Kommentare zum Artikel

31. Juli 2009

Rumänien und Siebenbürgen

Ernüchternde Zwischenbilanz: Nokia seit eineinhalb Jahren in Jucu

Im Frühjahr 2008 machte der kleine Ort Jucu nahe Klausenburg Schlagzeilen: Der finnische Telekommunikationskonzern Nokia wollte hier Handys herstellen, ein ganzer Industriepark sollte folgen. Viele freuten sich auf den Aufschwung, manche sprachen gar vom Beginn des Wirtschaftswunders in Osteuropa. Doch jetzt, eineinhalb Jahre später, ist davon wenig zu sehen. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 7 mal kommentiert.

  • Lavinia

    1Lavinia schrieb am 31.07.2009, 19:45 Uhr:
    Ein selten schlechter Artikel, finde ich. Die Autorin schafft es, ein Musterbeispiel der Globalisierung aufzuzeigen, ohne auch nur ein Mal den Begriff in diesem Zusammenhang zu benutzen, das Kind beim Namen zu nennen.
    „Selbstverständlich kann Nokia jedoch nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass auch sie von der Wirtschaftskrise betroffen sind und die Handypreise dramatisch fallen.“
    Die Wirtschaft unterliegt einem Funktionsmodell, dessen Regeln von Menschen gemacht werden (auch solchen, die im Vorstand des Nokiakonzerns sitzen) und welche auch Menschen zu verantworten haben. Haben wir selbst in der Zeit einer tiefen Wirtschaftskrise dieses 1X1 nicht begriffen…?
    "Zum Teil müssen die Angestellten, je nach Arbeitsgang, stehen – und das bei einer Schichtlänge von 12 Stunden. Nokia-Sprecherin Anna Simai betont das „exzellente“ Arbeitsumfeld und weist auf die angebotenen Gymnastikprogramme hin."
    Und weiter unten:
    "Außerdem haben die Finnen zwar vielleicht die Hoffnungen der Anwohner nicht erfüllen können, doch sie haben der Gegend auch Gutes getan. Der Gemeinde Jucu schenkte der Handyhersteller einige Rutschen und Schaukeln..."
    Irritation: Soll dies als ein Persiflageversuch verstanden werden? Ist es ein verzweifelter Versuch nach nur Fakten,Fakten, Fakten? Aber selbst dann...wie kann man unkommentiert diese Aussagen nebeneinader gengeneinander prallen lassen...und so tun als wäre nichts?
    Aber spätestens beim Schlusssatz („ Da allerdings auch die Löhne und Immobilienpreise in Rumänien stark steigen, bleibt fraglich, wie viele Jahre sich der Industriestandort für die Finnen noch lohnt.“) weiß man es dann doch: Es ist ein ungeheuerlicher, abgestumpfter,gedankenloser, allzu gewöhnlicher… Zynismus .
  • Joachim

    2Joachim schrieb am 31.07.2009, 21:40 Uhr:
    Dieser Bericht ist einfach nur lächerlich !

    [Beitrag am 31.07.2009, 21:41 von Joachim geändert]
  • schully

    3schully schrieb am 31.07.2009, 22:46 Uhr:
    die aussage: "Der Bau ( der Autobahn) wird von Bauern blockiert,.." ist der gipfel!
    servus
  • joyflight

    4 • joyflight schrieb am 03.08.2009, 22:50 Uhr:
    Ich finde den Artikel angebracht, im Inhalt und im Stil.
    Frau Eggers, bleiben Sie dran, und berichten Sie nicht nur wenn das Thema in allen Zeitungen der Bananenrepublik (BRD) präsent ist, sondern auch danach - denn es ist wichtig die Entwicklung zu verfolgen.
    Es gehört Mut dazu, sich den Kommentaren und gegen den Medieneinheitsbrei durchzusetzen - umso respektabler Ihre Arbeit!
    Vielen Dank für den kurzen, ernüchternden und prägnanten Zwischenbericht!
  • Lyra

    5Lyra schrieb am 06.08.2009, 12:09 Uhr:
    Hart aber fair. Beim ersten Durchlesen ihrer Kommentare war ich zwar ungelogen sehr geschockt, doch natürlich können Sie als außenstehende Beobachter besser über den Stil urteilen als ich. Um Klarheit zu verschaffen: Ich bin Schülerin und habe lediglich ein zweiwöchiges Praktikum bei der SbZ absolviert. Da Sie mir altersmäßig vermutlich um weit mehr als ein Jahrzehnt, vielleicht sogar mehrere, voraus sind, kann ich mir auch gut vorstellen, dass sie einen besseren Bericht über die Vorgänge schreiben können und möchte an dieser Stelle alle ermutigen, genau das zu tun: "It's better to light a candle than to curse the darkness". Für die konstruktive Kritik bin ich ihnen dankbar und werde darüber nachdenken, um es -hoffentlich- in meinem nächsten Artikel besser zu machen.

