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Carol Neustädter: Über den Leidensweg eines Denkers
Dr. Carol Neustädter, 1947 in Hermannstadt geboren, bringt in seinen philosophischen Publikationen „etwas ganz Neues, Originelles; eine hohe Linie des deutschen Denkens, die an Fichte und Schelling erinnert“ (Constantin Noica, rumänischer Philosoph). mehr...
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Artikel wurde 21 mal kommentiert.
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1 • Don Carlos schrieb am 31.08.2008, 09:00 Uhr:„Von der Freiheit des Denkens und vom Trost der Philosophie“.
Gibt es noch Neuentdeckungen in der Geisteswelt – oder ist doch alles an großen und wesentlichen Ideen schon gesagt seit der Antike, wie es Goethe auf den Punkt bringt?
Sind nicht alle Denker irgendwo Epigonen?
Ist in der grundlegenden "Weltwissenschaft" Philosophie, aus der sich alle andere Wissenschaften später herausschälten, heute noch mehr möglich, als Neuansätze und Neuinterpretationen?
Wenn der Heidegger verwandte Denker Constantin Noica, im Stalinismus und in der Ceausescu-Diktatur ein verfemter und verbotener Philosoph mit Zwangsaufenthalts und womöglich sogar Gefängniserfahrung, einem mitschöpferischen Denker auch aus Siebenbürgen freundschaftlich wohlwollend innovatives und originelles Denken attestiert, dann sicher um auf das philosophische Talent von Carol Neustädter – auch Carlos genannt – hinzuweisen, um das freie Denken der neuzeitlichen Philosophen überhaupt zu ermutigen.
Helfen kann der berühmte Denker dem weniger berühmten aber damit kaum.
Carol Neustädter, der die westliche Welt in ihrem tatsächlichen Sein und in dem von Manchesterkapitalismus geprägtem sozialen Auslesemechanismen wohl noch nicht ganz verstanden hat, wird – wie viele Tausend andere Dichter, Künstler aller Art, geistig Kreative – lernen müssen, die "tatsächliche Realität der westlichen Welt" zu akzeptieren.
Er kann melancholisch sinnend weiter im stillen Hinterstübchen sitzen wie Seneca oder Montaigne und im Wechselverhältnis von "Einsamkeit und Geselligkeit" seine Thesen, Aphorismen oder Syllogismen formulieren und sie - wie Emil Cioran in seiner Spelunca in Paris – danach auch veröffentlichen.
Doch die große Akklamation der Vielen, auf die der Geist aus Hermannstadt in Siebenbürgen, heute im nicht ganz glücklichen Münchner Exil, noch wartet, wird wohl ausbleiben, vielleicht, weil es immer so war.
Die Philosophie, im ganzen Ostblock war das über 50 Jahre nur „Marxismus-Leninismus“, bleibt eine elitäre Wissenschaft, auch wenn sie – wie etwa bei Jaspers – und eben auch bei Neustädter aus der Psychologie herstammt, also noch näher an der menschlichen Existenz angesiedelt ist.
Seit Schopenhauer und Nietzsche, die in ihrem Schrifttum gerade das Denken des Deutsche Idealismus – und eben die von Neustädter verehrten Fichte, Schelling und Hegel – bekämpften, ist "existenznahes Denken" angesagt, die "tatsächliche Bewältigung von Einsamkeit, Melancholie und Angst" – auch über Kunst und in der Lyrik, die Neustädter ebenso pflegt.
Zwischen den Idealen aus der Zelle im kommunistischen Ostblock und ihrer Umsetzung in der Wirklichkeit des Westens besteht eine große Diskrepanz.
Ich selbst, zufällig Philosoph mit reiner Westausbildung, habe in meinem Hauptwerk „Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur“ gerade diesem Thema breiten Raum gewidmet und es leitmotivisch gestaltet, ohne zu hoffen, sofort verstanden zu werden. Bestimmte Botschaften brauchen ihre Zeit, um zu wirken.
Und – bei aller "Ungeduld des Herzens" – darf kein Autor, schon gar nicht der philosophische Schriftsteller, auf spontane "Rezeption" und Zustimmung hoffen.
