5. Oktober 2007

Viktor Kästner auf Ansichtskarten

Die „Initiative Kerz“ hat in diesem Sommer 18 Ansichtskarten herausgegeben, die der siebenbürgischen Gemeinde Kerz, ihrer Kultur und ihrem Brauchtum gewidmet sind. Fünf Karten erinnern an Viktor Kästner (1826-1857), den bedeutendsten Mundartdichter der Siebenbürger Sachsen, dessen Todestag sich am 29. August 2007 zum 150. Mal jährte. Sie zeigen den Dichter in einer Fotografie (1855) von Theodor Glatz und einer Kohlezeichnung (1957) von Trude Schullerus. Abgebildet sind außerdem Geburtshaus und Gedenktafel in Kerz, Wohn- und Sterbehaus in Hermannstadt.
Auf den Postkarten wiedergegeben werden zudem zwei seiner bekanntesten Mundartge­dichte: „Me Bechelchen“ und „De Waichselbim“, faksimiliert wird das Gedicht „Me Gräf“ (Mein Grab). Eine Bleistiftzeichnung des akademischen Kerzer Malers Franz Pindur (1864-1904) zeigt Heinrich Kästner (1821-1894), Bruder des Dichters, der siebenbürgisch-sächsischer Reichs­tags­abgeordneter in Budapest und Landes­kir­chenkurator in Hermannstadt war. Eine weitere Postkarte erinnert an Karl Gustav Reich (1905-1997), den zweiten Kerzer Mundartdichter, der vor zehn Jahren, am 19. Dezember 1997, in Gießen starb und durch sei­ne humoristischen Verserzählungen bekannt wurde.
Eine Postkarte aus Anlass des 150. Todestages des ...
Eine Postkarte aus Anlass des 150. Todestages des bedeutendsten siebenbürgisch-sächsischen Mundartdichters Viktor Kästner (1826-1857) hat die „Initiative Kerz“ herausgegeben.
Zwei Ansichtskarten zeigen Panoramaauf­nahmen von Kerz und den Südkarpaten. Sie gehören zu den größten Karten (21 x 30 cm), die jemals in Siebenbürgen gedruckt wurden. Seltenheitswert haben auch vier runde Post­karten, zwei mit Luftaufnahmen und zwei mit historischen Trachten- und Brauchtumsfotos. Letztere gehören zu einer Serie, die 2004 eingeleitet wurde. Auf mehreren Karten sind die Ruinen der Kerzer Zisterzienserabtei und das Kreuzigungsbild des barocken Kirchenaltars abgebildet (das Altarbild erregte seinerzeit un­liebsames Aufsehen, weil der Gekreuzigte zu viel Haut zeigt); eine Liedkarte mit der Kerzer Hymne umfasst eine Kohle- und Silberstift­zeichnung, die ebenfalls Pindur angefertigt hat.
Die Panoramaaufnahmen von Kerz gehört  zu den ...
Die Panoramaaufnahmen von Kerz gehört zu den größten Karten (21 x 30 cm), die jemals in Siebenbürgen gedruckt wurden. Foto: Oswald Kessler (1996)
Verwendet wurden zudem Fotos, die von be­kannten Fotografen stammen: J. H. Briegel sen., J. H. Briegel jun., Josef Fischer, Viktor Mysz, Juliana Fabritius-Dancu, Horst Ganea, Georg Gerster, Fred Nuss, Horst Buchfelner, Oswald Kessler, Jean Popescu, Friedrich Schus­ter, Kurt Fuss. Die Erklärungstexte auf den Rückseiten sind mitunter drei- und viersprachig: deutsch, rumänisch, ungarisch und (in einem Fall) siebenbürgisch-sächsisch. Erste Ansichtskarten hatte die „Initiative Kerz“ schon 2001 herausgegeben. Mittlerweile sind 38 Karten erschienen, darunter Weih­nachts- und Wappenkarten. Die „Initiative Kerz“, ein loser Zusammenschluss von Kerzern in der ganzen Welt, ist um die Pflege des Kulturerbes der Gemeinde am Alt bemüht. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Post­karten finanziert sie Reparatur- und Instand­setzungsarbeiten an den Ruinen der Kerzer Klosteranlage, unterstützt Kleinprojekte und Aktionen, die Kerz angehen. „In den nächsten Jahren wird die ‚Initiative Kerz’ Kartenserien mit seltenen Kerzer Kera­mikstücken und seltsamen Steinforma­tionen in Felswänden und Schluchten auf Ker­zer Ge­markung (Pfaffenhöhlen, Teufelskirche, Hill­weg) verlegen“, erklärte Friedrich Schuster ge­genüber der Siebenbürgischen Zeitung. Geplant sei desgleichen ein Leporelloalbum mit bedrohten und raren Pflanzen, die hauptsächlich im alpinen und subalpinen Bereich der Kerzer Ge­birge (umfassen den Albota-, Buteanu-, Bulea- und Laita-Sattel) und auf Feuchtwiesen und Mooren am Alt wachsen. Es handelt sich um Gewächse mit farbenprächtigen Blüten: Sieben­bürgische Alpenrose, Blauer und Gelber En­zian, Edelweiß, Trollblume, Siebenbürgische Akelei, Punktierter Tarant, Weiße Narzisse, Rasenbildende Schwertlilie, Siebenbürgisches Leberblümchen, Gelber Fingerhut, Sumpfwurz, Tausendguldenkraut, Teufelskralle, Elfenstän­gel, Gelbe Wasserlilie, Steinnelke, Seidelbast, Knabenkraut u. a. Der Bau der Transfoga­ra­scher Straße und der zwei Staudämme am Alt, unter- und oberhalb der Ortschaft, hat ebenso wie die Begradigung des Kerzer Schwarzbaches und die Trocken­legung der Sümpfe ringsum da­zu geführt, dass diese Pflanzen vom Aussterben bedroht sind.

Wie Schuster weiterhin mitteilt, wird ein zwei­­tes Kar­tenalbum den Kerzer Bach – ge­nannt auch Bu­lea­bach oder Galgenbach – von seinem Quell­gebiet in den Fogarascher Kar­paten (Bulea-See und Wasserfall, Doamnei-See und Laita-Bach) bis zur Mündung in den Alt zum Thema haben. Geplant sind außerdem zwei Rundkarten mit sächsischem und rumänischem Brauchtum und eine Karte, die an den Kerzer Mundartdramatiker Otto Reich (1903-1991) erinnert. Dessen drei Lustspiele „Der Härr Lihrer kit“ (1929), „Der Dani-Misch wid härresch“ (1933) und „Wo äs de Trud?“ (1936) verhalfen den Dorfbühnen in Siebenbürgen zum Durchbruch und gehören bis heute zu den meistgespielten sächsischen Mundartstücken überhaupt.

Die 38 bisher gedruckten Kerzer Ansichtskar­ten können in Kerz (Pfarramt) und Hermann­stadt (Schiller-Buchhandlung und Erasmus-Büchercafé) sowie in Deutschland über Fried­rich Schuster, Kirchardtsbrunnen 37, 74906 Bad Rappenau, Telefon: (0 72 68) 91 12 64, zum Preis von 29,60 Euro zuzüglich Porto erworben werden.

Schlagwörter: Postkarten, Viktor Kästner, Dichter

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