1. Dezember 2018

18. Volksgruppensymposium in Wien mit Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien“

Vom 18. bis 21. Oktober fand im Haus der Heimat in Wien unter dem Titel „Freunde und Verantwortung in Ostmittel- und Südosteuropa“ das 18. Volksgruppensymposium des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) statt. Hohe Politiker und Beamte waren zugegen, wie u. a. die Gesandte Dr. Susanne Bachfischer, Mag. Wolfgang Lukas Strohmayer vom Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Teilnehmer waren Vertreter der deutschen altösterreichischen Institutionen (Landsmannschaften, Forumsvertreter etc.) aus den Gebieten mit deutschsprachiger Bevölkerung der ehemaligen Donaumonarchie.
Am Donnerstag, dem 18. Oktober, begrüßte VLÖ-Generalsekretär. Ing. Norbert Kapeller, die Teilnehmer und sprach einleitende Worte hinsichtlich des Programmablaufes.

Am Nachmittag fand in der Wiener Hofburg mit einem Empfang seitens der Dritten Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller, Vertriebenensprecherin der FPÖ und Obfrau der Landsmannschaft der Buchenland (Bukowina)deutschen die Veranstaltung „Feierstunde 25 Jahre VLÖ-Präsidentschaft Dipl.-Ing. Rudolf Reimann“ im Beisein von Vertretern mehrerer Botschaften in Wien statt, bei der, nach den Grußworten der Dritten Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller, VLÖ-Generalsekretär. Ing. Norbert Kapeller die Laudatio sprach.
Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller und VLÖ ...
Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller und VLÖ-Präsident Dipl.-Ing. Rudi Reimann während der Feierstunde im Parlament in der Wiener Hofburg. Foto: Gertrude Dwornikowitsch
Anschließend bedankte sich Dipl.-Ing. Rudolf Reimann für die Feierstunde, bei der auch das Buch „Dipl.-Ing. Rudolf Reimann. 25 Jahre Vorsitz und Präsidentschaft“, herausgegeben von Ing. Norbert Kapeller, vorgestellt wurde. Für die musikalische Umrahmung der Veranstaltung zeichnete Alexander Blechinger mit seiner Harmonia Classica. Freitag (19. Oktober) begann die Tagung im Haus der Heimat, wo VLÖ-Präsident Dipl.-Ing. Rudolf Reimann eine weitere Ehrung zuteilwurde: Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums des Berglanddeutschen, überreichte Rudi Reimann die „Alexander Tietz-Medaille“, die höchste Auszeichnung der Berglanddeutschen.

Mit dem Impulsreferat „100 Jahre Erste Republik“ von und mit des Grazer Historikers Univ.-Prof. Dr. Stefan Karner, der eingangs kurz sein Buch „Die umkämpfte Republik (1918-1938) vorstellte, wurde die Tagung fortgesetzt. Ausgehend vom Zerfall der Donaumonarchie wurde das Ringen des nun territorial klein gewordenen Deutsch-Österreich mit dem „Überleben“ des infrage gestellten Rumpfösterreich anhand wirtschaftlicher Beispiele veranschaulicht. Das nun vonnöten gewordene Umdenken und die Umorientierung bzw. die Schaffung einer leistungsfähigen, den Menschen die erforderlichen Lebensmittel liefernden Landwirtschaft einerseits und der Aufbau einer leistungsfähigen Industrie andererseits standen im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Überlebenskampfes. Kaum waren diese Bestrebungen im Begriff, in die Tat umgesetzt zu werden, erschütterten die Weltwirtschaftskrise (1929-1933), die inneren Unruhen 1934 und dann der Anschluss an Hitlerdeutschland die junge Republik, deren Existenz erneut unsicher bzw. ausgelöscht wurde. Der Redner erläuterte das föderalistische Prinzip des Kleinen Österreich: Die Bundesländer, größtenteils aus ehemaligen Herzogtümern entstanden, existierten demnach noch vor dem Entstehen bzw. der Ausrufung der Ersten Republik (Deutsch-Österreich) am 12. November 1918. Interessant war der Hinweis, dass 1928/29 der Donauraum der drittstärkste Wirtschaftsraum in der Welt gewesen.