Bestimmte Phänomene des Denkens und der Zeitgeschichte müssen „ an sich“ exponiert und problematisiert werden; und nicht deshalb, weil man um jeden Preis gehört werden will.
Die Welt ist schlecht! Und die Welt versteht mich nicht! Ich leide an der Welt! Und ich sage euch, was ich leide!
Vielen großen Dichtern und Denkern nicht erst seit Ovid erging es so!
Der Intellektuelle, sagt Schopenhauer, erleidet am meisten – eben weil er erkennt, was die Welt im Innersten zusammenhält.
Der Aufschrei ist eine Antwort. Klage und Anklage sind Alternativen.
Das aber sind Formen des Handels – und auf ein aktives und positives Handeln kommt es an, wenn wir als Philosophen und als ganz normale menschliche Individuen die Gesellschaft verändern wollen, in der wir leben.
Die Philosophen aber, auch die Leidenden und ewig Klagenden, sind das Salz in der Suppe, ohne das alles fad ist und keinem schmeckt.
Noch ein Wort zum „akademischen Betrieb“ in Deutschland, an den Neustädter als guter Idealist lange geglaubt hat. Genauso wenig wie die Deutsche Geisteswelt auf die Wiedererweckung des Deutschen Idealismus á la Fichte, Schelling und Hegel wartet, genauso wenig wartet dieses Land, wo viele Intellektuelle aller Couleur und Ausrichtung dem physischen Verrotten überantwortet werden, auf die Erkenntnisse und Einsichten der Denker aus den Zellen der Ostgefängnisse.
Ignoranz und Mobbing sind Zeitphänomene. Und genauso wie die Verlagsetagen nur nach der Auflagenstärke werten und entscheiden dürfen – und nicht nach geistiger Originalität, gilt auch an der Deutschen Hochschule das Darwinsche Prinzip der Selektion im „struggle of life“, im „survival of the fittest“.
Der Hegelsche Weltgeist waltet heute in der Form des Nietzscheschen „Willens zur Macht“ – an den deutschen Hochschulen ebenso wie in der bundesdeutschen Gesellschaft.
Markt und Gesellschaft haben ihre zeitspezischischen Gesetze - wie die Menschen ihr Menschliches-Allzumenschliches!
Der Philosoph darf klagen, wenn es ihm nicht gefällt; und er darf in zarter Lyrik sagen, was er leidet!
In geistiger Sympathie und Empathie ein längst desillusionierter Don Carlos, der mit Schiller und Beethoven in die Welt schritt – und der es nie aufgeben wird, an Werten und Idealen festzuhalten.
Üben wir uns ein, stumm zu aufzuschreien wie der Expressionist Edward Munch in seinem berühmten Gemälde.
Dies als frühes Philosophen-Wort zum Sonntag!
Don Carlos
[Beitrag am 31.08.2008, 09:19 von Don Carlos geändert] -
2 • bankban schrieb am 01.09.2008, 07:29 Uhr:@ Don Carlos: kann man das nicht auch so sehen, dass der Philosoph mit seinem notwendigerweise nur allgemein gehaltenem Wissen heute in der Welt der Neuronen (Biologie), der Nanoteilchen (Physik, Materialwissenschaft) der Raumfahrten und der Vermessung fremder Planeten (Astronomie) einfach nichts an Substanz zu unserem Verständnis der uns umgebenden Welt beitragen können? Spekulative Ideengebäude á la Hegel, Textexegese und mysthisches Raunen á la Heidegger, Bonmots á la Cioran, die Neuinterpretation der Hegelauffassung in der mittleren Philosophie von Tugendhat - all dies trägt nun einmal nicht dazu bei, unsere ökologischen und ökonomischen Probleme zu lösen. Und da hilft uns selbst ein Schelling nicht weiter, und die sympathische Kulturkritik der Frankfurter Schule auch nicht. Warum fragen die vielen "Philosophen" (ja, bewusst mit Anführungszeichen) nicht einmal selbstkritisch, was sie selbst der Gesellschaft geben, mit der diese Gesellschaft auch faktisch etwas anfangen kann/könnte und will, anstatt immer nur zu beklagen (ob stumm oder nicht), dass die Gesellschaft auf sie nicht hört, dass die Gesellschaft ihnen nichts gibt ... ? Das Prinzip des Angebotes und der Nachfrage gilt nämlich auch hier: wenn Philosophen der Gesellschaft etwas anbieten, was sie sowenig haben will wie verrottete Äpfel, dann sollten sich die Philosophen vielleicht nicht wundern, wenn sie auf dem Basar der Marktwirtschaft nicht er/gehört werden. (Und das ist keine Frage des Wirtschaftssystems: im Ostblock wurden sie auch nur unter ganz bestimmten Zensurauflagen erhört). Respektvoll, Bankban
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3 • Don Carlos schrieb am 01.09.2008, 09:27 Uhr:Erleben wir mit dem Scheitern der Philosophen an dem gegenwärtigen Status quo der westlichen "Open society", die eigentlich eine "Geschlossene Gesellschaft" ist, auch das Ende der Philosophie?
