5. Mai 2010

Sehenswerte Gert-Fabritius-Ausstellung in Kornwestheim

Kornwestheim - Die Galerie der Stadt Kornwestheim im Kleihues-Bau zeigt eine neue Ausstellung mit Holzschnitten, über- und untermalten Drucken, aber auch raumgreifenden Installationen von Gert Fabritius. Die Vernissage der Ausstellung „Dem Absurden ins Auge sehen“ fand am 16. April vor zahlreich erschienenem Publikum in der Rotunde der Galerie statt.
Der anlässlich seines siebzigsten Geburtstages mit dieser Exposition geehrte Künstler hatte sich ausdrücklich keine Retrospektive seines langjährigen künstlerischen Schaffens gewünscht, sondern vielmehr eine auf seine Gedankenwelt orientierte, auf die letzten Schaffensjahre beschränkte künstlerische Schau. Dieses entsprach auch dem Ausstellungskonzept der Museumsleiterin Dr. Irmgard Sedler.
Blick in die Ausstellung mit der Installation ...
Blick in die Ausstellung mit der Installation „Ich nehm’ mir eine Leiter ...“ (2010). Foto: Christian Wesser
Auch einen zweiten Wunsch konnte sich Fabritius mit dieser Ausstellung erfüllen. Michael Alber, der amtierende Direktor des Stuttgarter Staatsopernchores, und Ulrich Eistert, der Vorgänger des ersteren im Amt, konnten für die musikalische Umrahmung der Eröffnungsfeier verpflichtet werden. Beide sind profunde Kenner des künstlerischen Schaffens von Gert Fabritius. Vermittels eines Medleys mit Musikstücken von Mozart bis Gershwin wurde gewissermaßen vierhändig am Klavier ein musikalisches Konterfei des Geehrten geschaffen. Dem Publikum wurde die Bipolarität der Persönlichkeit von Fabritius regelrecht zu Ohren geführt. Die ernste Beschäftigung des Künstlers mit menschlicher Existenzproblematik einerseits und andererseits deren Verharmlosung, ja sogar Karikierung. Das Spiel setzte mit Dissonanzen ein, der ältere Künstler belehrte den jüngeren: „Das ist falsch“ und ermahnte mit „Bitte konzentrieren“ zu mehr Aufmerksamkeit. Das Publikum nahm diesen Kunstgriff mit Humor auf, wurde aber gleichzeitig eingestimmt auf die folgenden drei hoch professionellen Darbietungen. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Kornwestheim, Ursula Keck, schilderte in ihrer gediegenen Ansprache die Künstlerpersönlichkeit des Jubilars. Sie nannte ihn „einen der bekanntesten Holzschneider der Gegenwart“, der sich in seiner Kunst mit den der Gegenwart immanenten Problemen beschäftigt: Vereinsamung, Sprachlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das allgegenwärtige Absurde.

Alle Werke verbindet die Auseinandersetzung mit dem „Menschen im immerwährenden Kampf mit dem Leben, mit dem Widersinnigen und den Unwägbarkeiten“, so Dr. Sedler in ihrer Einführungsrede zur Ausstellung. In dieselbe Kerbe schlug Fabritius in seiner kurzen Ansprache an Ende der Veranstaltung. Er bekennt sich dazu, Sisyphos zu sein, allerdings oft ein „glücklicher“. Zu sehen sind in dem großzügigen Ausstellungsraum über 70 Werke des Künstlers.

Werner Sedler


Die Ausstellung im Museum im Kleihues-Bau, Stuttgarter Straße 93, Kornwestheim, ist freitags bis sonntags, 11 bis 18 Uhr geöffnet. Telefon wochentags (0 71 54) 2 02 74 01, oder am Wochenende (0 71 54) 2 02 74 03. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (Preis: 11,00 Euro).

Schlagwörter: Kunst, Ausstellung, Fabritius

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