9. Dezember 2014

Evakuierung 1944-1945: Ankunft in Österreich

Insbesondere Pfarrer, Lehrer, Angehörige der Leitung des Volksbundes der Deutschen in Ungarn (Bereich Nordsiebenbürgen) oder Ortsvorsteher – sofern sie nicht selber an der Front waren – haben der Dokumentationsstelle der Bundesregierung in den 1950er Jahren Berichte und Aufzeichnungen über Vorgeschichte, Verlauf und Folgen der Evakuierung zur Verfügung gestellt. Simon Ohler, der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Tschippendorf, lieferte 1956 der Dokumentationsstelle einen 29-seitigen Bericht über das Geschehen während der Evakuierung mit dem Treck Nr. 281 mit 133 Wagen, 89 Männern, 151 Frauen und 69 Kindern, zusammen 309 Personen von Tschippendorf bis Vorchdorf.
Donnerstag, den 16. November, mussten wir allen Pferden Eisnägel in die Hufe einziehen oder die Hufeisen wegreißen. Es hatte während der Nacht einen dicken Schnee geworfen. Wir fuhren ab und konnten nur mit schwerer Mühe diese zwölf Kilometer zurücklegen. Gegen 14 Uhr erreichten wir unser Endziel, die Gemeinde Vorchdorf. Die Pferde wurden in den Stallungen bei den Gasthäusern und bei der Bierbrauerei und die Leute in der alten Schule einquartiert. Die Leute wurden zum Essen bei 6 Gasthäusern zugeteilt.
Der Treck aus Tschippendorf erreichte am 16. ...
Der Treck aus Tschippendorf erreichte am 16. November 1944 Vorchdorf in Österreich. Siebenbürgisches Archiv Gundelsheim
Am 18. November wurden die Pferde laut Auftrag der Kreisleitung auf dem Dorfplatz zum Verkauf feilgeboten. Eine Kommission vom RAD kaufte 13 Stück im Preise von 500 bis 900 RM. Etliche kauften auch die Bauern. Der Restbestand unserer Pferde wurde vom Gemeindeamt Vorchdorf abgeschätzt, jedem Eigentümer wurde eine Bescheinigung mit der Beschreibung des Tieres und dem Schätzwert ausgehändigt; sodann wurden diese Pferde, ein Teil auf die Pferdeschlachtbank nach Wels, der andere Teil nach Sachsen-Anhalt abgeliefert und sind bis heute – es handelt sich um über 60 Stück Pferde – den armen Flüchtlingen, die ihr letztes Hab und Gut waren, nicht ausgezahlt worden.

Textauswahl: Horst Göbbel

Schlagwörter: Evakuierung, Österreich

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