Wenn das Gehirn sich eine Weile ausgeruht hat, kommt wieder frischer Wind auf - und vernünftige Gedanken rasen durch die Synapsen, bankban!
Diesmal bin ich fast ganz "Ihrer Meinung", bis auf ein paar Kleinigkeiten, die die Notwendigkeit des Weiterphilosophierens auch nach Hegel, Marx, Nietzsche, Heidegger, Satre, Jaspers ... unterstreichen.
Die Wissenschaften haben sich emanzipiert - trotzdem geht der naturwissenschaftlichen Arbeit im Mikro - und Makrokosmischen die eigentliche Denkarbeit voraus, wie einst bei Demokrit und Epikur. Das spekulative Erschließen von Möglichkeiten gerade im Galaktischen jenseits von Raum und Zeit - bis hin in die Bereiche des Undenkbaren, wo unsere leider allzu begrenzten Kategorien Verstand und Vernunft versagen.
Im Irdischen und sensualistisch Greifbaren aber versagt das philosophische Wirken oft an der "Realitätsfremdheit der Philosophen" vor allem der Schulphilosophen, die aus ihren sterilen Elfenbeitürmen heraus synthetische Welten entwerfen, mit welchen der Alltagsmensch nichts anzufangen weiß. Mytische und mystifizierende Scheingebilde, Wortklauberei und Potemkinsche Dörfer des Geistes führen an den Bedürfnissen unserer Tage vorbei und führen irgendwo das Philosophieren ad absurdum.
"Verrottene Äpfel" , bakban, führten bei Friedrich von Schiller zu Enthusiasmus, Inspiration und großen Ideen, aus welchen dann der sittliche Wert des Humanum hervorschien.
Ethik und Moral sind nach wie vor große Aufgaben der Philosophen von heute, die aufgerufen sind, nahe an der tatsächlichen Existenz des Menschen zu räsonieren. Wolkenkuckucksheime brauchen wir keine: aber Lösungen für unsere vielfach bedrohte Welt, die ethische Denkarbeit voraussetzen.
Wenn der Philosoph von heute die geistige Situation unserer Zeit erfasst und kritisch analysiert, dann wird er sicher auch gehört werden.
