21. Mai 2010

Hilfsverein "Johannes Honterus" feiert 50-jähriges Bestehen in Gundelsheim

50 Jahre Hilfsverein „Johannes Honterus“ – dieses Jubiläum wurde am 9. Mai in Gundelsheim groß gefeiert. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech gab sich die Ehre und hielt die Festrede, die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart, die Musikschule Gundelsheim und die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn sorgten für das kulturelle Rahmenprogramm und „De Lidertrun“ mit einem Konzert sowie Pfarrer Lothar Schullerus mit einer Andacht für einen würdigen Abschluss der Feierlichkeiten.
Sonntag, 9. Mai, 8.00 Uhr: In Gundelsheim schüttet es wie aus Eimern – kein guter Beginn für den Tag, an dem der Hilfsverein „Johannes Honterus“ sein 50-jähriges Bestehen auf Schloss Horneck feiern wird. Zwei Stunden später – der Himmel ist noch grau, aber der Regen hat aufgehört – herrscht vor der Deutschmeisterhalle, in der der offizielle Teil der Veranstaltung stattfindet, schon geschäftiges Treiben. Viele Gäste sind bereits vor Ort, mehrere Polizeiwagen warten auf die Ankunft von Innenminister Heribert Rech, der die Festansprache halten wird. Im Foyer begrüßt Berndt Schütz, 1. Vorsitzender des Hilfsvereins, mit seinen Vorstandskollegen die Gäste – die Anspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben, aber es herrscht eine gelöste, heitere Atmosphäre.

Berndt Schütz, 1. Vorsitzender des Hilfsvereins ...
Berndt Schütz, 1. Vorsitzender des Hilfsvereins „Johannes Honterus“. Foto: Doris Roth
Um 10.30 Uhr haben alle ihren Platz gefunden, das Licht im Saal erlischt. Der Liederkranz der Siebenbürger Sachsen Heilbronn (Leitung: Melitta Wonner) begrüßt die Gäste mit dem Lied „Freunde, die ihr seid gekommen“. Berndt Schütz eröffnet den Reigen der Ansprachen, die in den folgenden zwei Stunden gehalten werden: „Ich freue mich sehr, Sie so zahlreich zur goldenen Jubiläumsfeier unseres Vereins begrüßen zu dürfen.“ Er lässt die Geschichte des Hilfsvereins kurz Revue passieren und begrüßt an erster Stelle die zwei noch lebenden Gründungsmitglieder Ruth Czetto, die aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen kann, und Prof. Dr. Andreas Möckel, der in der ersten Reihe sitzt, mit den Worten: „Wir alle danken Ihnen für die Entscheidung, die Sie vor einem halben Jahrhundert getroffen haben! Das Werk, das Sie begonnen haben, erfährt heute hohe Anerkennung und Ehrung.“ Weitere Ehrengäste an diesem Tag sind Innenminister Heribert Rech, Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz, der Gundelsheimer Hauptamtsleiter Joachim Haag, Lothar Oheim, ehemaliger Bürgermeister und Ehrenbürger von Gundelsheim, Josip Juratovic, MdB, aus Gundelsheim, Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes, der Berndt Schütz „ein väterlicher Freund“ ist, der Ehrenvorsitzende des siebenbürgischen Verbandes, Dr. Wolfgang Bonfert, Prof. Dr. Paul Philippi, Mitbegründer und Ehrenvorsitzender des Forums der Deutschen in Siebenbürgen, der Vorsitzende des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben, Dekan i. R. Hermann Schuller, Michael Konnerth, Vorsitzender des HOG-Verbandes, Dr. Ulrich Wien, Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins des Siebenbürgischen Museums, sowie Helga Bitto und Wolfgang Steiner, ehemals Heimmutter bzw. Heimleiter des Heimathauses Siebenbürgen auf Schloss Horneck. Nach seiner Begrüßung übergibt Berndt Schütz das Wort an Ines Wenzel, die durch das Programm führen wird.

