24. März 2011

Bundesvorstand des Verbandes tagte in München

Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. setzt sich für die wissenschaftliche Aufklärung der Securitate-Vergangenheit, die Kulturpflege und rechtlichen Rahmenbedingungen seiner Mitglieder ein. Diese Themen und die Vorbereitung des Verbandstages standen auf der voll gepackten Tagesordnung der Frühjahrssitzung, die der Bundesvorstand des Verbandes am 12. März in München abhielt.
Der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius konnte unter den Anwesenden den Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert, die ständigen Vertreter des Siebenbürgenforums und der Heimatkirche im Bundesvorstand, Benjamin Józsa (Hermannstadt) bzw. Dechant Bruno Fröhlich (Schäßburg), den Vorsitzenden des Hilfskomitees, Dekan i.R. Hermann Schuller, den Vorsitzenden des HOG-Verbandes, Michael Konnerth, den neuen SJD-Bundesjugendleiter, Elmar Wolff, den Stellvertretenden Bundesjugendleiter und Landesjugendleiter der SJD Bayern, Andreas Roth, und als Gast Dr. Gerald Volkmer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS), begrüßen. Die Begegnungsstätte in der Karlstraße war dank einer Förderung durch das Haus des Deutschen Ostens neu möbliert.

In Stille wurde des Altbürgermeisters Dr. Friedrich Höhenberger und der Bürgermeisterin Hildegard Beck gedacht, die die Beziehungen der Stadt Dinkelsbühl zu den Siebenbürger Sachsen maßgeblich gefördert haben und deren Ableben einen großen Verlust für unsere Gemeinschaft bedeutet.

In Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen will der Verband eine Kommission zur Aufarbeitung der Securitate-Vergangenheit ins Leben rufen. Ein erstes Sondierungsgespräch haben Vertreter der Siebenbürger Sachsen und der Banater Schwaben mit dem IKGS schon geführt. Recherchen haben ergeben, dass die Landsmannschaft der Banater Schwaben explizit im Visier der Securitate stand. Das Gleiche trifft mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf die Siebenbürger Sachsen zu. Um eben diese Vergangenheit der Verbände und die mittelbaren Ereignisse aufzuklären, soll eine Kommission gegründet werden. Konkrete Vorschläge dazu wird ein Ausschuss, bestehend aus Gerald Volkmer, Bernd Fabritius, Erhard Graeff, Hans-Werner Schuster und Christian Schoger, erarbeiten.
Der Bundesvorstand tagte in München. Foto: Robert ...
Der Bundesvorstand tagte in München. Foto: Robert Sonnleitner
Die rechtlichen Anliegen seiner Mitglieder vertritt der Verband in vielfacher Hinsicht. RA Ernst Bruckner berichtete über die „Interessengemeinschaft gegen Fremdrentenkürzungen“, die ihre Tätigkeit eingestellt hat (siehe Interview in Folge 5 vom 31. März 2011, Seite 1). Sehr viele Anfragen gehen in der Bundesgeschäftsstelle bezüglich der Entschädigungsgesetze und der Wiedergutmachung für Russlanddeportierte ein. Der Verband setzt sich in Absprache mit den Verbänden der Föderation und der Heimatkirche aktiv für gerechtere Rahmenbedingungen ein und sucht das Gespräch mit rumänischen Politikern. Ihre individuellen Ansprüche müssen hingegen die Betroffenen selbst wahrnehmen, diese Aufgabe kann der Verband nicht übernehmen.

Der Bundesvorstand beschloss einstimmig, Heinz Götsch als Beauftragten des Bundesvorstandes für Restitutionsfragen zu berufen. Der Jurist, der in Würzburg lebt und als Rechtsanwalt in Hermannstadt zugelassen ist, erklärte sich bereit, in dieser für unsere Gemeinschaft sehr wichtigen Angelegenheit beratend ehrenamtlich mitzuwirken.

Die Sitzung war sehr gut vorbereitet. Die meisten Mitglieder des Bundesvorstandes lieferten Tischvorlagen, die den Teilnehmern vor der Sitzung zugesandt worden waren. Wie die Vorsitzenden berichteten, bieten die Landesgruppen ihren Mitgliedern vielseitige Veranstaltungen und sind bedacht, auch mit der einheimischen Bevölkerung zusammenzuarbeiten und unsere Anliegen in Gesprächen mit Politikern vorzubringen. Große Jubiläumsfeiern planen aus Anlass ihres 60-jährigen Bestehens die Landesgruppen Niedersachen/Bremen und Nordrhein-Westfalen am 28. August in Hannover bzw. am 24. September 2011 in Gummersbach.