Wie er das Ohr der Zeit erreicht, das entscheidet der Einzelautor selbst - ich jedenfalls habe mich gegen die reine "wissenschaftliche Abhandlung" und ebenso gegen die das reine "Kunstwerk" in literarischer Form entschieden, weil ich der Auffassung bin, dass unsere sehr komplex gewordene Welt einen vielschichtigen und methodenpluralistischen Zugang erfordert. Es gibt Schmalspurexistenzen, die auf dem Kinderklavier spielen, aber auch komplexe Charaktere mit breiter Klaviatur und Substanz. So wie der Philosoph in den Wald heult, so schallt es wieder zurück. Don Carlos
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4 • bankban schrieb am 01.09.2008, 10:26 Uhr:Zitat: "Erleben wir mit dem Scheitern der Philosophen an dem gegenwärtigen Status quo der westlichen "Open society", die eigentlich eine "Geschlossene Gesellschaft" ist, auch das Ende der Philosophie?" - bestimmt nicht, lieber Don Carlos, denn ihre Fragen bleiben, da unbeantwortbar (gerade deshalb sind sie so wichtig) weiterhin existentiell. Was wir in der Tat aber nicht gebrauchen, ist das, was Sie als "Schulphilosophie"
bezeichnet haben. Nur gibt es hier einen Widerspruch: mal wird der akademische Philosophiebetrieb angeklagt (auch mal von Ihnen, auch mal im Artikel über Neustädter), da er einen nicht wahrnimmt und keinen Einlass gewährt, mal das Lob der einsamen und unverstandenen Genies gesungen. Ja, was gilt denn nun? Will man akademische Weihen und Ehren (was letztlich nichts anderes bedeutet, als dass man sich verkauft --- kann aber ein sich als unabhängiger Geist wähnender Philosoph dem Staat ausliefern, ohne dessen Lied singen zu müssen?) ... ??? Oder will man das eigene romantische Bild der Unverstandenen pflegen ... ??? Bankban -
5 • Don Carlos schrieb am 01.09.2008, 11:09 Uhr:clarus et distinctus, heißt es seit Descartes. Dem Kult des Unverstandenen, der immer nur an der Welt leidet, will ich nicht das Wort reden. Denn seine Haltung, mag sie auch noch so äthetisch-poetisch vollendet sein, erschöpft sich in einer solipsitischen Subjektivität, die oft zu Destruktion, Pessimismusmus, Nihilismus und Resignation führt, hinein in die Welt der Melancholie, die Stagnation, Rückschritt und endgültiges Scheitern bedeutet.
Negativität kann der Welt nichts geben - und ist ungeignet, die Probleme zu lösen, die wir heute haben. Vielmehr ist eine globale Verantwortung gefragt,... ferener positives Denken und aktives Handeln.
Die Schulphilosophie vermittelt leider nur den Gang der Gedanken durch die Jahrtausende. Eigenständiges, originelles Philosophieren ist an deutschen Hochschulen wenig gefragt. Nicht "Leistung" zählt dort, sondern Angepasstheit, bisweilen Duckmäusertum und Servilität.
Der noch frei und souverän Philosophierende von heute kann seiner Umwelt aber Denkimpulse vermitteln - etwa an dieser Stelle - und er kann über sein Milieu auf die Gesellschaft einwirken, indem er die Gedanken kreisen lässt:
In allen Formen der zwischenmenschlichen Begegnung, im Gespräch, im Dialog in allen Ausdrucksformen der Kunst.
Die Zeit der freien Geister kommt erst noch ...Jenseits der Alma Mater ...
Vorausetzung ist, dass die unabhängigen Philosophen und philosophisch denkenden Menschen sich nicht vereinnahmen lassen, ihren Geist frei entfalten - und ihre eigenste Botschaft verkünden, klar und deutlich: und stets der Wahrheit verpflichtet.
[Beitrag am 01.09.2008, 11:16 von Don Carlos geändert] -
6 • bankban schrieb am 01.09.2008, 11:45 Uhr:"Die Zeit der freien Geister kommt erst noch ..." - ist das nicht viel zu optimistisch? Werden wir nicht zunehmend von der Last der von uns nicht beeinflussbaren Umwelt (Gesellschaft, Globalismus etc.) erdrückt? Sind wir überhaupt zur Freiheit fähig oder vielmehr unseren Genen, den von den Medien vermittelten "Wahrheiten", den Synapsen unseres Gehirns usw. ausgeliefert? "... und stets der Wahrheit verpflichtet.": welcher Wahrheit? Ihre Wahrheit ist ja nicht meine. Also gibt es unzählige davon in der Gesellschaft. Und wenn Ihre Wahrheit nicht meine ist, wie soll es weitergehen, wenn es des riesigen Aufwandes an Kommunikation bedarf (mit all ihren Missverständnissen), um "in allen Formen der zwischenmenschlichen Begegnung" einander zu nähern? Bankban
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7 • seberg schrieb am 01.09.2008, 11:49 Uhr:Zitat Don Carlos: „ich jedenfalls habe mich gegen die reine "wissenschaftliche Abhandlung" und ebenso gegen die das reine "Kunstwerk" in literarischer Form entschieden, weil ich der Auffassung bin, dass unsere sehr komplex gewordene Welt einen vielschichtigen und methodenpluralistischen Zugang erfordert“
Das finde ich sehr interessant: unter einem „vielschichtigen und methodenpluralistischen Zugang“ stelle ich mir etwas Wissenschaftliches UND Künstlerisches in Einem vor. Ist das richtig? Beides also vereint in einem Gebilde, aber immer noch als Text, also in EINEM sprachlichen Gebilde. Weder NUR Kunstwerk noch NUR Abhandlung, sondern beides und also auch MEHR als das eine oder andere allein.
