20. November 2009

Glaube und Heimat auf DVD

Es ist eine einmalige Fotodokumentation, die Simon Thiess in zweiter Auflage herausbringt. Die DVD „Das kirchliche Leben in Siebenbürgen von 1972-1982“ enthält 109 Schwarzweiß- und 426 Farbbilder unterlegt mit klassischer Musik von J. S. Bach, W. A. Mozart, L. van Beethoven und J. Haydn. Wir werden mit authentischen Aufnahmen kirchlichen Lebens konfrontiert, das es so nicht mehr gibt. Ihr Zeit- und Erinne­rungswert ist deshalb groß, erhaltens- und sehenswert.
Simon Thiess war über ein Jahrzehnt Fahrer von Albert Klein, Bischof der Evangelischen Kir­che A.B. in Siebenbürgen (1969-1990). Er fuhr den Bischof, offizielle Gäste und andere kirchliche Würdenträger in die Kirchengemeinden der Landeskirche. Ob es Visitationen waren, Besu­che in besondern Notsituationen, Einweihungen von Kirchen: Simon Thiess war immer dabei. Und wenn seine Zeit es erlaubte und die Gele­genheit sich bot, hielt er mit seiner Kamera wichtige Ereignisse und Begegnungen als Erin­nerung für heute fest. Die Bilder stellen mehr als einen Schnappschuss aus vergangenen Zeiten dar. Sie sind Bild gewordenes Leben und Hoffen aus längst vergangenen Jahren.

Gewiss, wenn bischöflicher Besuch anstand, legten die Gemeinden ihre Sonntagstracht an und präsentierten sich von ihrer besten Seite. In kirchlichen Kreisen sprach man dann vom „reinigenden Besuch des Bischofs“. Das zeigen die Bilder sehr deutlich. Es sind Sonntagsbilder, de­nen wir begegnen. Doch das ist nur die eine Seite. Der unsichtbare Hintergrund war jedes Mal auch gegenwärtig. Die Erwartungshaltung der Gemeinden und ihrer kirchlichen Wür­denträger, ob Presbyter oder Pfarrer, an den Bischof war in jenen Jahren sehr groß. Volk und Kirche be­fanden sich in großer Not, völkische und kirchliche Fragen waren eng miteinander verknüpft. Deshalb warteten die Menschen auf bischöflichen Zuspruch und Wegweisung. Aber die Kirche bzw. der Bischof hatte keine Parolen auszugeben, hatten auch keine Patentrezepte. Die Wirksamkeit der Kirche wurde laut Kultus­gesetz (Nr. 177/ 1948) auf den Kultus und die Pflege privater Frömmigkeit zurückgedrängt, sie durfte kein öffentliches Wächteramt wahrnehmen. Alle aber fragten: Wie wird es weiter gehen?
Visitation in Kleinschelken am 11. Juni 1973, mit ...
Visitation in Kleinschelken am 11. Juni 1973, mit Bischof Bracklein (Thüringen), dahinter Pfarrer Karl Otto Reich, Dechant Wilhelm Binder, Bischof Klein. Foto: Simon Thiess
Das ist die seelische Befindlichkeit, die diese Bilder auch heraufbeschwören. Zum einen Ge­meinden und Gemeindeglieder, die trotz allem ihre Festtracht anziehen und zuversichtlich singen „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ und sich mit dieser schon so oft erfahrenen Wahrheit aufrich­ten und trösten lassen. Zum anderen aber auch Gemeinden und Menschen, die sich mehr und mehr als wanderndes Gottesvolk begreifen und wahrnehmen. Denn die politischen Verhältnisse der letzten 50 Jahre hatten zu einer verminderten Bodenhaftung geführt. Sie suchten eine Neu­ausrichtung ihres Lebens und des ihrer Kinder. Die Kirche war nicht mehr in der Lage, wie das in früheren Jahrhunderten der Fall war, „Hort der Nation“ zu sein.

Inzwischen leben die Menschen, die sich auf den Bildern der DVD wieder erkennen, fast alle in der Bundesrepublik Deutsch­land und haben ein neues Zuhause gefunden. Ihnen kann ich die DVD von Simon Thiess empfehlen. Sie ist ein wichtiges Zeugnis unserer jüngsten Geschichte in Siebenbürgen.

Dr. August Schuller



Die DVD „Das kirchliche Leben in Siebenbür­gen von 1972-1982“ kann bestellt werden zum Preis von 10,00 Euro, inklusive Versand, bei Simon Thiess, Sudetenstraße 6 a, 82278 Alt­hegnenberg, Telefon: (0 82 02) 90 33 77.

Schlagwörter: DVD, Kirche, Geschichte, Siebenbürgen

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