15. September 2013

60 Jahre intensiv für die Gemeinschaft gearbeitet

Es gibt immer wieder Menschen in unserer Gemeinschaft, die durch ihren persönlichen Einsatz und ihr persönliches Engagement für die siebenbürgisch-sächsische Sache Besonderes leisten und so Ansporn und Vorbild für eben diese Gemeinschaft sind. Zu diesen herausragenden Persönlichkeiten zählt auch Dr. Fritz Frank, Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, der am 15. September 90 Jahre alt wird.
Geboren wurde der Jubilar in Klausenburg als zweites Kind des im Staatsdienst angestellten Gewerbeinspektors Dipl.-Ing. Rudolf Daniel Frank und seiner Ehefrau Frieda, geb. Scholtes. Die Eltern stammten aus Bistritz, mit eben dieser Stadt sich Dr. Fritz Frank zeitlebens in Erinnerung an die bei der Großmutter verbrachten Ferien mit dem Erlebnis der idyllischen Lebensform der sächsischen Bürgerfamilien verbunden fühlte.

Der im Elternhaus vermittelte Familiensinn und die selbstverständliche sächsisch-evangelische Religiosität legten das Fundament für die Entwicklung des Heranwachsenden und für die Bewältigung der im Laufe des späteren Lebens auftretenden und zu meisternden Aufgaben. Mit lebensprägend war auch das Heranwachsen im mehrsprachigen und kulturell vielschichtigen Milieu seiner Geburtsstadt Klausenburg: Der Besuch der deutschen evangelischen Volksschule, dann der Wechsel in das rumänische „Liceul Gheorge Baritiu“, nach dem „Wiener Schiedsspruch“ 1940 der Wechsel in das ungarische „Reformierte Kollegium Apaczai Csere Janos“ (Matura 1942) und das sich anschließende Studium der Rechts- und Staatswissenschaften (vier Semester, bis Juni 1944) an der Pazmany-Peter-Universität in Budapest waren der an Abwechslung und Erfahrung reiche Bildungsweg des jungen Fritz Frank. Formend war sicher auch die Erfahrung als Erzieher in ungarischen Adelsfamilien neben Schule und Studium in den Jahren 1941 bis 1944. Im Juni 1944 rückte er in Berlin als Soldat ein und nahm als Infanterist und Kriegsberichterstatter an den letzten schweren Kämpfen des Zweiten Weltkrieges im Südosten bei Budapest, Stuhlweißenburg und im Wiener Wald teil. Er wurde hierfür mit dem Kriegsverdienstorden 2. Klasse und dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Fritz Frank erlebte das Kriegsende unversehrt, sein älterer Bruder dagegen war als Soldat der deutschen Wehrmacht schon im Dezember 1942 bei den Kämpfen am Don-Bogen gefallen. Die im September 1944 geflüchteten Eltern fand Fritz Frank im Mai 1945 in Oberösterreich, wo die Familie sich dann allmählich eine neue Existenz aufbaute. Fritz Frank erlernte in der für Flüchtlinge in Österreich schweren Zeit den Beruf eines Metallwerkers (Eisendreher und Elektroschweißer), den er ab 1948 im Linzer Hüttenwerk VÖEST ausübte. Ab 1949 studierte er nebenbei in Graz an der Karl-Franzens-Universität Rechtswissenschaften und schloss das Studium 1955 mit der Promotion zum Doktor der Rechte ab. Im Unternehmen VÖEST erarbeitete er sich zunehmend verantwortungsvolle Positionen und absolvierte zahlreiche Auslandsaufenthalte, wobei er neben seinen fundierten Sprachkenntnissen in Rumänisch und Ungarisch auch sein Englisch und Französisch weiter entwickelte. Von 1970 bis 1983 war er Leiter des Konzernsekretariats der VÖEST-ALPINE AG, von welcher Position aus er 1983 als Abteilungsdirektor in den Ruhestand wechselte.
