31. August 2008

Carol Neustädter: Über den Leidensweg eines Denkers

Dr. Carol Neustädter, 1947 in Hermannstadt geboren, bringt in seinen philosophischen Pub­likationen „etwas ganz Neues, Originelles; eine hohe Linie des deutschen Denkens, die an Fich­te und Schelling erinnert“ (Constantin Noica, rumänischer Philosoph).
Er findet im deutschen Idealismus Widersprüche heraus und versucht, diese zu klären, was überaus schwierig zu verstehen ist. In seinem Buch „Der klassische und der moderne Idealismus“ zeigt der Autor, „dass der klassische Idealismus durch seine rationale Durchdringung aus sich hinauswächst, so wie ein Baum aus sich hinauswächst – und zu einer neuen Philosophie wird“.

Nun versucht Neustäd­ter, seine philosophischen Texte herauszugeben, jedoch wird er von den Verlagen zurückgewiesen mit der Begründung, dass seine Texte „nicht hin­einpassen“. Vielleicht, weil sie zu anspruchsvoll sind, keinen finanziellen Profit versprechen? Oder weil sich nicht die richtigen Menschen finden, diese Texte zu lesen, zu verstehen und zu beurteilen. Neustädter meint dazu: „Jeder Mensch sollte die faire Chance haben, seine neuen Gedanken präsentieren zu können“.

Die Fortsetzung des Buches „Der gefangene Schrei“ bringt weitere wahrheitsgetreue Bilder über den Leidensweg eines Menschen, der neue und interessante Gedanken schafft, jedoch auf träge, ignorante Menschen stößt, die jede Hilfe, jedes Weiterkommen erschweren, ja versagen. Die Tatsache, dass in unserer alten Heimat viele Posten immer noch über Beziehungen vergeben werden, dass Macht nach wie vor immer wieder missbraucht wird, dass man, um gehört zu werden, schon einen Namen haben muss, all das zeigt den fortwährenden Kampf eines Mannes, der seine neuen Gedanken veröffentlichen will. Faszinierend und stark sind Neustädters Über­legungen zu den Themen Angst („... sie ist ein Gefängnis ohne Mauern“) und Tod („Wir träumen von der Ewigkeit, weil sie so fern ist – und wir fürchten den Tod, weil er so nah ist. Die Unendlichkeit ist wie ein Gespenst, das du nicht fassen kannst. Der Tod, befreit uns von ihrem Anblick ... Wie kann unser kleines Leben die Unendlichkeit unterbrechen?“)

Der Autor schreibt von seiner Studienzeit, von seiner Arbeit als Lehrer und vom gefürchteten Geheimdienst (Hermannstadt und Konstanza) von Verfolgung, Kommunismus und Revolution, vom Weg in die Freiheit, über Philosophen und Philosophie, vom eigenen Bewusstsein und der Sisyphusarbeit, die er leistet, um sich endlich Gehör zu verschaffen.

Renate Kaiser

Carol Neustädter: „Der Gefangene Schrei (Fort­setzung)“, Hermannstadt 2008, Verlag TechnoMedia, 100 Seiten, ISBN 978-973-7865-64-9.

Schlagwörter: Rezension, Philosophie

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Neueste Kommentare

  • 25.09.2008, 20:55 Uhr von hegel2: Mir ist kein Tippfehler in meiner E-Mail Adresse unterlaufen. [weiter]
  • 23.09.2008, 16:32 Uhr von aipotustar: Lieber Carol, ist Dir vielleicht ein Tippfehler in Deiner eMail-Adresse unterlaufen? Herzliche ... [weiter]
  • 21.09.2008, 20:23 Uhr von hegel2: Wer seine Anschrift mitteilt, erhaelt den 2-ten Teil meines Buches "Der gefangene Schrei". Meine e ... [weiter]

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