Anschließend war der Erste Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka zu Gast, dem man die Resolution der Tagung „Die historische Verantwortung der Republik Österreich für die deutschen Altösterreicher in Ostmittel- und Südosteuropa“ überreichte. Darin wird unter anderem gefordert, die Geschichte so darzustellen, wie sie wirklich war und nicht, wie verschiedenerseits versucht wurde, sie zu interpretieren. VLÖ-Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller ersuchte Sobotka, soweit es im Bereich des Möglichen ist, Vertreter des VLÖ auf die Reisen diverser Parlamentariergruppen in die Nachfolgestaaten der ehemaligen Donaumonarchie mitzunehmen, damit vor Ort die Probleme der Minderheitenrechte der in diesen Staaten verbliebenen deutschen Altösterreicher hinsichtlich der Schaffung bzw. Erweiterung infrastruktureller Einrichtungen wie z. B. Kindergärten, Schulen usw. als Grundlage für den Bestand der Minderheiten in diesen Staaten in die Gespräche einzubinden. Kapeller betonte weiter, dass Prof. Stefan Karner bestrebt sei, das bis vor einiger Zeit vom dialektischen Materialismus geprägte Österreichbild nun auf einer neutralen Ebene darzustellen. In der Folge wurde auch die Festlegung eines Tages der Heimatvertriebenen in Österreich besprochen, wobei Sobotka den 4. März als Gedenktag in Erwägung gezogen hat – als Gedenktag im Parlament, der auf das ganze Land als historischer Gedenktag festgelegt werden könnte, zumal dieser Tag alljährlich von den Sudetendeutschen als Gedenktag für die gefallenen Opfer nach dem Ersten Weltkrieg begangen wird, als die für den Verbleib bei Österreich friedlich demonstrierenden Sudetendeutschen brutal niedergemetzelt wurden.
Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese ...
Dritte Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller bei der Eröffnung in der Wiener Hofburg. Foto: Gertrude Dwornikowitsch
Nach dem Mittagessen stand die Abfahrt nach St. Pölten, in die Landeshauptstadt Niederösterreichs, auf dem Programm, wo zunächst der Klangturm und anschließend das „Haus der Geschichte“ und im Landhaus dessen Landhauskapelle sowie der Landhaussitzungssaal besichtigt wurden. In der Folge fand ein Empfang durch die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Mag. Johanna Mikl-Leitner, statt. Am dritten Tag erfolgte zunächst im Haus der Heimat die Filmvorführung „Der Rest ist Österreich“ von und mit Walter Seledec. Gemeint ist der angebliche Ausspruch des französischen Ministerpräsidenten Georges Clemenceau beim Friedensvertrag von Saint Germain en Laye, von dem zahlreiche Varianten kursieren (u. a. „L’Autriche c’est qu’il reste“; was nach der Zerschlagung der Donaumonarchie blieb: „Der Rest heißt Österreich“). Veronika Haring, Vorsitzende des Kulturvereins deutschsprachiger Frauen „Brücken“ aus Marburg an der Drau (Slowenien) berichtete über die Lage der deutschen altösterreichischen Volksgruppe in Slowenien, die noch immer nicht offiziell als Volkgruppe anerkannt worden ist. Die Referentin erbat Unterstützung und Hilfe seitens der österreichischen Regierung bzw. seitens des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres (BMEIA, kurz Außenministerium) hinsichtlich der Anerkennungsbestrebungen der deutschen altösterreichischen Volksgruppe in Slowenien. Anschließend fand in der Unterkirche im Dom zu St. Stephan ein Gottesdienst mit Domdekan Prälat Kart Rühringer statt.
Eröffnung der Ausstellung „Die deutsche ...
Eröffnung der Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien“, von rechts Dr. Kurt Thomas Ziegler, Botschafter Bogdan Mazuru, Ovidiu Ganț, Erwin Josef Țigla. Foto: Gertrude Dwornikowitsch
Um 18 Uhr wurde im Haus der Heimat die Ausstellung „Die deutsche Minderheit in Rumänien. Geschichte und Gegenwart im vereinten Europa“ durch den Botschafter Rumäniens in Österreich, Bogdan Mazuru im Beisein des 1. Botschaftssekretärs Adrian Adam eröffnet. Botschafter Mazurus referierte eingangs über die Minderheitenpolitik in Rumänien. Ovidiu Ganț, Abgeordneter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien im rumänischen Parlament, und Erwin Josef Țigla, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Berglanddeutschen, berichteten über die Lage der Deutschen im Banat und Dr. Kurt Thomas Ziegler vom Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien sprach über die Geschichte der Deutschen – Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben, Zipser, Buchenlanddeutschen usw. in Rumänien.
Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller überreicht ...
Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller überreicht Botschafter Bogdan Mazuru ein Präsent. Foto: Gertrude Dwornikowitsch
Der Vertriebenensprecher der SPÖ, Dr. Harald Troch, wandte sich mit Grußworten an das Publikum.

Abteilungsleiter Dr. iur. Kurt Wegscheidler und Abteilungsdirektor Regierungsrat Gerhard Haberbauer, Beamte des Sozialministeriums, die für die Abwicklung der staatlichen Basisförderung des VLÖ federführend verantwortlich zeichnen, wurden mit der Silbernen Ehrennadel des VLÖ ausgezeichnet. VLÖ-Präsident Rudolf Reimann und Generalsekretär Norbert Kapeller bedankten sich bei den Ausgezeichneten herzlichst.
In der Ausstellung präsentierte Landkarte ...
In der Ausstellung präsentierte Landkarte Rumäniens. Foto: Gertrude Dwornikowitsch
Dann erhielt Generalsekretär Kapeller das „Gottscheer Ehrenzeichen in Gold“, wobei sich die Verantwortlichen der Gottscheer Landsmannschaft in Wien, Dipl.-Ing. Karl Hönigmann und Otto Tripp, und Martha Tiefenbacher Klagenfurt) als Gratulanten einstellten. Mit donauschwäbischen Weinen aus Ungarn und Rumänien sowie mit einem rustikalen donauschwäbischen Buffet fand die Veranstaltung einen lockeren Ausgang.

Hans Dama

Schlagwörter: Wien, Symposium, Volksgruppen, Österreich, Ausstellung, deutsche Minderheit

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