    Um auf konkrete Kritikpunkte einzugehen:
    - über Globalisierung habe ich in dem Zusammenhang tatsächlich nicht nachgedacht. Natürlich sollte man das Thema auch unter diesem Blickwinkel beleuchten.
    - Selbstverständlich sind Menschen für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Ob das allerdings gerade der Vorstand des Nokia-Konzerns ist, wage ich zu bezweifeln. Meine Hand dafür ins Feuer legen würde ich dafür jedoch auch nicht. Als Menschenfreund, Sie mögen es jugendliche Naivität nennen, gilt für mich immer noch "In dubio pro reo"
    - Zu Erklärung: Die beiden von Lavinia zitierten Stellen waren keine verzweifelte Reihung von Fakten, sondern in der Tat meine Art von Sarkasmus. Ich hatte erwägt den Kontrast deutlich herauszustellen, entschied mich dann aber für das Stilmittel der Antithese. Anscheinend war dieser Ansatz zu subtil. Andere Autoren mögen andere Ansichten darüber vertreten - und bevor mich ein Journalist darauf hinweißt - mir ist bewusst, dass kommentatorische Züge in Berichten eigentlich nichts verloren haben. Abgestumpft mögen sie den Zynismus nennen, gedankenlos war er allerdings nicht. Über ein Beispiel von "ungewöhnlichem" Zynismus von Ihnen Lavinia, würde ich mich sehr freuen.
    - An Schully: Ich konnte leider nicht vor Ort sein und mich mit eigenen Augen von der Situation überzeugen - sollten sie dort gewesen sein oder über Bekannte bessere Informationen haben, würde ich mich sehr freuen, wenn sie diese mit mir teilen würden.

    Den Kommentar von Joachim fand ich nicht sehr hilfreich, aber natürlich hat jeder ein Recht darauf, hier seine Meinung auszudrücken. Für die konstruktive Kritik von Lavinia, den Hinweis von schully und das Lob von joyflight nochmals vielen Dank.
  • Lavinia

    6Lavinia schrieb am 07.08.2009, 16:37 Uhr:
    Hallo Lyra,
    ich entnehme Ihren Zeilen, dass Sie noch keine Abiturientin sind und für einen so jungen Menschen ist der Artikel natürlich große Klasse!
    Mit der Feststellung, dass es sich um 'ungeheuerlichen, abgestumpften,gedankenlosen, allzu gewöhnlichen… Zynismus' handelt, wollte ich darauf verweisen, dass 'das Böse'oft sehr 'banal' daherkommt, dass ungeheuerliche Taten (die "missglückten" Gegenüberstellungen im Artikel)oft von gewöhnlichen, gedankenlosen Tätern (Autorin des Artikels) verübt werden...Aber das hat sich ja geklärt...
    Aber mal ganz abgesehen davon: das Gegenteil von "gewöhnlichem Zynismus" wäre dann nicht ein "ungewöhnlicher Zynismus", sondern vielleicht ein "bewußt eingesetzter Zynismus", gell?

    Noch eine Bemerkung: Scheren Sie sich nicht zu sehr um 'Formalien'. Ein gut recherchiertes Material, in den richtigen Kontext gesetzt und eine klare Aussage - das macht einen guten Artikel aus ;-)!
    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
    Gruß
    Lavinia
  • joyflight

    7 • joyflight schrieb am 05.11.2009, 23:04 Uhr:
    nochmal weiterführende Gedanken zum Geiste der Firma:

    http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1253060/Nokia-die-Belegschaft-schlaegt-zurueck.html

    Montag, 2.11.2009
    (Ex-)Nokia-Belegschaft schlägt zurück
    Äußerst lehrreich (zumindest für noch lernfähige Manager):
    Ehemalige Nokia-Mitarbeiter produzieren nun ein Spitzenprodukt für die Konkurrenz und beweisen damit, dass sie ihr Gehalt doch wert waren, dass es doch keine so geniale Idee war sie rauszuwerfen. (www.abendblatt.de)
    Der kanadische Nokia-Konkurrent RIM präsentierte kürzlich sein neues Smartphone „Blackberry Bold 9700“, das überdurchschnittlich schnell, innerhalb von nur einem Jahr, komplett in Bochum entwickelt wurde; 90 der 120 beteiligten Entwickler sind frühere Nokia-Ingenieure, die RIM nach der Nokia-Bochum-Schließung schlauerweise fast alle übernommen hatte (und RIM will noch weiter in Bochum wachsen).
    Der RIM-Vizechef lobte bei der Vorstellung ausdrücklich die deutsche Arbeitsleistung und erlaubte sich den kleinen Seitenhieb auf Nokia, man könne eben doch nicht alles nur an Zahlen festmachen (gemeint war die angebliche Unwirtschaftlichkeit von Nokia Bochum).
    Es gibt wohl kaum einen schöneren und besseren Weg als diesen, seinem ehemaligen Arbeitgeber vorzuführen, dass Offshoring-begründete Massenentlassungen mitunter auch ausgesprochen kontraproduktiv sein können!
    (cnn)

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