Gild das auch für hier und jetzt? Im Moment kann ich mich nur daran halten, was ich hier lese, und ich lese jederzeit und immer sprachliche Texte und ich kann tatsächlich auch jetzt und immer selbst entscheiden, wieviel Kunst und wieviel Wissenschaft ich „heraus-“ oder „hinein-“ lese. Arbeitet der Leser am Textgebilde mit?
Interessant, wenn man von der Theorie zur Praxis im Hier-und Jetzt schreitet!
Mal sehen, was an "Wahrheit" übrig bleibt. Nach dem Lesen.
[Beitrag am 01.09.2008, 11:51 von seberg geändert] -
8 • Don Carlos schrieb am 01.09.2008, 11:53 Uhr:Was ist "Wahrheit", heißt es mehrfach auch im Neuen Testament.
Und wird die Wahrheit uns frei machen?
Von den vielen Wahrheiten, die an die "Persepktive" gebunden sind, erinnere ich an dieser Stelle nur nur an eine, die dringlichst beseitigt werden muss:
AN DIE WAHRHEIT DER LÜGE!
Don Carlos
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9 • Don Carlos schrieb am 01.09.2008, 13:56 Uhr:Breiter Konsens heute,seberg und bankban!
Die Kolumne in diesem Kommentar ermöglicht nur das hic et nunc des Augenblicks, den Geistesblitz der Momentaufnahme in einer Situation.
Wenn Wissenschaft und Kunst zusammenfinden, entsteht daraus ein "Essay". Und wenn sich mehrere Essays garniert von anderen literarischen Formen zu einem größeren Opus zusammenfügen, entsteht daraus vielleicht sogar ein kleines Gesamtkunstwerk, das auf seine Weise in vielfachen Variationen, Nuancen und Facetten die "vielen Wahrheiten" maieutisch hebt und hermeneutisch vermittelt. Ich habe das in meinem jüngsten Werk versucht.
Manchmal erscheint es aber auch notwendig, der Wahrheit Opfer zu bringen, die dann in der Regel ästhetischer Natur sind - und aus der Sicht des Autors mit Kunstverstand, "Konzessionen" heißen.
"Geistige Lyriker" und "philosophische Schriftsteller" beschreiten diese Pfade und nehmen es in Kauf, von vielen nicht gehört zu werden.
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10 • fritz1966 schrieb am 02.09.2008, 11:07 Uhr:Hallo, zusammen,
Mit den philosophischen Höhenflügen der anderen Kommentatoren kann ich nicht mithalten, zumal ich die Schriften Neustädters nicht kenne. Die Rezension erweckt in mir allerdings eher den Eindruck, dass es sich bei dem Buch weniger um Philosophie, sondern um das anklagende Lamento eines selbsternannten „verkannten Genies“ handelt. Sicher sollte jedem Menschen die „faire Chance zustehen, seine neuen Gedanken zu präsentieren“, wie die Rezensentin Neustädter zitiert. Es steht aber auch jedem potentiellen Leser frei, selbst zu entscheiden, ob er sich mit jenen Gedanken befassen möchte, und es steht jedem Verlag frei zu entscheiden, ob er diese vom Autor beanspruchte Präsentation finanzieren möchte. Macht es sich der Autor nicht zu einfach, wenn er aus einer kritischen Aufnahme seiner Werke gleich auf Ignoranz oder reine Profitgier schließt und sich beleidigt der Aufarbeitung seines schriftstellerischen oder philosophischen „Leidensweges“ widmet? Mit dem Leidensweg an sich befindet er sich in guter Gesellschaft, wie zahlreiche Beispiele etwa von nachmalig erfolgreichen Schriftstellern zeigen; mit seinen selbstgerechten Anklagen – diesen Eindruck vermittelt jedenfalls die Rezension – stellt er sich aber selbst ins Abseits.
Gleichwohl will ich nicht verschweigen, dass ich auf seine Schriften neugierig geworden bin.
