23. März 2006

Gemeinschaft in die Zukunft führen: Volker Petri geehrt

Bei der Generalversammlung des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich am 11. März wurde Bundesobmann Mag. Volker Petri das Goldene Ehrenzeichen verliehen. Die nachstehende Laudatio hielt Ehrenbundesobmann Dr. Fritz Frank.
Geschätzte Hauptversammlung, lieber Bundesobmann Volker Petri, liebe Landsleute! Es ziemt sich ein Blick auf den Lebenslauf des zu Ehrenden: Volker Petri ist 1947 in Heltau geboren, er besuchte nach der Volksschule im Ort das deutsche Gymnasium in Agnetheln und dann in Hermannstadt, wo er 1965 maturierte. Anschließend studierte er in Hermannstadt und Klausenburg Theologie und wurde 1969 in Hunedoara Pfarrer.

Das Goldene Ehrenzeichen für Bundesobmann Mag. Volker Petri (rechts) wird von Ehrenbundesobmann Dr. Fritz Frank überreicht.
Das Goldene Ehrenzeichen für Bundesobmann Mag. Volker Petri (rechts) wird von Ehrenbundesobmann Dr. Fritz Frank überreicht.
1970 heiratete er die Kronstädterin Edda Wagner und widmete sich mit ihr sieben Jahre lang der Betreuung der ihm zugeteilten Gemeinden. Im Jahre 1977 übersiedelte das junge Ehepaar nach Österreich, um nach dem Tode des bereits früher nach Deutschland ausgesiedelten Vaters der verwitweten Mutter näher zu sein. Ab dann ist Volker Petri als Pfarrer in Seewalchen/Rosenau und Nachfolger des Siedlungsgründers Pfarrer Mathias Schuster einer der Unseren. Die jüngeren Landsleute werden ihn auch als Religionsprofessor am Gymnasium in Vöcklabruck kennen und seine Kollegen sich an ihn als Obmann des Pfarrvereines und als Stellvertreter des evangelischen Superintendenten von Oberösterreich erinnern. Seit 2003 ist Volker Petri Fachinspektor für den evangelischen Religionsunterricht beim Landesschulrat von Oberösterreich.

Es sind nicht aneinander gereihte Jahreszahlen, die wir soeben gehört haben, sondern es sind Lebensabschnitte eines Siebenbürger Sachsen der Nachkriegsgeneration, dessen Schicksal nicht von Krieg, Flucht und Heimatsuche, sondern vom kulturellen Lebenskampf in der rumänischen kommunistischen Realität geprägt war. Kein Wunder also, dass Volker Petri die Idealbilder der alten Sachsen aus einer vergangenen Zeit nicht teilen konnte, sondern, über den Beruf als Pfarrer, andere Wege gehen musste, bis er zur Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich und zu deren Aufgaben fand und sich diese zu Eigen machen konnte. Als ihm im Jahre 1998, in meiner Nachfolge, das Amt des Bundesobmannes der Siebenbürger Sachsen in Österreich angetragen wurde, war das stärkste Argument, dass Volker Petri der geeignete Kandidat ist, die an Traditionen reiche siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Österreich in die Zukunft zu führen, dies: Er war alt genug, um die Nachkriegsprobleme der Siebenbürger Sachsen in der alten Heimat wie die Deportation, die Vernichtung des Kulturgutes und die Zerstörung der Familien und Gemeinschaften erlebt und erkannt zu haben. Er war aber auch jung genug, um in Österreich, so wie wir 30 Jahre vorher, eine neue Heimat aufzubauen und sich einem Integrationsprozess zu stellen. So war er in der Lage, das Schicksal sowohl der in Rumänien als auch der in Österreich lebenden Landsleute zu verstehen, als auch die Zeichen einer neuen Zeit zu vertreten. Meine - und unsere - Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Volker Petri hat als Bundesobmann in unsere Gemeinschaftsarbeit neue Gedanken eingebracht. Er hat vor allem erkannt, dass die traditionellen Werte im Gemeinschaftsleben der Siebenbürger Sachsen nur dann Bestand haben können, wenn sie von der Basis entwickelt und getragen werden. So hat er unserem in den Nachkriegsjahren erforderlichen (und von mir recht griffig praktizierten) "Zentralismus" in der landsmannschaftlichen Organisation, das Konzept von eigenständigen Gemeinden entgegengehalten, die aus eigener Kraft leben und arbeiten. Mit dem neuen Vereinsgesetz haben wir diese Idee umgesetzt. Unsere Gemeinschaft beruht nun an der Basis auf selbstständigen Vereinen. Das ist ein großer Schritt in eine neue Zeit, dessen Früchte sich wohl erst später zeigen werden.

Volker Petri hat auch erkannt, dass die Werte unserer Gemeinschaft in Gefahr sind, falsch beurteilt zu werden: von den Mitgliedern teils überhöht, teils idealisiert, von Außenstehenden teils verhöhnt, teils politisiert. Um dem entgegen zu steuern hat er im Jahre 2001 eine umfassende Niederschrift unserer Integration in Österreich in Angriff genommen und unter dem anspruchsvollen Titel "Österreich - deine Siebenbürger Sachsen" als Buch herausgebracht. Es ist nicht nur eine sorgfältige Sammlung von historischen Daten und Geschehnissen, sondern auch ein Beitrag eines "gebürtigen Siebenbürger Sachsen und überzeugten Österreichers" (Buchzitat) zu unseren Kulturwerten aus der Vergangenheit als auch zu unseren Aufgaben in der Zukunft, dies als Brückenbauer zwischen Ost und West in einem neuen Europa. In gleicher Leidenschaftlichkeit schrieb Volker dann auch noch ein Buch über das Schicksal der Landler und publizierte viele Artikel in der einschlägigen Fachpresse. Auch das siebenbürgische Zimmer im evangelischen Museum in Rutzenmoos ist von ihm gestaltet. Mit der von ihm betonten geschichtlichen Verbindung zwischen Österreich und Siebenbürgen hat Volker Petri unserer Landsmannschaft bei unseren Schwesterorganisationen ein durchaus eigenständiges Profil verliehen.

Lieber Volker, dieses Ehrenzeichen ist einerseits eine Anerkennung für eine vielfältige verantwortliche Arbeit für die Siebenbürger Sachsen, wie sie auch Prof. Oberth, Thusnelda Henning, Bundesminister Genscher, allen oberösterreichischen Landeshauptleuten, vielen Treckführern und Amtswaltern unserer Gemeinschaft in Österreich, Deutschland, Kanada und USA zuteil geworden ist. Es ist aber auch ein Dank für deinen persönlichen Einsatz, für die vielen Kilometer, die du auf den Fahrten nach Siebenbürgen und Deutschland in unseren Belangen gefahren bist, und für die vielen Stunden, die du des Nachts an der Schreibmaschine, über unsere Belange grübelnd, verbracht hast. Das Ehrenwappen ist sicher auch ein Zeichen der dauernden Verbindung zwischen einer Einzelperson und einer Gemeinschaft, somit auch eine Einladung und eine Hoffnung auf weitere Jahre und Jahrzehnte deines segensreichen Schaffens für die Siebenbürger Sachsen. Mit diesen Gedanken soll dir nun, lieber Volker, das goldene Ehrenzeichen der Siebenbürger Sachsen überreicht werden. Ich gratuliere dir dazu von Herzen, wünsche dir viel Erfolg in deinem weiteren Schaffen und versichere dir im Namen des gesamten Ausschusses unsere weitere loyale Zusammenarbeit.

Dr. Fritz Frank


Schlagwörter: Österreich, Ehrungen

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