Dr. Fritz Frank, 2006 ...
Dr. Fritz Frank, 2006
Fritz Frank trat aus der Erfahrung in seiner Zeit als Metallwerker und in sozialer Verantwortung als Akademiker schon 1953 dem Bund Sozialistischer Akademiker bei und 1967 der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ). Beruflich und sozial in das Leben in Österreich eingegliedert, war für die weitere Entwicklung des strebsamen Siebenbürger Sachsen ein erfolgreicher Verlauf vorgegeben. Im Juni 1953 heiratete er seine Frau Elfi, geb. Prokisch, die ihn von da an unterstützend, verständnisvoll und in schwierigen Lebensphasen treu zur Seite stand und steht. Das Ehepaar konnte heuer im Sommer „diamantene“ Hochzeit feiern! Der Ehe entstammen drei Kinder (Gertrud, Reinhard, Irmgard) mit drei Enkelkindern. Im Leben in Österreich wie auch im Beruf Fuß gefasst, widmete sich Dr. Fritz Frank bald auch dem in Österreich sich entwickelnden landsmannschaftlichen Leben der meist durch den Treck im Herbst 1944 nach Österreich gelangten Siebenbürger Sachsen. Sein Vater, als Beauftragter des Komitees der Altösterreichischen Heimatvertriebenen in Vorchdorf tätig, war wohl hierfür ein Vorbild, wobei auch die Erinnerung an die sächsischen Strukturen in der Heimat Bistritz und die Behauptungssituation in Klausenburg mitgewirkt haben mögen. Besonders aber die Geschlossenheit und Urkraft der sächsischen Bauern auch in der Fremde haben ihn beeindruckt. So widmete sich Dr. Frank ab Mitte der 1950er Jahre der Mitarbeit bei der Pflege und Erhaltung der Kultur und des Brauchtums sowie der Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen zunächst in Oberösterreich, er war Pressereferent der Landsmannschaft in Oberösterreich und von November 1969 bis 1994 deren Landesobmann und bis 1988 gleichzeitig stellvertretender Bundesobmann der Landsmannschaft in Österreich. Schwerpunkte in diesen Funktionen waren die Ausrichtung der Kultur- und Brauchtumsarbeit, Eingliederung der Siebenbürger Sachsen in das Kulturleben und Sozialleben in Österreich und die Pflege der Auslandskontakte zu den Landsleuten in Siebenbürgen, in Deutschland und in Übersee, wobei ihm seine beruflichen und politischen Beziehungen oft hilfreich waren. Seit 1975 widmete er sich auch zunehmend der Organisation und Abwicklung von humanitären Hilfsaktionen für die Notleidenden in Siebenbürgen und der Beratung der Landsleute in Fragen der Ausreise, Eingliederung und bei sozialen Problemen. Von 1988 bis März 1998 war er in Nachfolge von Dr. Roland Böbel Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich und wer die Vielfalt der Aufgaben dieses Amtes kennt, weiß, dass dies ein Vollzeit-Job ist. Dr. Frank hat die Arbeit mit Umsicht, Einsatz und vollem Herzen gemeistert. Auch nach seinem Rückzug aus dem höchsten Amt des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich blieb Dr. Frank nicht untätig, sondern ist seinen Landsleuten und ihren Organisationen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite gestanden, auch dann, als ihn persönliche und gesundheitliche Belastungen in der Familie behelligten.