Viele Grüße
Fritz
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11 • Elsi schrieb am 02.09.2008, 20:18 Uhr:Don Carlos: "Ethik und Moral sind nach wie vor große Aufgaben der Philosophen von heute, die aufgerufen sind, nahe an der tatsächlichen Existenz des Menschen zu räsonieren."
Die Macht, die sich um die Religion herum konstituierte und von einer bestimmten Moralvorstellung begleitet war, wurde später abgelöst von der politischen Macht, welche die Strukturen deren Moral mitübernahm. (Die Würdezeichen der Popen wurden ersetzt durch die "Marianne" ...liberté, egalité fraternité...und die Hingabe an Gott wurde ersetzt durch die Hingabe an ein politisches Credo. Ich meine, dass die neue Qualität der Globalisierungs-Zeit sich durch die Absenz jeder Moral auszeichnet. Muhhamad Yunus, der Grameen-Bank-Erfinder benutzte in einem Interwiev den Vergleich der Globalisierung mit einer rasenden Fahrt auf der Autobahn, die aber keinen Reglements unterliegt...
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12 • erasmus schrieb am 03.09.2008, 21:48 Uhr:Carol Neustädter hat sein neues Buch weitgehend selbst finanzieren müssen, obwohl ihm das Hermannstädter Forum zunächst einen Zuschuss in Aussicht gestellt hatte. Er schreibt übrigens auch ganz ausgezeichnete Gedichte. Meines Wissens nach lebt er nicht im Münchner Exil sondern in einem abbruchreifen Haus in der Hermannstädter Unterstadt in äusserst bescheidenen Verhältnissen. Das Geld für seine Veröffentlichungen muss er sich vom Munde absparen. Da ist ein bißchen selbstgerechtes Lamento nur zu verständlich.
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13 • Don Carlos schrieb am 04.09.2008, 09:37 Uhr:Wie wäre es mit einer "Solidarisierungsaktion Carol Neustädter"?
Wenn der Philosoph und Lyriker tatsächlich immer noch unter kargen Bedingungen in Hermannstadt lebt und dort - repräsentativ für den deutschen Geist und die deutsche Kultur - das Fähnlein des Aufrechten aufrecht erhält, dann hat er die Solidarität seiner Siebenbürger Landsleute aus dem Westen sicher verdient.
Wenn wir heute - unter Missachtung jeder Moral - Denunzianten von gestern dulden und in einem Anflug von Zeitvergessenheit etwa Schlattners Bücher lesen, dann sollten wir auch etwas für einen freien Geist übrig haben, der unter schwierigen Bedingungen ein Werk schafft und so an seiner höheren Mission festhält.
Auch ein klagender Philosoph ist nur ein Mensch, der profane Bedürfnisse hat - und der, mehr als viele andere Zeitgenossen, "in Würde" leben und arbeiten sollte.
Das Finanzieren von Kirchtürmen, Wehrburgen und Friedhofsanlagen ist ehrenwert - doch wie wäre es einmal ausnahmsweise mit der Förderung eines "Menschen"?
In geistiger Solidarität ein nicht viel reicherer Don Carlos. -
14 • Adine schrieb am 04.09.2008, 18:14 Uhr:Ich kenne Carol Neustädter nicht persönlich,ich weiß nicht wie er lebt.Ich weiß nicht ,ob er unter kargen Bedingungen lebt Warum lebt er so? Vielleicht will er das.Ich habe zwar über seine Probleme mit diesem Haus gelesen,aber die Wahrheit kenne ich nicht.Wie soll man diese Solidarisierungsaktion verstehen? Wünscht er das? Wir leben in einer Welt,in der man von Eigeninitiative und Eigenverantwortung spricht.Was aber nicht als Egoismus zu verstehen ist.Wobei Egoismus im Westen schon bittere Realität ist.
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15 • hegel2 schrieb am 16.09.2008, 21:53 Uhr:An grossen und wesentlichen Ideen wurde noch fast nichts gesagt.Der klassische deutsche Idealismus ist ein grosses, aber im Endergebnis gescheitertes geistiges Ringen.
