3. Mai 2025

Kuratorentag in Hermannstadt weckt neue Hoffnungen

Ich war früher Kurator in Rode, jetzt ist es meine Nachbarin Katharina Wagner. Da sie die Einladung zum Kuratorentag nach Hermannstadt am 29. März nicht wahrnehmen konnte, war sie froh, als ich mich anbot, sie zu vertreten.
Kuratoren nach dem Gottesdienst vor der ...
Kuratoren nach dem Gottesdienst vor der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt. Foto: Hans Königes
Nach dem Abendmahlsgottesdienst in der schön renovierten Stadtpfarrkirche begann der Kuratorentag mit einer Vorstellung des neuen Leiters der Stiftung Kirchenburgen, Cristian Cismaru. Sein Konzept sieht eine bessere touristische Nutzung der Kirchenburgen vor. Als ich dann das Wort ergreifen konnte, fragte ich ihn, wie viele Kirchenburgen wir hätten und ob man sich Gedanken gemacht hätte, Kostenvoranschläge auszuarbeiten, um dann, wenn uns als Eigentümer der Baudenkmäler die nötigen finanziellen Mittel fehlten, an die örtlichen Verwaltungen heranzutreten. Diese sind laut Gesetz verpflichtet, diese Baudenkmäler zu erhalten. Denn die Kirchenburgen sind zwar Eigentum unserer Landeskirche, gehören aber in zweiter Linie auch dem rumänischen Staat. Und dieser ist verpflichtet, diesen historischen Wert für die Zukunft zu erhalten und eventuell Touristen anzuziehen. Wir waren über 50 Vertreter, es waren Männer und Frauen dabei, und ich machte einen Vergleich mit den Spartanern von den Thermopylen und es war ein befriedigendes und hoffnungsvolles Gefühl, dass es eine Zukunft gibt. Unser Bischof Reinhart Guib betonte das besonders und auch Carmen Schuster, die Landeskirchenkuratorin.

Es kamen Beiträge über eine wieder gegründete Kirchengemeinde (Holzmengen) und über die Absicht einer Gemeinde, wieder eigenständig zu werden (Deutsch-Weißkirch), und das aktive Verhalten des Gemeindeverbandes Fogarasch mit beispielhaften Zeichen in Seligstadt und Bekokten, die zeigen, dass es aufwärts gehen kann.

Ein Hemmschuh dabei ist unsere jetzige Kirchenordnung. Meines Erachtens nach ist die jetzige Ordnung in ein paar Artikeln widersprüchlich oder gar verfassungswidrig, weil ein Verein in seiner Funktion nicht von der Anzahl seiner Mitglieder beeinflusst werden kann. Die Verwaltung der Kirchengemeinden, die noch immer als juristische Personen gelten, darf nicht von anderen übernommen werden, nur weil sie nicht die nötigen Mitgliederzahlen hat. Pfarrer Dietrich Galter, Hermannstädter Bezirksdechant, wies aber ganz richtig darauf hin, dass laut Kirchenordnung auch die Möglichkeit bestünde, dass die Verwaltung der Kirchengemeinden von einem Gemeindeverband übernommen werden kann, wenn sich diese Kirchengemeinden zu einem Verband zusammenschließen. Ilse Philippi, Hermannstädter Kuratorin, wies darauf hin, es brauche unbedingt Gremien in der Landeskirche, die gebildet werden müssen, um diese Verwaltungsaufgaben neu zu bearbeiten. Ilse Welther, Vorsitzende des HOG-Verbandes, bat, es möge doch die Möglichkeit bestehen, dass die Mitglieder der Heimatortsgemeinschaften oder die ehemaligen Kirchenmitglieder, die darum ansuchen, die Vollmitgliedschaft erhalten, um bauliche Aufgaben der Kirchengemeinden verantwortungsvoll übernehmen zu können. Sie bat mit Demut. Ich saß hinter ihr und flüsterte ihr zu: Nicht mit Demut, sondern mit Verstand soll unsere Landeskirche an dieses Thema herangehen.

Unter den Kuratoren gab es viele junge. Überraschend neu war dabei der Kurator aus Holzmengen, der in Leipzig lebt. Der Bezirkskurator aus Mediasch, der sich ganz aktiv für Scharosch an der Kokel und andere einsetzt, erlebt oft keine Dankbarkeit und es fällt ihm schwer, dies zu ertragen. Ich wollte ihm aber zuflüstern, es ist Unsinn, wenn man etwas tut und auf Dankbarkeit wartet. Diese gibt es sehr selten. Aber eigentlich, wenn man die Stärke dazu hat, braucht man sie nicht.

Das Kennenlernen war sehr wichtig, man konnte fast nichts Negatives hören. Dafür Worte des Dankes an unsere neue Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster, mit ihrem Konzept, mit der Gestaltung des möglichen Neuen, das Alte zu bewahren in machbaren Schritten und Umgestaltung der Regeln der Kirchenordnung, die dies hemmen. Alt-Landeskirchenkurator Friedrich Philippi schenkte uns allen sein Buch mit den Denkmälern und Gedenktafeln für die Opfer des 1. Weltkrieges und es war wirklich ein gesegneter, ein Hoffnung bringender Tag. Und ihr, die ihr dies lest, sollt meinen Spruch bekommen: „Hoffnung in Freude zu erleben“.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, war auch anwesend und das war für uns ein gutes Zeichen, dass er unser Bestreben sehr ernst nimmt. Abends in kleiner Runde konnten wir noch einen Schluck Roder Wein trinken.

Wenn ich kurz zurückdenke: Als ich 1990 beim Begräbnis unseres Bischofs Albert Klein in meinem Kirchenpelz hinten im Trauerzug mitging, bestand fast kein Hoffnungsschimmer für uns Siebenbürger Sachsen. Jetzt sind die Blumen der Hoffnung wieder aufgegangen. Und in Kleinalisch predigte unsere Pfarrerin Angelika Beer über die Worte: „Wer die Hände an den Pflug legt, darf nicht zurückblicken.“ Wir blicken zurück, aber versuchen das zu tun, was in unserer Möglichkeit steht, und haben auch Freude daran.

Es wurde in den Raum gestellt, zwischen den Kuratorentagen ein zusätzliches Treffen zu veranstalten, weil der Austausch zwischen Einzelnen sehr wichtig ist, um gute Informationen und Ideen übernehmen zu können.

Adolf Hedrich, Rode

Schlagwörter: Kirche, Kuratoren, Tagung

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