9. Dezember 2011

"Af der Häifzet brecht em vill": Hochzeitsbräuche und Mundart dokumentiert

Noch rechtzeitig vor dem Ende des Burzenländer Jubiläumsjahres hat uns eine dieser Gemeinden, nämlich Brenndorf, ein schönes Geschenk gemacht: eine DVD mit der Beschreibung aller sächsischen Hochzeitsbräuche in diesem Dorf in der Nachkriegszeit bis zum großen Exodus der Siebenbürger Sachsen. Es ist in erster Linie ein Geschenk an alle Brenndorfer und ihre Verwandten. Es ist aber auch ein Geschenk an alle, die an Brauchtum oder Mundart interessiert sind: Gesprochen wird in original Brenndorfer Ortsmundart.
Die Dokumentation der Ortsmundart, die heute nur noch von wenigen Sachsen in Brenndorf gesprochen wird, ist das eigentliche Anliegen des Verfassers. Die mündliche Beschreibung von Hochzeitsbräuchen ist dafür ein gefälliger Anlass. Und in dem reichen Bildmaterial wird mancher Brenndörfer, wenn nicht gar sich selbst, dann doch Verwandte oder Bekannte entdecken. Die Bilder stammen aus der Zeit, als nach dem 2. Weltkrieg die ersten Hochzeiten wieder im großen Gemeindesaal gefeiert werden konnten, und reichen bis zur Wende 1989.

Anlässlich der Vorstellung der DVD bei einem Ortstreffen am 15. Oktober in Garching betonte Otto Gliebe, Verfasser des Textes und Ehrenvorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf): „Seit der Wende 1989 ist die Zahl der Gemeindeglieder in einigen Ortschaften des Burzenlandes so weit zurückgegangen, dass die Befürchtung groß ist, dass der jeweilige Ortsdialekt in einigen Jahren erlöschen wird. Damit der Brenndörfer Dialekt, der heute nur noch von einer Handvoll Landsleuten in Brenndorf und von den älteren in Deutschland lebenden Brenndörfern gesprochen wird, nicht ganz in Vergessenheit gerät, habe ich die Hochzeitsbräuche von Brenndorf in unserem Dialekt verfasst, um sie allen Interessenten, denen der Erhalt unserer Mundart am Herzen liegt, zur Verfügung zu stellen.“
Gabentisch für Dieter und Klara Kreisel im Juni ...
Gabentisch für Dieter und Klara Kreisel im Juni 1966. Die Aufnahme gehört zu 144 Fotos, die auf der DVD über den Hochzeitsbrauch in Brenndorf zu sehen sind.
Ursprünglich war es Otto F. Gliebes Absicht gewesen, ein Hördokument auf CD aufzunehmen. Zu diesem Zweck hatte er mit großem Fleiß eine umfangreiche Beschreibung aller Gewohnheiten und Verrichtungen, die zur Vorbereitung und dem Verlauf eines Hochzeitsfestes gehören, angefertigt. Um den Text aufzulockern, hat er ihn dialogisch gestaltet: Ein in Deutschland geborenes Mädchen hat im Album seiner Eltern Fotos von deren Hochzeit, die in Brenndorf stattgefunden hatte, entdeckt. Nun bittet es seine Oma, ihm ausführlich zu erzählen, wie das damals in Brenndorf bei einer Hochzeit gewesen sei. Nachdem Siegbert Bruss, Chefredakteur dieser Zeitung und ehrenamtlicher Vorsitzender der HOG Brenndorf, das Manuskript gelesen hatte, machte er den Vorschlag, den Dialog als Videofilm aufzuzeichnen und mit entsprechendem Bildmaterial auszustatten.

Als original Brenndorferisch sprechende „Großmutter“ konnte Eva Stamm gewonnen werden, Jessika Filp übernahm die Rolle der fiktiven Enkeltochter. In dezenter Weise wird der Text fast durchgängig musikalisch untermalt durch Aufnahmen des Jugendbachchors Kronstadt („O Heimat mein Brenndorf“ von Pfarrer Fritz Schuller), der Zeidner Blaskapelle und des Zeidner Gitarrenkränzchens. Den Dialog zeichnete Hermann Schuller in Heilbronn auf. Für die Bearbeitung und Schnitt zeichnet Peter Pastior verantwortlich. Mit 46 Minuten Laufzeit wird der Betrachter trotz des reichlichen Inhalts zeitlich aber nicht überfordert.

Der Inhalt ist in drei Teile gegliedert: „Det Zeschäcken“ – die Vorbereitungen, „Der Häifzetdauch“ – die kirchliche Trauung und das „Gaben“im Hochzeitshaus und „Det Häifzetfast“ – die Feier im Saal. Eine Woche nach der Hochzeit wurde das junge Paar der Kirchengemeinde im Gottesdienst vorgestellt und eingesegnet. Zeitgeschichtliches taucht an manchen Stellen auf. So zum Beispiel, wenn erwähnt wird, dass bei der Verlobung oft noch nicht mitgeteilt werden konnte, wann die Hochzeit stattfinden werde, weil der Gemeindesaal für politische Veranstaltungen Vorrang hatte. Die Großmutter erzählt auch, dass der traditionelle Kalbsbraten durch Schweineschnitzel ersetzt wurde, da zeitweilig ein Schlachtverbot für Kälber galt. Und reinen Bohnenkaffee habe es erst gegeben, nachdem Verwandte solchen aus dem Westen mitbringen konnten. Dass trotz allem in Brenndorf fröhlich Hochzeit gefeiert wurde, zeugt vom Lebenswillen und der Lebensfreude dieser Menschen.

Zum Schluss sei als mundartliche Kostprobe der Text jenes Kinderliedes zitiert, dessen erste Zeile dem Titel der DVD vorangestellt wurde:

Af der Häifzet brecht em vill,
brecht em Käiren an de Mill
och en feufzich Eumer Wenj
och en get gebraude Schpenj.
Mat den Hondjen: klatsch, klatsch, klatsch,
mat de Foißen: trapp, trapp, trapp.
Ech ban denj, tea bast menj,
morre saul de Häifzet senj!


Otto Gliebe hat die DVD ehrenamtlich für die „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ erstellt, und ein eventueller Reingewinn dient der Reparatur der evangelischen Kirche in Brenndorf. Die DVD kann bestellt werden bei Otto Gliebe, Ringstraße 49, 91522 Ansbach, Telefon: (0981) 3394, E-Mail: otto [ät] gliebe.de, zum Preis von 8,00 Euro, zuzüglich 1,45 Porto.

Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Mundart, Brauchtum, Brenndorf, DVD, Jubiläumsjahr 2011

Bewerten:

8 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.