16. Dezember 2008

Donauschwäbische Kulturstiftung feierte 20-jähriges Bestehen

Seit 20 Jahren initiiert die Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg in Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien Projekte, die zur Stärkung der deutschen Kultur in diesem Raum beitragen – anfangs mit Akzent auf der Förderung des kulturellen Lebens der Donauschwaben, mit der Zeit zunehmend auch mit Wirkung in der jeweiligen Mehrheits­bevölkerung und bei den verschiedenen Minderheiten. Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens veranstaltete die Donauschwäbische Kulturstiftung eine Arbeitstagung in den Räumen der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg mit Fachleuten aus Deutschland und den Ländern mit ehemaliger Donauschwaben-Bevölkerung.
„Fokus: Deutsche Sprache“ hat Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Eugen Christ als Devise der Tagung ausgegeben. Lehrerinnen und Lehrer, Kulturmanager, Theaterleute und auch Politiker berichteten über ihre Erfahrungen mit den von Land zu Land unterschiedlichen Bildungs­syste­men vom Kindergarten über die Schule bis zum Studium und der Erwachsenenbildung. Gemein­sames Ziel aller Teilnehmer ist, der deutschen Sprache und der deutschen Kultur jenen Stel­lenwert zu verleihen, der aufgrund traditioneller historischer Bezüge, aber auch unter dem Aspekt des Gewichts in der EU adäquat wäre.
Innenminister Heribert Rech im Gespräch mit den ...
Innenminister Heribert Rech im Gespräch mit den (v.l.) Julia Hermann, Miruna Stanescu (UBB Klausenburg) und Dr. Eugen Christ. Foto: Franz Csiky
Die Gäste aus den vier Donau­ländern sparten dabei nicht mit Kritik an der auswärtigen Kul­turpolitik Deutschlands. Sie nutze zu wenig die Chancen, die sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ergeben haben. Zwar sei Englisch auch in jener Region auf dem Vormarsch, doch da bald jeder Englisch könne, Englischkenntnisse also keinen Wettbewerbs­vorteil mehr darstellten, hätte Deutsch die große Chance, wieder an Bedeutung zuzulegen. Leider entstehe in diesen Donauländern der Eindruck, dass das „offizielle“ Deutschland daran gar kein Interesse hat oder „blind“ für diese Entwicklung ist. Als lobenswerte Aus­nahme wurde dabei die Donauschwä­bische Kulturstiftung des Landes Baden-Würt­temberg gewürdigt. Mit relativ geringen Mitteln im Vergleich zu den großen Stiftungen und Or­ganisationen, doch mit viel Sachverstand – dank des Geschäftsführers Dr. Eugen Christ, der u. a. die Staatssprachen Rumänisch und Ungarisch beherrscht. Vor allem verdienen die Projekte der Stiftung Lob, sei es ein „Hörkoffer“ mit deut­scher Literatur, das Ermöglichen von Praktika in Deutschland, das Durchführen von Theater­kursen mit Germanistikstudenten usw.
Von links nach rechts: Carmen Elisabeth Puchianu, ...
Von links nach rechts: Carmen Elisabeth Puchianu, Teodora Miu und Ingmar Brantsch. Foto: Franz Csiky
Aus Rumänien referierte Dr. Ioana Velica von der Klausenburger Universität, die Leiterin des Zentrums für Lehrerfortbildung Mediasch, über Ausbildungswege und Weiterbildungszwänge für in deutscher Sprache unterrichtende Lehrer; Silvia Florea (Bukarest) vom Deutsch­lehrer­ver­band in Rumänien informierte über Unter­richts­strukturen; Adrian Ardelean (Temeswar), Vorsitzender des Funkforums, sprach über das „Pausenradio“ an den deutschen Schulen in Rumänien. Anwesend waren auch weitere Lehr­kräfte und Studenten aus Klausenburg. Die Prä­senz von Germanistik-StudentInnen aus den ge­nannten Donauländern bei der Tagung gehört zu den Pluspunkten dieses „Jubiläumsseminars“.

Viel Beachtung fanden das Podiumsgespräch „Und es geht trotzdem weiter …“ und die Le­sung von rumäniendeutschen Autoren unter der Mo­deration von Ingmar Brantsch, der den interessierten Zuhörern aus Deutschland, Un­garn, Serbien und Kroatien die Eigenständigkeit der rumäniendeutschen Literatur überzeugend vermitteln konnte. Neben Carmen Elisabeth Puchianu kam auch die Nachwuchs-Autorin Teodora Miu vom Stafette-Kreis aus Temeswar zu Wort, die trotz ethnisch rumänischer Zuge­hörigkeit in deutscher Sprache schreibt. Verschiedene Redner sprachen zum Jubi­lä­um. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech, Vorsitzender des Stiftungsrates und Beauf­tragter des Landes Baden-Württem­berg für Ver­triebene, Flüchtlinge und Aus­siedler, würdigte das Engagement des Landes, das nicht nur bei den Donauschwaben Früchte trage, sondern auch in den Herkunftsländern Wirkung zeige. Der Osteuropabe­auftragte der Landesregierung, Heinz Kälberer, erläuterte die ver­schiedenen Donauprojekte. Prof. Dr. Christian Steger, Stiftungsvor­sitzender der Stiftung, zog eine positive Bilanz der zwei Jahrzehn­te Stif­tungsarbeit.

Hans Beerste­cher, stellvertretender Vorsitzen­der der Stiftung und Senator h.c. der Babeș-Bolyai-Universität, empfand bei der Begrüßung das Motto „Focus: Deutsche Sprache“ gerade in einem Bundesland, das damit wirbt, nicht Hochdeutsch zu können, als merkwürdig. Den kräftigsten Applaus erhielt Georg Aescht für seine Festrede. Wegen eines Unfalls konnte der siebenbürgische Autor nicht anreisen. Seine Rede verlas Franz Csiky. Aeschts mitunter kritischen Über­legungen waren recht am Platze bei solch einem Jubiläum, das jenseits „tümelnder“ Rhetorik selbstbewusst seine Erfolge bei der Verbreitung der deutschen Sprache und Kultur feiern durfte.

Franz Csiky

Schlagwörter: Donauschwaben, Baden-Württemberg

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