25. Mai 2008
Literaturnachmittag in Dinkelsbühl mit Hans Bergel
Dem vom Bundeskulturreferat entworfenen schönen Plakat, das zur Hans-Bergel-Lesung am 11. Mai im Rahmen des Heimattages einlud, war zu entnehmen, dass der bald 83-jährige Schriftsteller aus dem Buchmanuskript „Bilder eines abenteuerlichen Lebens. Autobiografische Fragmente“ und aus dem Roman „Die Wiederkehr der Wölfe“ lesen würde.
Der Saal im Dinkelsbühler Evangelischen Gemeindehaus St.-Paul war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Karin Servatius-Speck, die Stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen, den Gast aus Gröbenzell bei München in gewohnt literaturkundiger Art begrüßte und ihn einen Autor nannte, dessen Dynamik und geistige Präsenz jede Begegnung mit ihm zum Erlebnis mache. Sie wies unter anderem auf drei Bücher hin, die in naher Zukunft über Hans Bergel erscheinen werden: eine Biografie, eine umfangreiche Doktorarbeit über Bergels Werk und eine repräsentative Auswahl von Studien, Essays, Interviews und wichtigen Rezensionen über Leben und Werk.
Bergel begann seine Lesung mit einer spontanen, kurzen Begrüßung des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius, dem er – zur Erheiterung des Publikums – zurief, seit langem sei ihm die Ehre des Besuchs eines Bundesvorsitzenden bei einer seiner Literaturlesungen vorenthalten worden. Was er dann dem Publikum an Texten bot, war aus zweifachem Grund ein geistiger Genuss – die klare und präzis pointierte, reife Prosa und die genaue Diktion, die jedes Wort verständlich bis in die letzte Sitzreihe trug, fesselten das Publikum in jeder Sekunde der siebzig Minuten.
Souverän erzählt war schon das erste der „autobiografischen Fragmente“: Eine Kindheitserinnerung an gemeinsame Schuljahre in Sächsisch-Regen mit einem jüdischen Kollegen, einem Rabbinersohn, dessen Schläfenlocken zum Anlass dramatischer Konfrontationen in der Klasse werden. Hinter dem humoristisch ausgebreiteten Geschehen verbirgt Bergel bei der Behandlung dieses mehrfach delikaten Gegenstands eine Hintergründigkeit, die dem Publikum durchaus bewusst wurde. Der starke Applaus war sicherlich auch darauf zurückzuführen. Atemlos lauschten die Menschen im Saal dem mit kleistischer Intensität geschriebenen Erzählbericht über eine Freundschaft aus der Zeit des bewaffneten antikommunistischen Widerstands – der Bereitschaft des Freundes, sich für den Freund zu opfern. Die Mischung aus disziplinierter Sachlichkeit und kontrollierter Emotionalität, mit der Bergel den Vorgang erzählt, war vielleicht der nachhaltigste Eindruck des Literaturnachmittags. Köstlich schließlich die dritte Probe der „autobiografischen Fragmente“: die Erzählung von der 75-jährigen Mutter, die eine alte Stehuhr – ein Familienstück – aus dem kommunistischen Rumänien schmuggelt. Als Draufgabe las Hans Bergel eine der schönsten Stellen seines Romans „Die Wiederkehr der Wölfe“, den Karin Servatius-Speck dem Publikum dringend ans Herz gelegt hatte: Die Gedanken des 15-jährigen Peter Hennerth über die Landschaft Siebenbürgen. Kaum jemals glückte einem unserer Autoren eine Liebeserklärung an Siebenbürgen von dieser poetischen Reinheit und Schönheit.
Das Publikum war sich einig, einen der kulturellen Höhepunkte des Heimattags 2008, „Brücken über Grenzen“, erlebt zu haben: Es waren Grenzüberbrückungen, die Hans Bergel mit der Literaturlesung am Pfingstsonntag beschwor.
Bergel begann seine Lesung mit einer spontanen, kurzen Begrüßung des Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius, dem er – zur Erheiterung des Publikums – zurief, seit langem sei ihm die Ehre des Besuchs eines Bundesvorsitzenden bei einer seiner Literaturlesungen vorenthalten worden. Was er dann dem Publikum an Texten bot, war aus zweifachem Grund ein geistiger Genuss – die klare und präzis pointierte, reife Prosa und die genaue Diktion, die jedes Wort verständlich bis in die letzte Sitzreihe trug, fesselten das Publikum in jeder Sekunde der siebzig Minuten.
Souverän erzählt war schon das erste der „autobiografischen Fragmente“: Eine Kindheitserinnerung an gemeinsame Schuljahre in Sächsisch-Regen mit einem jüdischen Kollegen, einem Rabbinersohn, dessen Schläfenlocken zum Anlass dramatischer Konfrontationen in der Klasse werden. Hinter dem humoristisch ausgebreiteten Geschehen verbirgt Bergel bei der Behandlung dieses mehrfach delikaten Gegenstands eine Hintergründigkeit, die dem Publikum durchaus bewusst wurde. Der starke Applaus war sicherlich auch darauf zurückzuführen. Atemlos lauschten die Menschen im Saal dem mit kleistischer Intensität geschriebenen Erzählbericht über eine Freundschaft aus der Zeit des bewaffneten antikommunistischen Widerstands – der Bereitschaft des Freundes, sich für den Freund zu opfern. Die Mischung aus disziplinierter Sachlichkeit und kontrollierter Emotionalität, mit der Bergel den Vorgang erzählt, war vielleicht der nachhaltigste Eindruck des Literaturnachmittags. Köstlich schließlich die dritte Probe der „autobiografischen Fragmente“: die Erzählung von der 75-jährigen Mutter, die eine alte Stehuhr – ein Familienstück – aus dem kommunistischen Rumänien schmuggelt. Als Draufgabe las Hans Bergel eine der schönsten Stellen seines Romans „Die Wiederkehr der Wölfe“, den Karin Servatius-Speck dem Publikum dringend ans Herz gelegt hatte: Die Gedanken des 15-jährigen Peter Hennerth über die Landschaft Siebenbürgen. Kaum jemals glückte einem unserer Autoren eine Liebeserklärung an Siebenbürgen von dieser poetischen Reinheit und Schönheit.
Das Publikum war sich einig, einen der kulturellen Höhepunkte des Heimattags 2008, „Brücken über Grenzen“, erlebt zu haben: Es waren Grenzüberbrückungen, die Hans Bergel mit der Literaturlesung am Pfingstsonntag beschwor.
R. S.
Schlagwörter: Heimattag, Dinkelsbühl, Bergel, Literatur
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