18. Mai 2004

Zehn Jahre Honterusdruckerei

In diesem Jahr feiert die Hermannstädter Honterus-Druckerei, die in Neppendorf angesiedelt ist, ihr zehnjähriges Bestehen. Aus Mitteln der Bundesinnenministeriums 1994 eingerichtet, ist das noch in der Umbruchzeit vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) angedachte und mit den rumäniendeutschen Landsmannschaften in Deutschland als Gesellschafter gegründete Unternehmen mittlerweile zu einem Spitzenbetrieb landesweit in dieser Branche aufgerückt.
Kurz vor der Vollendung des zehnten Geburtstages wurde die Druckerei vom Verband der klein- und mittelständischen Privatunternehmen in Rumänien ausgezeichnet. Seither belegt man den 10. Platz im Bereich "Druck und zugeordnete Tätigkeiten". Und: "Diese Rangordnung könnte demnächst verbessert werden", erklärt der leitende Geschäftsführer Helmut Mathes, seit zehn Jahren in diesem Amt, und fügt hinzu: "Ökonomisch gab es bislang keine Probleme, niemals hat die Honterus-Druckerei seit der Gründung rote Zahlen geschrieben."

Geschäftsführer Helmut Mathes vor der modernen Druckmaschine. Foto: Martin Ohnweiler
Geschäftsführer Helmut Mathes vor der modernen Druckmaschine. Foto: Martin Ohnweiler

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Die Produktionsfläche wurde mittlerweile verdoppelt, die Zahl der Mitarbeiter ist um das Vierfache angestiegen, den Maschinenpark hat man praktisch ganz erneuert, "mithin wurden die Druckkapazität sowie Produktpalette erweitert, ein neues Qualitätsmanagement insgesamt hat man eingeführt", berichtet Mathes. Deshalb setzt man seit letztem Jahr auch auf ein ganz neues Erscheinungsbild: Firmenlogo, Selbstdarstellungsprospekte und Webdarstellungen wurden "völlig überholt", ein modernes Kommunikationsnetz mit optischem Glasfaserkabel und einer Kapazität von 64 Kilobytes pro Sekunde hat man desgleichen 2003 intern aufgebaut. "Aber alles nicht nur für unsere 'Corporate Identity', also unsere Unternehmensidentität, vielmehr auch aus der Notwendigkeit heraus, die sich aus den Kommunikationsforderungen der Layoutdateien ergaben", versichert der fachkundige Informatiker, der übrigens vor dem Umbruch diesen Bereich bei der einstigen "Flamura Rosie" am Zibin bestritt.

Doch am stolzesten ist der unterdessen auch mit der "schwarzen Kunst" vertraute Mann auf das " jüngste Schmuckstück", wie er sagt, seines Betriebs: Die Vier-Farben-Heidelberg-Printmaster-Druckmaschine vom Typ GTO 52, die vor drei Jahren aus dem erwirtschafteten Reingewinn angezahlt und letztes Jahr voll abbezahlt wurde.

Die Druckqualität der Honterus-Produkte spricht seither für sich. Das Jahrbuch 2004 der "Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien" wäre nur ein Beispiel dafür. Andere jedoch tischt uns Helmut Mathes auf: "König Murphys Tafelrunde" von Kurt H. Binder oder Otto Sindels "Erinnerungen an Hermannstadt" wie auch den Gedichtband des ehemaligen Hermannstädter Schauspielers Christian Maurer "Schöpf Sieb um Sieb vom Regen". Und der Heilbronner Reeg-Verlag von Dagmar Zink-Dusil lässt ohnehin seit Bestehen die eigene Buchproduktion mit zunächst Hermannstädter, aber bald auch mit gesamtsiebenbürgischer Thematik bei "Honterus" in Hermannstadt drucken. Die "Hermannstädter Zeitung" und der "Hermannstädter Heimatbote" kommen desgleichen kostengünstig hier in den Druck.

Überhaupt macht in dieser Unternehmenssparte die deutschsprachige Literatur etwa 70 bis 80 Prozent aus und fällt mithin schwer in die Waagschale der Exportaufträge, die zu 20 Prozent von außenstehende Partnern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Nordirland oder den USA kommen. Ursprünglich wurden hier mehrheitlich Visitenkarten oder Prospekte hergestellt, neuerdings sind es vermehrt anspruchsvolle Kataloge renommierter Firmen. Namen nennt Mathes verständlicherweise keine, erinnert jedoch an eine Zusammenarbeit mit einer Ballettschule in Deutschland, deren Zeitschrift "bei uns gestaltet, gedruckt und zusammengestellt wird".

Aber nicht nur im Auftrag anderer werden Druck und Gestaltung in Hermannstadt bestritten. Schon im letzten Jahr wurde, wie berichtet, ein hauseigener Verlag gegründet, und mit dem ersten Buch "Aus der Volkskunde der Siebenbürger Sachsen" die Taufe bestanden, freut sich Mathes.

Von diesen Erfolgen hat er vor zehn Jahren nicht einmal geträumt, als im Mai 1994 zugleich mit der feierlichen Einweihung in Anwesenheit des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesinnenministerium, Dr. Horst Waffenschmidt, und der Spitzenvertreter des Landesforums (DFDR) und der rumäniendeutschen Landsmannschaften, die ersten Druckerzeugnisse ausgeliefert wurden. Im ehemaligen Bauernhaus auf der Neppendorfer Livezii-Straße 46 wurden damals nur die Büroräume sowie gleich nebenan die Produktionshalle für eine Druckmaschine und die Buchbinderei eingerichtet. Erst nach und nach kamen das Papierlager und andere Räumlichkeiten hinzu. Und nach und nach wurden auch die ersten Bücher gedruckt. Mathes erinnert u.a. an die „Familienchronik“ von Günter von Hochmeister, die "225 Jahre Gottlob" im Banat oder an die Festschrift "50 Jahre Kreisgruppe Köln". All das will man auf der Jubiläumsfeier Anfang Juni dem "engeren Freundeskreis der Druckerei präsentieren", verspricht der leitende Geschäftsführer und denkt dabei an die Vertreter des Forums und der Landsmannschaften, die sich dann "in einem kleinen Rahmen an unseren großen Erfolgen mit erfreuen sollen".

Martin Ohnweiler

Schlagwörter: Forum, Honterusdruckerei

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