26. September 2021

Altstädterin Ursula Hummes sammelt Spenden für Gotteshaus in Scharosch bei Fogarasch

Ursula Hummes aus Hachenburg-Altstadt hat entscheidenden Anteil daran, dass kürzlich an der alten Kirchenburg in Scharosch bei Fogarasch in Siebenbürgen (Rumänien) der zweite Sanierungsabschnitt, und somit ein weiterer wichtiger Schritt zum Erhalt des Gebäudes, starten konnte. Denn als engagierte und leidenschaftliche Vorsitzende der Heimatortgemeinschaft (HOG) Scharosch hat sie unter Ausgewanderten und weiteren kulturhistorisch Interessierten 45000 Euro an Spenden gesammelt.
Zudem hat sie selbst eine stattliche Summe beigesteuert. Mit diesem Geld kann die Instandsetzung der Fassade des Bauwerks finanziert werden. Die Stiftung Kirchenburgen wird die Maßnahme vor Ort fachlich begleiten. Darüber hinaus finanziert der Fogarascher Gemeindeverband die Bauaufsicht, um die Arbeiten regelmäßig zu kontrollieren.

Zum Auftakt der Arbeiten an der Außenwand der Jakobuskirche, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden sollen, kamen jetzt Vertreter der Evangelischen Kirche, der rumänischen Kulturbehörden sowie Fachleute aus dem Bauwesen zusammen, berichtet Ursula Hummes im Gespräch mit der Westerwälder Zeitung (Rhein-Zeitung). Sie selbst war diesmal aufgrund der Corona-Krise nicht in die Heimat ihrer Vorfahren väterlicherseits gereist.

Nach der Dachsanierung vor wenigen Jahren (damals steuerte die HOG circa 22000 Euro bei, den Rest der Kosten übernahmen die Kommune und die Evangelische Kirche) ist die derzeitige Instandsetzung bereits die zweite große Aktion an der Wehrkirche, für die sich Ursula Hummes einsetzt. Durch Unterlagen ihrer Verwandten aus Scharosch, die sie nach dem Tod ihres Vaters in dessen Nachlass gefunden hat, wurde ihr Interesse an der Arbeit in der HOG Scharosch geweckt. Seither wird sie nicht müde, für den Erhalt des Gotteshauses, das zusammen mit den anderen Kirchenburgen in Siebenbürgen zum Europäischen Kulturerbe gehört, zu werben und Spenden zu sammeln. Dazu hat sie unter ausgewanderten Siebenbürger Sachsen ein breites Netzwerk geknüpft. So ruft sie die circa 250 Mitglieder der HOG beispielsweise jährlich per Weihnachtspost auf, einen Obolus für die Jakobuskirche zu überweisen. Aber auch andere Gelegenheiten, zum Beispiel Berichte in der Siebenbürgischen Zeitung, nutzt sie für ihre Appelle – seit Ausbruch der Pandemie überwiegend von ihrem Schreibtisch in Altstadt aus.
Von ihrem Schreibtisch aus organisiert und ...
Von ihrem Schreibtisch aus organisiert und koordiniert die Altstädterin Ursula Hummes, Vorsitzende der HOG Scharosch bei Fogarasch, die Spendensammlungen zum Erhalt der Jakobuskirche im Geburtsort ihres Vaters. Foto: Röder-Moldenhauer
Sebastian Bethge, Denkmalpflegebeauftragter der Stiftung Kirchenburgen, ist von der Zusammenarbeit mit der Scharoscher Heimatortgemeinschaft begeistert. Ursula Hummes sei in den vergangenen Jahren bei allen Aktivitäten nicht nur eine leidenschaftliche, treibende Kraft gewesen, sondern habe auch sehr viel Geduld aufgebracht. Das sei nicht selbstverständlich, zumal etwa das Einholen der notwendigen Genehmigungen für solche Bauvorhaben sehr zeitraubend sei, so der Denkmalpflegebeauftragte weiter.

Von den jetzt gesammelten 45000 Euro sollen nun neben der Außenfassade auch noch Stützpfeiler saniert werden. Für die Instandsetzung der markanten Traufsteine (nächster Bauabschnitt) fehlen allerdings noch rund 20000 Euro. Die Notwendigkeit, zu spenden, sei also weiterhin gegeben, teilt Hummes mit.

Sonnenuntergang über der Jakobuskirche in ...
Sonnenuntergang über der Jakobuskirche in Scharosch bei Fogarasch. Foto: Adrian Arsu
Die aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende evangelische Kirche von Scharosch bei Fogarasch, eine gotische Hallenkirche, wurde bis 1690 zur Kirchenburg umgebaut. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Ringmauer und die sechs Wehrtürme wieder abgetragen. Reste, wie etwa das als Speicher genutzte Wehrgebäude im südlichen Bereich, sind jedoch bis zum heutigen Tag erhalten und machen das sehenswerte Scharoscher Kirchenensemble zu einer baulichen Besonderheit im Fogarascher Land.

Allerdings droht vielen Kirchenburgen heute der Verfall. Joachim Gauck, vor dem heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier Schirmherr der Stiftung Kirchenburgen, sagt: „Die siebenbürgischen Kirchenburgen sind kostbarer Bestandteil des deutsch-rumänischen Kulturerbes. Sie geben Zeugnis davon, wie deutsche Einwanderer einst in Siebenbürgen heimisch wurden, und sie stehen für die lange Tradition des Austauschs zwischen unseren Völkern. Im Verlauf der Jahrhunderte boten die Kirchenburgen ihren Bewohnern Schutz, waren Orte des Gebets und der Feier des christlichen Glaubens – ja: Sie sind es bis in unsere Tage. Diese Meisterwerke der Baukunst auch künftigen Generationen zu erhalten, lohnt unseren Einsatz.“

Die meisten Deutschen haben den Ort verlassen

Fünf Deutsche leben heute noch in Scharosch bei Fogarasch in Siebenbürgen, mehr als 20 besitzen dort noch Häuser. Sie kommen ein- oder mehrmals im Jahr in Urlaub. Viele wollen, wenn sie in Renten sind, wieder ganz nach Scharosch zurückgehen. Für die pensionierte Lehrerin Ursula Hummes aus Hachenburg-Altstadt, deren Vater aus Scharosch stammt und deren Großvater heute, lange nach seinem Tod, immer noch eine bekannte und geschätzte Persönlichkeit in der Region ist, kommt ein solcher Umzug allerdings nach eigener Aussage nicht infrage. Die mehr als 160 noch bestehenden Kirchen und Kirchenburgen in Siebenbürgen stellen, was die Erhaltung betrifft, die Evangelische Kirche A.B. (Augsburger Bekenntnis) vor ein riesiges Problem. Circa 11.000 Mitglieder dieser Religionsgemeinschaft leben noch in Siebenbürgen, mehr als 100.000 Sachsen (Deutsche) haben beim Umsturz 1990 das Land verlassen und in Deutschland, Österreich, Belgien, USA und Kanada eine neue Heimat gefunden.

Nadja Hoffmann-Heidrich (Nachdruck aus der Rhein-Zeitung vom 4. August 2021)

Schlagwörter: Kirche, Hummes, Fogarasch, Scharosch, Spenden, Restaurierung

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