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16 • hegel2 schrieb am 16.09.2008, 22:09 Uhr:Soll der Raum eine blosse Vorstellung wie bei Kant sein? Soll es wie bei Hegel keine von dem Ich unabhaengige Welt geben? Soll das von der Erkenntnis Unabhaengige unerkennbar sein? Soll es ein Ding an sich sein? Jeder muesste sehen, dass der klassische Idealismus bloss der Beginn eines wahren Denkens ist.Meine Philosophie loest die Widersprueche. Der klassische Idealismus arbeitet mit klassischen Begriffen. Er ist wie eine Theorie Newtons ueber das Licht.Deshalb kommt er zu falschen Schlussfolgerungen.In der Welt des Uebersinnlichen (der die raeumlichen Dimensionen fehlen)versagen die klassischen Begriffe. Wenn man in der Quantenphysik auch mit klassischen Begriffen arbeiten wuerde, wuerde man auch hier zu falschen Sclussfolgerungen kommen.Man wuerde dann sagen, dass das Schwarze Loch, das nur ein Punkt ist, nicht ganze Himmelskoerper verschlingen kann. Man wuerde dann sagen, dass es keine absolute Grenze der Geschwindigkeit gibt.
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17 • hegel2 schrieb am 19.09.2008, 20:59 Uhr:Der Grundschullehrer zeigt, wenn er ein guter Paedagoge ist, Widersprueche, damit kognitive Interessen wach werden und die Kinder die Loesung kaum erwarten koennen.Die Philosophie ist voller Widersprueche (Berkeley hat gezeigt, dass es keine Begriffe gibt und Hegel hat gezeigt, dass es nur Begriffe gibt ---Man kann eine kanze Liste mit ihnen anfuellen.) Trotzdem werden in der Philosophie keine kognitiven Interessen wachgeruettelt. Niemand ist an der Loesung der Widersprueche interessiert.
In Hermannstadt hat es an der Fakultaet Lucian Blaga ein Symposium ueber Interdisziplinaritaet gegeben.Die Referenten erklaerten einstimmig, dass Interdisziplinaritaet nicht moeglich sei. Meine Arbeit ist interdisziplinaer. Sie stellt die Beziehung zwischen Transzendentalphilosophie,Quantenphysik,Psychologie und Biologie her. Aber ich durfte nicht referieren. Referieren sollte unser Oberbuergermeister Johannis, aber er ist nicht gekommen.
Den Meisten, geht es nicht darum, die Wahrheit, die dem Fortschritt dient, zu erfahren. Sie wollen bloss hoeren, was die Persoenlichkeiten sagen.
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18 • aipotustar schrieb am 21.09.2008, 12:10 Uhr:Lieber Carol,
Dein Brief kam am Samstag bei mir an und ich habe mir dann gleich den Artikel in der Siebenbürger Zeitung über den gefangenen Schrei (2. Teil) angeschaut, bin so auf dieses Forum gestossen, wo ich mich jetzt registriert habe. Da mich ja noch der eine oder die andere kennt, stehe ich hier gern auch als Zielscheibe und Johannis-Kritiker zur Verfügung. Ansonsten habe ich den SZ-Artikel bei mir in den Blog gestellt - www.21stcenturyfox.blog.de
Übrigens ist wieder ein Buch zu Dir unterwegs, Gedichte eines gefeierten dt. Dichters und Büchnerpreisträgers...
Herzlichst
Frank
PS: Hier noch ein paar Hintergrundinfos zum falschen Fünfziger
1.: http://www.politonline.ch/index.cfm?content=news&newsid=275
2.: http://www.youtube.com/watch?v=HE47r-QXWvE -
19 • hegel2 schrieb am 21.09.2008, 20:23 Uhr:Wer seine Anschrift mitteilt, erhaelt den 2-ten Teil meines Buches "Der gefangene Schrei". Meine e-mail Adresse: carlnusteter@hotmail.de
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20 • aipotustar schrieb am 23.09.2008, 16:32 Uhr:Lieber Carol,
ist Dir vielleicht ein Tippfehler in Deiner eMail-Adresse unterlaufen?
Herzliche Grüsse
Frank -
21 • hegel2 schrieb am 25.09.2008, 20:55 Uhr:Mir ist kein Tippfehler in meiner E-Mail Adresse unterlaufen.
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