Für sein langjähriges Wirken für seine Landsleute und für seinen Einsatz bei der Eingliederung der Siebenbürger Sachsen in das Leben in Österreich wurde der Jubilar mehrfach geehrt und ausgezeichnet. Er erhielt die „Goldene Medaille für Verdienste in der Republik Österreich“ (1962), den Titel „Konsulent“ der Landesregierung Oberösterreich und das „Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich“ (1975); die Stadt Wels verlieh ihm ihre „Kulturmedaille in Gold“ (1983), er erhielt das „Ehrenzeichen der Oberösterreichischen Landesregierung“ (1988), das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) ehrte ihn mit der „Honterusmedaille“ (1994), die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zeichnete ihn mit der „Stephan-Ludwig-Roth-Medaille“ aus und 2006 wurde ihm vom Botschafter Rumäniens in Wien das ihm verliehene Ritterkreuz des rumänischen Ordens „Pour le Mérite“ überreicht.

Seinen Einsatz für die Gemeinschaft dankten ihm seine Landsleute mit mehreren ehrenvollen Ernennungen: 1966 Ernennung zum Ehrenmitglied der Siebenbürgischen Jugend von Traun, 1994 Ehrenmitgliedschaft des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien, 2007 Ehrenmitgliedschaft der „Stiftung Saxonia“ in Kronstadt, 2008 Ehrenobmann der Heimatortsgemeinschaft Bistritz/Nösen. Für seinen langjährigen erfolgreichen Einsatz als Landesobmann der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich wurde er zum „Ehrenobmann“ des Landesverbandes Oberösterreich ernannt, für sein erfolgreiches Wirken an der Spitze des Bundesverbandes wurde ihm die Ehrung als „Ehrenobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich“ zuteil.

Wer Dr. Fritz Frank kennt und ihn bei seiner Arbeit erlebt und begleitet hat, der ist immer wieder angetan von der Selbstverständlichkeit seines Handelns, seiner konsequenten und engagierten Art, mit der er selbst schwierige Probleme zu lösen versucht, aber auch von der Herzlichkeit im Umgang mit seinen Partnern. Er verlangt von seinen Mitarbeitern und Mitstreitern oft viel, aber er ist immer bereit, selbst viel mehr zu leisten. Er war und ist ein Mann der Praxis mit der Vision des Machbaren, er wirkt als Vorbild in gleicher Weise im lokalen Bereich der Nachbarschaften, wie auf der höheren ­Ebene der Landesorganisationen und des Bundesverbandes. Er versteht es, auch nicht-siebenbürgische Partner, seien es Politiker, Wirtschaftler, Kulturschaffende oder eben einfach Menschen, die er, unter welchen Umständen auch immer er ihnen im Alltag begegnet, zu informieren und zu interessieren versteht, um sie damit für unsere Belange aufgeschlossener zu machen. Die zahlreichen Veröffentlichungen und Aufsätze in der Siebenbürgischen Zeitung und in anderen einschlägigen Printmedien, seine zahlreichen Reden, Ansprachen und öffentlichen Aussagen spiegeln den eifrigen und erfahrenen Einsatz dieses Mannes für seine Vision des Einigseins der Siebenbürger Sachsen auch bei verschiedenen Lebensbereichen wider, ebenso für die Pflege ihrer Kultur und des Brauchtums sowie des Verbundenseins im „heimischen Geist“ unserer Gemeinschaft.

Aus dieser Einstellung heraus ist es gut verständlich, dass Dr. Fritz Frank von Anbeginn der Bemühungen um einen internationalen Zusammenschluss der Siebenbürger Sachsen diese Bestrebungen unterstützte. Er war als Stellvertretender Bundesobmann bei den Verhandlungen anlässlich des Konsultationsgespräches in Elixhausen-Sachsenheim, die zum Gründungsbeschluss der Föderation der Siebenbürger Sachsen am 1. Oktober 1983 führten, dabei, hat dann in Vertretung des Bundesobmannes der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich am 19. Juli 1984 auf dem Heimattag der Siebenbürger Sachsen von Nordamerika in Kitchener/Ontario/Kanada die Gründungsurkunde mit unterzeichnet und war auch dabei, als anlässlich des Heimattages in Kitchener (Ontario) in Kanada das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) seinen Beitritt zur Föderation erklärte. Dr. Frank hatte schon nach der Wende in Rumänien im September 1991 eine Reise der Vertreter der damaligen Mitglieder der Föderation nach Siebenbürgen organisiert, in deren Verlauf auch intensive Gespräche mit den Vertretern des DFDS stattgefunden haben, die letztlich zum Beitritt des DFDS zur Föderation 1993 mit beigetragen haben.

Für einen Menschen, der fast 60 Jahre intensiv für seine Gemeinschaft gearbeitet hat, in ihr gelebt hat und zeitweise in höchster Position dieser Gemeinschaft vorgestanden hat, ist es sicher eine Genugtuung, dass er „sein“ Haus gut bestellt hat und die Verantwortung wohl vorbereitet in jüngere Hände gelegt hat. Mit dem Dank für diese Leistung gratulieren wir Dr. Fritz Frank herzlich zu seinem 90. Geburtstag und wünschen ihm, dass er im Kreise seiner Familie und mit Freunden eine schöne Geburtstagsfeier haben möge.

Dr. Wolfgang Bonfert

Schlagwörter: Österreich, Oberösterreich, Frank, Jubilar

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