Dass es den „kleinen“ Landesgruppen finanziell nicht sonderlich gut geht, zeigt ein Beschluss des Bundesvorstandes: Den Landesgruppen Berlin/Neue Bundesländer, Hamburg/ Schleswig-Holstein, Niedersachsen/Bremen sowie Rheinland-Pfalz/Saarland wird die Hälfte des Anteils erlassen, den sie aus den Mitgliedsbeiträgen für die Arbeit auf Bundesebene entrichten. Bundesjugendleiter Elmar Wolff machte den Landes- und Kreisgruppen ein interessantes Angebot: die SJD könnte Ostereierfärben, Adventsbasteln und andere Veranstaltungen für junge Leute überall dort anbieten, wo das erwünscht und der Kontakt zu interessierten Mitgliedern hergestellt werden kann.

Ein Satzungsausschuss und ein Findungsausschuss haben ihre Tätigkeit zwecks Vorbereitung des Verbandstages schon aufgenommen. Der Bundesvorstand befürwortete einen Antrag des Bundesgeschäftsführers, den jährlichen Mitgliedsbeitrag je Familie von derzeit 40 Euro auf 46 Euro ab Januar 2012 anzupassen. Das entspricht als Inflationsausgleich der Preisteuerungsrate seit Gültigkeit des derzeitigen Jahresbeitrages aus dem Jahre 2002. Von der Teuerung sei der Verband auf allen Ebenen (Bund, Landes- und Kreisverbände) betroffen, argumentierte Erhard Graeff. Über die Erhöhung des Mitgliedsbeitrages werden die Delegierten des Verbandstages am 12./13. November 2011 in Gundelsheim entscheiden.

In den nächsten Monaten soll bundesweit ein Mitgliedsausweis eingeführt werden, um ein einheitliches Erscheinungsbild („Corporate Identity“) mit siebenbürgisch-sächsischen Merkmalen zu schaffen und ein Zeichen der Zugehörigkeit zu unserem Verband zu setzen.

Der Bundesvorsitzende Bernd Fabritius freute sich, dass die Carl Wolff Gesellschaft, Siebenbürgischer Wirtschaftsclub in Deutschland e.V., dem Verband beigetreten ist und dessen Tätigkeit auch finanziell erheblich unterstützt. Ein Novum: Jedes Mitglied der CWG ist zugleich Verbandsmitglied, der CWG-Vorsitzende (Horst-Richard Jekel) wird Mitglied des Bundesvorstandes durch Kooptierung (von Amts wegen).

Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster, der bisher halbtags als Layouter der Siebenbürgischen Zeitung tätig war, widmet sich seit dem 1. September 2010 ausschließlich der kulturellen Breitenarbeit des Verbandes. So konnte er kürzlich das Buch „Sachsesch Wält. Mundarttexte aus der Siebenbürgischen Zeitung“ herausgeben und einen Aufroller (Roll-Up) über den Verband der Siebenbürger Sachsen erarbeiten, der in allen Landes- und Kreisgruppen aufgestellt werden kann.

Wie Internetreferent Robert Sonnleitner berichtete, verzeichnet die Verbands-Homepage Siebenbuerger.de täglich durchschnittlich 3 700 Zugriffe (Visits) und kann damit das zweite Jahr in Folge ein hohes Niveau stabil halten. Das sei auf die hohe Qualität der Inhalte zurückzuführen. Aktionen wie „Die SbZ als Abo?“ oder „Mitgliedschaft für ein Jahr verschenken“, die Präsenz auf Facebook und YouTube oder die 500 Hörstücke in siebenbürgisch-sächsischer Mundart, die dank einer Förderung des Bayerischen Sozialministeriums veröffentlicht werden können, sind Beispiele eines aktiven, multimedialen Einsatzes für den Verband und unsere Kultur.

Das Thesenpapier, das das Siebenbürgenforum im November 2009 erarbeitet hatte, wurde diesmal nur kurz angesprochen. Der Bundesvorstand rückte in einer schriftlichen Stellungnahme einige Fehleinschätzungen zum Thema „Umgang mit den Organisationen der Ausgewanderten“ zurecht. Auf Vorschlag Benjamin Józsas will man nun gemeinsam über die Zukunft und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nachdenken. Entsprechende Thesen könnte man am besten in einer Arbeitsgruppe auf Föderationsebene verfassen, sagte Föderationspräsident Bernd Fabritius.

Des Weiteren beriet der Bundesvorstand über den Heimattag, erörterte weitere kulturelle Maßnahmen und verabschiedete die Haushaltsübersicht 2010 sowie den Haushaltsplan 2011.

Siegbert Bruss


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Schlagwörter: Verbandstag 2011, Bundesvorstand, München

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