17. Mai 2008

Eine Brücke über Zeiten und Räume

Im August letzten Jahres beteiligte sich die Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins an einer Aktionswoche des SKV in Hermannstadt. Die Resonanz war durchaus positiv, und auf Anregung von Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg – Mitausrichter des diesjährigen Heimattages – wurde in Dinkelsbühl wieder ein gemeinsames Projekt in Form der Ausstellung „Der SKV (1880-1945) und seine Nachkommen“ realisiert. Die Federführung übernahm diesmal die Sektion Karpaten.
Bei der Vernissage am Pfingstsamstag richteten die Vorsitzenden der beiden Vereine kurze Begrüßungen an das zahlreich erschienene Publikum. Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums und des SKV, ging auf die gelungene gemeinsame Aktion vom vergangenen Jahr in Hermannstadt ein und unterstrich die überaus gute, intensive und vielseitige Zusammenarbeit beider Vereine. Manfred Kravatzky, erster Vorsitzender der Sektion Karpaten, freute sich, dass bei der Eröffnung der Ausstellung mit dem Vorsitzenden Dr. Bernd Fabritius und der Stellvertretenden Vorsitzenden Karin Servatius-Speck der Vorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland so hochkarätig vertreten war. Er erläuterte die Absicht der Ausrichter, im Sinne des Mottos des Heimattages Brücken zu gestalten: zeitliche Brücken zwischen dem SKV 1880-1945 und heute, Brücken über räumliche Grenzen – die Gott sei Dank kaum noch eine Rolle spielen – zwischen der Sektion Karpaten hüben und dem aktuellen SKV drüben. Auch sollte die Ausstellung einen Beitrag zum Abbau von Grenzen leisten, die leider noch in einigen Köpfen existieren.
Bei der Eröffnung der SKV-Ausstellung in ...
Bei der Eröffnung der SKV-Ausstellung in Dinkelsbühl, von links: Manfred Kravatzky, Dr. Paul Jürgen Porr und Dr. Bernd Fabritius. Foto: Josef Balazs
Der dokumentarische Teil zum SKV, gestaltet von der Sektion Karpaten, vermittelte dem Besucher in knappen Texten, Kopien von Originaldokumenten und Bildern ein umfassendes Bild der kaum richtig einzuschätzenden Tätigkeit des SKV, seiner Rolle in der Erschließung der Bergwelt der Karpaten sowie der Einführung und Förderung des Bergtourismus in Siebenbürgen und Rumänien. Es wurden verdienstvolle Mitglieder des SKV vorgestellt (Dr. C. Wolff, Dr. h.c. J. Römer, Fr. Deubel, Dr. h.c. E. A. Bielz, E. Sigerus), die 60 Schutzhütten des SKV und deren Schicksal aufgelistet, seine insgesamt 18 Sektionen und ihre Mitgliederzahl präsentiert und seine praktischen Maßnahmen und Hilfsmittel für die Touristen dokumentiert. Die dem SKV so wichtige publizistische Tätigkeit mittels seiner Jahrbücher und der Zeitschrift „Der Wanderer“ und deren positives Echo im europäischen Ausland wurden ebenfalls gewürdigt. Die Beziehung des SKV zum damaligen DuOeAV sowie dem späteren DAV, sein Verhältnis zu den anderen Nationalitäten in Siebenbürgen sowie das heikle Thema der Position des SKV während der NS-Zeit wurden nicht ausgeklammert.

Die Dokumentation wurde abgerundet mit der Kopie und der Übersetzung des unsäglichen Dekretes Nr. 921 vom 13. Juni 1945, mit welchem der SKV widerrechtlich aufgelöst und enteignet wurde. Dieser Teil der Ausstellung wollte die zivilisatorische Arbeit des SKV vergegenwärtigen, seine noch nicht zur Gänze erfasste Rolle im Tourismus in Siebenbürgen und Rumänien. Auch die großartige Leistung unserer Vorfahren sollte wieder ins Bewusstsein gerückt werden und damit einen Anstoß zur Stärkung unseres Selbstbewusstseins als Siebenbürger Sachsen darstellen. All denen, die sich in der Tradition des SKV sehen, sollte dieser Teil ein Ansporn in ihrer Tätigkeit in den heutigen Nachfolgevereinen sein.

Andere Teile des dokumentarischen Abschnittes der Ausstellung betrafen die Nachfolger des alten SKV: die 1986 gegründete Sektion Karpaten des DAV und der 1996 wiederbelebte SKV. Der Besucher wurde über die Gründung der beiden Vereine informiert, die Aktivitäten der Gebietsgruppen bzw. Sektionen der beiden Vereine wurden vorgestellt, ihre Publikationen präsentiert, die Rolle der Sektion Karpaten bei der Wiederbelebung des SKV dokumentiert sowie das Bestreben –und die ersten Erfolge – des jetzigen SKV um Rückerstattung alten SKV-Besitzes erwähnt. Einen ganz besonderen Anziehungspunkt in der Ausstellung bildeten die vom SKV aus Hermannstadt gestellten zahlreichen historischen Aufnahmen des bekannten Hermannstädter Fotografen Emil Fischer (1873-1965) aus der Bergwelt der Karpaten mit den SKV-Schutzhütten, Aufnahmen nach den Originalplatten, die sich im Brukenthalmuseum befinden.

Um auch dem naturbegeisterten Besucher ein Erlebnis zu bieten, brachte die Ausstellung faszinierende großformatige Bilder der hochkarätigen Extrembergsteiger der Sektion Karpaten Erich Bonfert und Reinhold Kraus von deren Expeditionen aus dem Himalaja und Karakorum sowie herrliche Nahaufnahmen von Blumen aus den Alpen und Karpaten von Anneliese Schiel.

Der Autor lässt zum Urteil über die Ausstellung Einträge aus dem Gästebuch sprechen: „Respekt! Tief beeindruckt von den Leistungen“; „Interessant und schön, weiter so!“; „Alle Achtung vor soviel Engagement. Dahinter kann ‚nur’ Begeisterung stecken“.

Zum Gelingen der Ausstellung hat auch Hans-Werner Schuster, Bundeskulturreferent des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, beigetragen, dem an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt wird.

Manfred Kravatzky

Schlagwörter: Heimattag 2008, Sektion Karpaten des DAV, Forum

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