27. September 2018

Hermann-Baier-Saal am Schäßburger Joseph-Haltrich-Lyzeum eingeweiht

Am 3. Juli 2018 ist am Joseph-Haltrich-Lyzeum in Schäßburg, der altehrwürdigen Bergschule, der neue Deutsch-Fachraum „Hermann-Baier-Saal des Lyzeums ,Joseph Haltrich‘“ feierlich eröffnet worden.
Die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien berichtete: „Hier sollen alle Schüler der deutschen Abteilung nicht nur in ihrer zweiten Muttersprache, sondern auch im deutschen Fachunterricht lernen. Der Saal ist mit einem Smartboard, also einer elektronischen Tafel, und neuem Mobiliar ausgestattet. Zu verdanken ist diese Investition dem Schweizer Unternehmen SEFAR-Monosuisse, das in Schäßburg eine Filiale hat und seit zwei Jahren großzügig die Schule finanziell fördert. Zur Einweihung des neu ausgestatteten Raumes war der Schweizer Firmenchef Christoph Tobler extra angereist. Er begründete die Zusammenarbeit seiner Firma mit der Bergschule vor allem damit, dass man dafür sorgen wolle, Schülern das Deutschlernen zu erleichtern. Ziel sei, dass sich einige hoch qualifizierte Absolventinnen und Absolventen entscheiden, im Lande zu bleiben“.
Idyllisch gelegen: das Schäßburger Joseph ...
Idyllisch gelegen: das Schäßburger Joseph-Haltrich-Lyzeum. Foto: Martin Bottesch
Im Folgenden geht der 92-jährige gebürtige Schäßburger Julius Henning (lebt in Pforzheim) der Frage nach, „wie es zur persönlichen Ehrung meines ehemaligen Sangesbruders vergangener Jahrzehnte im Jahr 2018 gekommen ist“.

Eine alte Weisheit besagt, dass ein Volk, das nach vorne strebt, sich immer wieder aus seinem Bauernstand regeneriert. Die Siebenbürger Sachsen waren bis zum Jahre 1944, das in der Entwicklung dieser Gemeinschaft deren Ende vorprogrammieren konnte, ein ausgesprochenes Bauernvolk. Vertieft man sich in die über 800 Jahre alte Geschichte dieses Volksstammes, kann man ersehen, dass die meisten großen Persönlichkeiten dem Bauernstand entstammten. Zu diesen gehörte auch Hermann Baier, der aus einer Bauernfamilie der Gemeinde Dunesdorf stammte. Nach Besuch der ersten vier Grundschulklassen im Heimatdorf wurde er in das nahe gelegene Schäßburg entsandt, um hier das siebenbürgenweit bekannte und anerkannte Bischof-Teutsch-Gymnasium, auch als Bergschule bekannt, zu besuchen. Gleichzeitig, und das sollte nicht unterbewertet bleiben, wohnte er in diesen Schuljahren im Schülerinternat dieser Schule. Die hier vorherrschende Disziplin hatte prägenden Einfluss auf auf alle hier wohnenden Schüler.

Dies alles formte auch unsern Gefeierten, der, um möglichst weiterzugeben, was ihm zuteil geworden war, den Lehrerberuf ergriff, dies noch dazu in dem wichtigen Fach der Mathematik. Es ist bekannt, dass Mathematiker auch zum Musischen neigen und so sollte es sich auch bei Hermann Baier entwickeln, sowohl in Richtung Gesang wie auch als Hornist im Sinfonischen Orchester der Stadt Schäßburg, der er treu geblieben war, hier auch seine Familie gründete. Als er soweit war, um den Lehrerberuf auszuüben, war ein diktatorisches Regime in Rumänien an der Macht. Besonders bei Lehrern, die die zukünftige Gesellschaft im neuen Sinne erziehen sollten, wurde auf „Zuverlässigkeit“ geachtet. Es war oft nicht leicht, einesteils mit den Wölfen zu heulen, und dabei gegenüber den eigenen Freunden und Landsleuten auch das Gesicht zu wahren. Dabei gewährleisteten diese Lehrer den Fortbestand des Unterrichts in der Muttersprache an allen deutschsprachigen Schulen. Dieses Verdienst gilt es auch jetzt nachträglich anzuerkennen. Daher soll Hermann Baier hier stellvertretend für alle Lehrer, die in diesen schweren Jahren das Lehramt an den deutschsprachigen Schulen unseres alten Vaterlandes auszuüben hatten, gewürdigt werden.

Nun also zum aktuellen Thema, der Benennung eines neu gegründeten Deutschkabinettes an der Schäßburger Bergschule nach unserem verdienten Lehrer und langjährigen Leiter dieser Schulanstalt, Hermann Baier. Das Kabinett wurde übrigens im ehemaligen, geräumigen Chemiesaal eingerichtet. Zur Gründung muss unbedingt angeführt werden, dass dazu die Schweizer Firma SEFAR (weltweit tätig in der Herstellung von Präzisionsgeweben) maßgeblich beigetragen hat, die für ihre in der Entwicklung befindlichen Produktionsabläufe auf dem Gebiet der Stadt Schäßburg Arbeitskräfte benötigt, die der deutschen Sprache mächtig sind. Diese Firma hat auch die moderne Ausstattung dieses Kabinettes ­finanziell gefördert. Bei der stattgefundenen Feierlichkeit, zu der auch der Firmenchef Christoph Tobler aus der Schweiz angereist war, hielt die stellvertretende Schulleiterin Lieselotte Baier, eine Tochter des Gewürdigten, eine Ansprache, in der sie betonte, dass es mit ein Verdienst Hermann Baiers gewesen sei, dass die deutsche Sprache und Kultur an dieser Schule den heutigen Stellenwert habe.

Julius Henning

Schlagwörter: Bergschule, Schäßburg

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