Heike Schokatz beschreibt die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Gundelsheim und dem Hilfsverein als „Ineinandergreifen zweier Hände“ und lobt die erbrachten Leistungen: „Sie haben etwas Großartiges geschaffen für die Siebenbürger Sachsen in Deutschland und für Gundelsheim (...) Wir sind stolz das Zentrum der Siebenbürger Sachsen zu sein.“ Das Schloss sei nicht nur ein kulturelles, sondern auch ein touristisches Zentrum. Als Geschenk überreicht sie Berndt Schütz ein Schild mit dem Hinweis auf Schloss Horneck, das in größerer Form im Bürgerinformationszentrum aufgestellt werden wird.

Dr. Bernd Fabritius überbringt Grüße des Bundesvorstands des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und erinnert daran, dass der Hilfsverein „Johannes Honterus“ nach der Satzungsänderung 2007 als erster Verein dem siebenbürgischen Verband beigetreten ist. „Das Geburtstagskind ist offiziell Teil unserer Familie und dafür danke ich.“ Er bezeichnet Schloss Horneck, liebevoll „Sachsenburg am Neckar“ genannt, als „Brücke der Siebenbürger Sachsen zum neuen Lebensumfeld“ und bringt als Geschenk das Buch „Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg“ mit, in dem der Hilfsverein besonders gewürdigt wird.

Dr. Ulrich Wien spricht nicht nur für den AKSL, sondern auch für den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat, dessen Vorsitzender Dr. Christoph Machat an diesem Tag erkrankt ist. Er dankt dem Hilfsverein für die Gastfreundschaft und das „Sich-Ausbreiten-Dürfen“, für die großzügige Unterstützung der Siebenbürgischen Bibliothek und des Siebenbürgen-Instituts, die ihren Sitz auf Schloss Horneck haben. „Ein Teil der Seele der Siebenbürger Sachsen ist hier aufbewahrt“, so Wien, „deshalb wollen wir das Museum über das Jahr 2011 hinaus sichern.“

Friedrich Barth, Heimleiter des Alten- und Pflegeheims Siebenbürgen Drabenderhöhe und damit sozusagen Kollege, beglückwünscht den Hilfsverein und betont, dass die Verbindung von Kultur, Tradition und Sozialem, wie sie auf Schloss Horneck besteht, „Seltenheitswert“ hat. „Das, was hier geleistet wurde, ist beispielhaft und kann sich bundesweit sehen lassen. Sie können stolz sein.“ Barth überreicht ebenfalls ein Geschenk – leider bleibt es eingepackt. Katharina Bogdan, Vorsitzende des Heimbeirates, findet berührende Worte und gibt einen realistischen und warmherzigen Einblick in das Leben im Altenheim auf Schloss Horneck.

Gerhard-Christian Schmidt, Heimleiter des Heimathauses Siebenbürgen, sagt: „In unserem Haus herrscht Leben“ und dankt ehemaligen Mitarbeitern und allen, die sich um das Schloss verdient gemacht haben. „Wir begrüßen und schätzen den Beitrag jedes einzelnen unserer Mitglieder.“ Er erinnert als erster daran, dass an diesem Tag nicht nur ein Jubiläum, sondern auch Muttertag gefeiert wird, und beglückwünscht unter dem Applaus des Publikums alle Mütter.

Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech ...
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech während seiner erfrischend kurzen Festansprache. Foto: Doris Roth
Nach einem weiteren musikalischen Beitrag des Liederkranzes Heilbronn folgt der Höhepunkt des Vormittags: die Festrede von Heribert Rech, nicht nur Innenminister des Landes Baden-Württemberg, sondern auch Landesbeauftragter für Vertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler. „Ich komme mit vollem Herzen, aber mit leeren Händen“, sagt er in Anspielung auf die bereits überreichten Geschenke seiner Vorredner und verspricht sich bis zum Ende seiner Rede etwas zu überlegen. Die Siebenbürger Sachsen seien eine Bereicherung, so Rech, und wüssten den hohen Wert des Gutes Heimat zu schätzen, wie man an Schloss Horneck, der „Heimstatt außerhalb Siebenbürgens“, sehen könne. Rech betont das „Gefühl der Zusammengehörigkeit“ und lobt die „bewundernswerte und aufopferungsvolle Arbeit“ des Hilfsvereins – und das alles ehrenamtlich, was keine Selbstverständlichkeit sei. „Mir liegt das Heimathaus am Herzen“, schließt der Innenminister und überreicht nun doch noch ein Geschenk: Er verspricht finanzielle Unterstützung und einen Adventsnachmittag mit Geigenspiel für die Heimbewohner – ein ganz privater Besuch soll es werden. „Die Heimbewohner werden Sie sicher beim Wort nehmen“, so Moderatorin Ines Wenzel.

Nach den vielen Grußworten ein klein wenig Entspannung – eine Bildprojektion zur Geschichte von Schloss, Hilfsverein und Heimathaus, musikalisch untermalt von Michael Gewölb und Hans Seiwerth, Mitglieder des Ensembles „De Lidertrun“, das am Abend in vollständiger Besetzung ein Konzert gibt. Das Siebenbürgen- und das Deutschlandlied dürfen zum Abschluss einer solchen Veranstaltung nicht fehlen. Begleitet von der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart (Leitung: Hans-Otto Mantsch), singen die Gäste gemeinsam und beenden so den offiziellen Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten.

Als die Gäste die Deutschmeisterhalle gegen Mittag verlassen, strahlt die Sonne vom Himmel – beste Voraussetzungen um im Freien weiter zu feiern. Im Schlossgraben wird gegrillt und die Bläser aus Stuttgart geben ihr Bestes an Trompeten, Klarinetten, Querflöten und Co. Auch Bürgermeisterin Heike Schokatz, Bundesvorsitzender Bernd Fabritius, Ehrenvorsitzender Wolfgang Bonfert und Landesvorsitzender Alfred Mrass kehren auf ein paar Mici ein. Auf der Terrasse zeigt die Musikschule Gundelsheim die „Vogelhochzeit“, später strahlen die Mitglieder der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Heilbronn (Leitung: Christine Göltsch, Ines Wenzel) bei ihrem Auftritt mit der Sonne um die Wette. Kostenlose Führungen durch das Siebenbürgische Museum und das Siebenbürgen-Institut werden angeboten, denen sich die Gäste gern anschließen. Am späten Nachmittag tritt „De Lidertrun“ im barocken Festsaal des Schlosses auf und zieht das Publikum in ihren Bann. Die fünf Musiker spielen auf unzähligen verschiedenen Instrumenten mal heitere, mal melancholische historische Lieder, die zum Mitklatschen, Mitschunkeln und Mitsingen einladen. Berndt Schütz nutzt die Gelegenheit, um an seinen Vorgänger Dr. Christian Phleps zu erinnern, der ein begeisterter Musikliebhaber war und 2008 unerwartet starb. Pfarrer Lothar Schullerus hält nach dem Konzert eine Andacht und beendet den langen Jubiläumstag. Nicht alle haben bis zum Schluss durchgehalten, auch die Sonne ist wieder verschwunden und hat schweren, dunklen Wolken Platz gemacht.
Die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn ...
Die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Heilbronn tanzte am Nachmittag auf der Terrasse des Schlosses. Foto: Gunter Roth
„Der liebe Gott muss doch ein Siebenbürger sein“, sagt Alfred Mrass eine Woche später in Erinnerung an das Glück mit dem Wetter, das das i-Tüpfelchen auf den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Hilfsvereins „Johannes Honterus“ gewesen ist.

Doris Roth

Link: Bildergalerie zum 50-jährigen Jubiläum auf Schloss Horneck

Schlagwörter: Gundelsheim, Altenheim

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