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20. Oktober 2009

Kulturspiegel

Seminar: Die Russlanddeportation der Rumäniendeutschen

Das zeitgeschichtliche Seminar „Die Russlanddeportation der Rumäniendeutschen – 60 Jahre seit der Rückkehr der Verschleppten“ findet vom 13. bis 15. Dezember in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen statt. Die Verleihung des Literaturnobelpreises an Herta Müller lenkt die Aufmerksamkeit der deutschen Öffentlichkeit und darüber hinaus der gesamten interessierten Welt besonders auf ihren jüngsten Roman „Atemschaukel“, der das Deportationsschicksal der Rumäniendeutschen in die Sowjetunion thematisiert. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 3 mal kommentiert.

  • Regine ( Jini )

    1Regine ( Jini ) schrieb am 20.10.2009, 18:56 Uhr:
    Allein schon beim Lesen des Titels bekomme ich Beklemmungen und Herzklopfen.
    Mein Vater und Großvater waren Betroffene. Es ist NICHT zutreffend, daß nur junge Menschen ab 17 Jahre deportiert wurden. Mein Vater wurde am 08. Mai 1929 geboren, war also zum Zeitpunkt seiner Deportation gut 15 1/2 Jahre alt. Seine persönliche Tragik: er war großgewachsen und für sein Alter kräftig und "vielversprechend". Er verbrachte die besten fünf Jahre seiner Jugend in einem Bergwerk in Crivoirok (Krivoirok?). Später erzählte er von einem weiblichen Zwillingspärchen, 13 (!) Jahre alt, die beide dort starben.

    Mein Vater starb mit 61 Jahren.
  • gloria

    2gloria schrieb am 20.10.2009, 22:15 Uhr:
    Mein Vater wurde am 29.04.1929 geboren und hatte das Glück von der Deportation nach Russland verschont zu bleiben.Er erzählt uns oft, dass unsere Großmutter schon alles vorbereitet hatte,dann kam die befreiende Nachricht: alle Jungen des Jahrganges 1929 aus unserem Heimatort
    wurden nicht deportiert.Heute noch erzählen mein Vater und meine Mutter von den Grausamkeiten jener Tage.Eine Erzählung hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt:Unsere Nachbarin,Mutter eines kleinen Jungens,ihr Mann war im Krieg gefallen,wurde auch deportiert.Vor Angst und Verzweiflung musste sie einem menschlichen Bedürfnis nachgehen.Da stellte sich ein Rumäne,aus unserem Heimatdorf,der sie gut kannte, vor das "Häuschen" um sie zu bewachen.Allein diese Vorstellung,dieses menschenunwürdige Verhalten,machen mich heute noch fassungslos.Wenn ich dann meine Eltern frag:Warum habt ihr euch nicht gewehrt?Wie habt ihr das ausgehalten?Dann schauen sie mich immer nur weise lächelnd an und sagen:"Wir wünschen euch dass ihr nie einen Krieg erlebt!"

    [Beitrag am 20.10.2009, 22:20 von gloria geändert]

    [Beitrag am 20.10.2009, 22:22 von gloria geändert]
  • agneta rotar

    3agneta rotar schrieb am 22.10.2009, 13:31 Uhr:
    Zum Beitrag von Regine, kann ich auch bestätigen das es NICHT zutreffend ist das nur junge Menschen (Männer ab 17 und Frauen ab 18) deportiert wurden. Meine Mutter ist am 01.09.1928 geboren und wurde mit gerade mal 16 Jahre und 4 1/2 Monate für 5 Jahre nach Russland deportiert. Sie hatten sich gerade vom Bruder und Ihrem Vater,die auf der Liste standen, am Bahnhof in Blasendorf verabschiedet, und 2 Tage später haben sie, Sie abgeholt weil das SOLL nicht erfüllt war.
    Erst 3 Jahre später hat ihr Bruder sie gefunden und zum ersten Mal besuchen können. Ihren Vater hat sie niemals mehr gesehn. Er wurde krank und da kranke nicht nach Rumänien zurück durften, wurde er nach Österreich (Wien) gebracht wo er auch gestorben und begraben ist.
    Sie war im gleichen Lager Gorlowka, wie Oskar Pastior in Herta Müller´s Roman Atemschaukel.
    Ich bin froh durch diesen Roman noch mehr erfahren zu können was sie alles erleiden mußte, und danke Gott das sie es überstanden hat und heute noch am Leben ist. Sie ist 81 und es geht ihr gut, aber vergessen hat sie diese 5 Jahre nie.

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