15. Mai 2008

Siebenbürgische Sujets in den "Spiegelungen"

Literatur, Bildende Kunst und Geschichte sind die Schwerpunkte in Heft 1/2008 der Zeitschrift „Spiegelungen“, die vierteljährlich im Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südost­europas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) erscheint.
Eingangs sind „Caprichos“ von Dieter Roth zu lesen, d. h. Kapitel aus einem im Entstehen begriffenen Roman des rumäniendeutschen Autors, der, vor allem als Übersetzer, Verlags­lektor und Journalist bekannt geworden, noch in Rumänien auch mit ausgefeilten Prosatexten hervortrat. Er erzählt u. a. die Geschichte eines gewesenen Wehrmachtsangehörigen aus dem „Reich“, den es nach dem Krieg in das sowjetisch besetzte Siebenbürgen und nach Bukarest verschlagen hat. Auch der Literatursatire, so etwa den „sprachspielerischen Kaprizen“ eines „Kollegen aus studentischer Frühzeit“, widmet sich der Verfasser. Hellmut Seiler übersetzt neue Texte des Klausenburger Lyrikers und Hoch­schullehrers Ion Pop. Den zweisprachig hervortretenden Schriftsteller György Dalos, der seit Jahren in Berlin und Budapest lebt, stellt Stefan Sienerth in einem Interview als Erzähler und Sachbuchautor vor, der u. a. zur Situation von Schriftstellern in der Zeit des Kommunismus und im Besonderen über den Rollenwandel der Literaten in Ungarn und in Osteuropa bemerkenswerte Statements abgibt. Peter Motzan wertet Ergebnisse archivarischer Recherchen aus und präsentiert unter dem Titel „Ein Lächeln Gottes ist der blühende Baum“ die Bukowiner jüdisch-deutsche Dichterin Salomea Grünspan-Mischel (1901-2000) im Porträt und mit unveröffentlichten Proben ihrer Lyrik.

In der Würdigung von Werk und Persönlich­keit des populären Banater Schriftstellers und Schauspielers Stefan Heinz-Kehrer, der im Februar in Bielefeld seinen 95. Geburtstag beging, wird von Walter Engel insbesondere die Leistung des Dramatikers dargestellt, der, „Theater als identitätsstiftende Anstalt“ begreifend, mit seinen Stücken zu den „öffentlich wirksamsten Bühnendichtern der Banater Schwaben, wenn nicht gar der gesamten rumäniendeutschen Nachkriegsliteratur“ geworden sei. Auch weitere, in der Zeitschrift begangene Jubiläen stammen aus dem Bereich bzw. Umfeld der Literatur. Mit einem Beitrag von Franz Hodjak zum 60. Geburtstag von Prof, h. c. Dr. Stefan Sienerth ehrt die Publikation den bekannten, aus Siebenbürgen stammenden Germanisten, der als Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer seine Laufbahn in Rumä­nien begann, in Deutschland fortsetzte und heute in München als Direktor des IKGS wirkt. Seine Bemühungen um die Literatur­geschichte der Siebenbürger Sachsen, heißt es in der Hommage, seien von „unschätzbarem Wert“, er habe immer wieder versucht, „ein wenig mehr Gerechtigkeit ins kollektive Ge­dächtnis zu bringen und das Selbstverständnis von Schminke und allerlei Verrenkungen zu be­freien“. An den 70. Geburtstag von Dr. Annemarie Podlipny-Hehn, der verdienstvollen Banater Kunsthistorikerin und Sachbuch­autorin, erinnert Eduard Schneider. Über den siebzigjährigen Jubilar Hannes Schuster, den ehemaligen Chefredakteur der „Siebenbürgi­schen Zeitung“, der „mehr als ein Blattmacher“ gewesen sei, schreibt Hans-Werner Schuster.

In der Rubrik „Bildende Kunst“ untersucht und interpretiert der Essayist Dieter Schlesak das Werk der siebenbürgischen Malerin Katharina Zipser („Uni-Kath“). Sie habe, stellt er heraus, in ihren „TraumBildschöpfungen“ „ost-westliche Symbiose überzeugend und in aller eigenwilligen Natürlichkeit gestaltet“. Ein origineller Auf­satz des Belgrader Historikers Zoran Janjetovic, der unter dem Titel „Von offiziöser Darstellung zum offenen Dialog“ die Geschichtsschreibung über die Volksdeutschen im ehemaligen Jugos­lawien und heutigen Serbien-Montenegro im Spiegel der letzten 60 Jahre kritisch untersucht, bietet einen Überblick über die Wege und Wandlungen der historiografischen Forschung zu diesem Thema in der betreffenden Zeit­spanne. Die Presseforscherin Mária Rózsa aus Budapest zeigt in ihrer Skizze der Kronstädter Presse im 19. Jahrhundert insbesondere deren politischen und kulturellen Stellenwert auf. Etwa ein Viertel des Heftes ist der Besprechung von Neuerscheinungen zu einschlägigen südosteuropäischen Themen gewidmet. Belletristik, Publizistik/Essayistik, Erinnerungsliteratur, Bil­dende Kunst und wissenschaftliche Literatur (Geschichte, Landeskunde, Hochschulgeschichte, Lexikografie) werden in den Beiträgen fachkundiger Rezensenten wahrgenommen. Nachrichten und Berichte der „Rundschau“ halten wie stets wichtigere Ereignisse, Veranstaltungen und Personalien fest.

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Die Vierteljahresschrift „Spiegelungen“ kann als Einzelheft für 6,15 Euro (zuzüglich Porto) und als Jahresabo für 22,50 Euro (einschließlich Porto) über Intime Services GmbH, Post­fach 13 63, 82034 Deisenhofen, Telefon: (089) 85 70 91 12, bezogen werden.

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