30. Mai 2007

Goldene Palme für rumänischen Film

Zum ersten Mal gewinnt ein rumänischer Film die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes. Regisseur Cristian Mungiu hat die höchste Auszeichnung der diesjährigen Filmfestspiele für sein Abtreibungsdrama „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ erhalten.
In dem nach Einschätzung der Kritiker hochklassigen Wettbewerb dieser 60. Filmfestspiele hatte der spätere Siegerfilm schon sehr früh zum Kreis der Favoriten gezählt. Das Drama (eine Koproduktion von Arte) spielt in der Endphase des Ceaușescu-Regimes und handelt von einer Studentin, die sich verzweifelt darum bemüht, ihrer Freundin eine illegale Abtreibung zu ermöglichen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ urteilt: „Wie unter der Lupe stellt die Geschichte jene zwischenmenschlichen Verstrickungen aus, die die Angst gebiert. Ein Zimmer, eine Hotelreception, die nächtliche Stadt Bukarest, wo der Fötus zum Verschwinden gebracht werden muss - das sind die alltäglichen Schauplätze, in denen ‚Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage’ seine bisweilen kaum erträgliche emotionale Spannung aufbaut. In langen Einstellungen schaut der Film ganz genau hin und schenkt uns nichts in der Art, wie er von Macht und Ohnmacht erzählt, von Liebe und Demütigung, von Angst und Gleichgültigkeit, die sich in Gesichtern hervorragender Darsteller spiegeln. Und wir lernen wieder einmal, wie genaue, unspekulative Anteilnahme, wie gemeisterte Form das Unerträgliche bannt.“

In seiner Dankesrede nannte Cristian Mungiu die Auszeichnung für seinen erst zweiten Spielfilm eine „gute Nachricht für die kleinen Filmemacher aus kleinen Ländern“. In der „Süddeutschen Zeitung“ (29. Mai 2007) outete sich der vor 39 Jahren in Iași geborene Preisträger als „Dekretchen“ in Anspielung auf das 1968 in Rumänien dekretierte Abtreibungsverbot, das einen regelrechten Baby-Boom zur Folge hatte. Mungiu, der bis 1994 noch als Lehrer und Journalist tätig war, hatte sich nach seinem Studium an der Filmschule in Bukarest zunächst als Regieassistent bei internationalen Produktionen, dann mit eigenen Kurzfilmen profiliert. Der Cannes-Gewinnerfilm „4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“ kommt noch dieses Jahr in die deutschen Kinos.

CS

Schlagwörter: Kulturspiegel, Film

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