmar Dusil bringt die Verlegerin kulinarische Genüsse heraus: „Blick zurück durchs Küchenfenster“ und „Kulinarisches Heim- und Fernweh“, zwei geschmackvoll aufgemachte Bücher. Witzig und nostalgisch zugleich sind schon ihre Einbände; sie stammen aus der Feder des Grafikers Willy Dusil. Der Text enthält eine Sammlung heimatlicher und fremder Kochrezepte; die aber sind eingebettet in humorvoll geschilderte Erinnerungen des Kindes beziehungsweise der erwachsenen Reisenden; Geschmack und Duft als Erlebnis, das sich immer wieder einordnet in die Koordinaten früher Prägung.

Zu Farbe und Geschmack kommt in den letzten Veröffentlichungen des Johannis Reeg Verlags der Klang hinzu. Susanne Kühn illustriert von Peter Szaunig gesetzte, bekannte Kinderlieder. Dagmar Dusil leitet das Ganze mit einem „MiReDo-Märchen“ ein. Dem Klang wird sich der Verlag auch weiterhin widmen. Man darf gespannt sein auf die Carl-Filtsch-Monographie von Peter Szaunig; sie wird dreisprachig (deutsch, rumänisch und englisch) erscheinen. Heinz Acker hat Lieder von Georg Meyndt bearbeitet; den Band wird Sieglinde Bottesch illustrieren. Eine neue Idee des Verlages ist, lyrische Prosa der rumänischen Schriftstellerin Ioana Ieronim, die bereits in englischer Übersetzung großes Aufsehen erregt hat, erstmalig deutsch herauszubringen.

Klang, Farbe, Geschmack, damit wird es noch hoffentlich viele erfolgreiche Jahre weitergehen bei Johannis Reeg, Jahre, in denen wir uns auch auf immer neue Bildkalender freuen können. Anders als aldus oder auch hora ist dies ein Verlag, der von Deutschland aus siebenbürgische Themen aufgreift und schöne Bücher dazu in Hermannstadt drucken lässt. Humorvolle Leichtigkeit verspürt man bei allem Ernst in diesen Vorhaben. Die Verlegerin Dagmar Zink prägt zusammen mit Dr. Klaus Weinrich die Atmosphäre dieses Hauses. Ihr Einsatz für Siebenbürgen ist dabei immer spürbar; seit 2007 engagiert sich der Verlag im Übrigen auch für die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek. Anfangs mussten die beiden immer wieder den Namen ihres nunmehr fünfjährigen Kindes Johannis Reeg erklären. Er leitet sich vom Hermannstädter Straßennamen Hundsrück ab, der ursprünglich die Gasse des Hannen bezeichnete Und Reeg, diese Bezeichnung für eine enge auf- und absteigende Gasse möchten wir als Gratulanten umdeuten in einen Weg, der trotz mancher Mühen des Alltags stetig aufwärts geht. Johannis Reeg ist nicht allein für Siebenbürgenkenner zum unverwechselbaren Charakter herangereift. Dazu herzlichen Glückwunsch!

Brigitte Stamm

Schlagwörter: Verlag, Heilbronn

Bewerten:

176 Bewertungen: ––

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.