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15. Oktober 2010

Kulturspiegel

Betrachtungen zur aktuellen Securitate-Debatte - von Sabine Pastior

Wie erginge es dir, wenn du erfahren würdest, dass dein leiblicher Bruder von der Securitate jahrelang bespitzelt und schließlich zum Informanten erpresst worden ist? Und wie, wenn du selbst traumatisiert bist von Securitate-Übergriffen, an denen du ein Leben lang selbsttherapeutisch gearbeitet hast, dich dadurch befreit hast und jetzt ohne Altlasten dastehst? Würdest du als Erste/r den Stein werfen? - Ich nicht. Ich habe die Vergangenheit hinter mir gelassen und lebe erfüllt in der Gegenwart. Und jetzt holt mich plötzlich alles von früher wieder ein. Aber ich lasse mich zu keinerlei Verurteilungen hinreißen. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 5 mal kommentiert.

  • Schiwwer

    1 • Schiwwer schrieb am 15.10.2010, 08:34 Uhr:
    chapeau
  • seberg

    2seberg schrieb am 15.10.2010, 11:27 Uhr (um 11:48 Uhr geändert):
    Beeindruckender Artikel, gerne gelesen, vor allem das "beginn bei dir selbst" mit dem Verurteilen und Bessermachen.
    Zum Ausblick und Wunsch am Ende des Artikels: das Schweigen Oskar Pastiors zu seiner IM-Tätigkeit mag gerade auch Resultat seiner aus schmerzlichen Erfahrung gewonnenen Überzeugung gewesen sein, dass der Mensch eben weniger des Menschen Bruder ist, als dessen Wolf, vor dem es sich zu schützen gilt, als Opfer vor dem Täter.
    Aus einer anderen Sprache als aus dieser völlig unzulänglichen, wenn auch notwendig grenzziehenden Opfer-Täter-Sprache der weltlichen Rechtssprechung ist freilich seine Poesie gemacht. Diese Sprache und Poesie, so denke ich, wird bleiben und helfen, aus Wölfen vielleicht mehr Brüder und Schwestern zu machen.
  • Gernamus

    3Gernamus schrieb am 16.10.2010, 16:29 Uhr:
    Sollen also nicht gleiche Maßstäbe einer moralischen Verurteilung aller Securitate Informanten und Mitarbeiter angestrebt werden? Als ein Opfer der rumänischen Securitate wehre ich mich ausdrücklich gegen wohlwollende Gedankenspiele, die einem einstigen Securitate Mitarbeiter (von Anverwandten und Freunden) angedichtet werden.
  • Johann

    4Johann schrieb am 16.10.2010, 18:33 Uhr (um 18:34 Uhr geändert):
    Auch in negativer Hinsicht leistet der Beitrag beeindruckendes:

    Kaum wurde die IM-Tätigkeit von Pastior bekannt, schon soll eine kritische Auseinandersetzung im Keim erstickt werden. Mehr noch: Potentielle Kritiker werden schon mal prophylaktisch diffamiert.

    Meinungsfreiheit bedeutet, dass jeder und jede berechtigt ist,
    ein eigenes Urteil,
    nach eigenen Maßstäben zu fällen.

    Jeder heißt wirklich jeder,
    ob er Laie oder Fachman ist (Literaturkritiker oder Poesieliebhaber, Philosophie- und Ethik-Experte oder Analphabet),
    ob er im Kommunismus in Rumänien gelebt hat oder erst nach 1990 egal wo auf der Welt geboren ist etc.

    Die IM-Tätigkeit kann nicht mit seinen literarischen Meriten entschuldigt werden, genauso wie die NPD-Mitgliedschaft von Oberth nicht mit seinen wissenschaftlichen Leistungen gegengerechnet werden kann.

    Ein zivilisierter Diskurs zeichnet sich dadurch aus, dass differentiert über jede Einzelheit diskutiert und genauso differentiert geurteilt wird.
  • Gernamus

    5Gernamus schrieb am 21.10.2010, 09:17 Uhr:
    Im letzten Beitrag war u.a. zu lesen:
    ".....Die IM-Tätigkeit kann nicht mit seinen literarischen Meriten entschuldigt werden,....."
    Dieser Aussage schließe ich mich voll und ganz an.

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