13. Mai 2021

Föderationsrat tagt erstmals online

Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, wurde am 27. April zum neuen Präsidenten der Föderation der Siebenbürger Sachsen gewählt. Föderationspräsident Lehni dankte den Vertretern der Verbände für das geschenkte Vertrauen: „In diesem Ehrenamt trete ich in die großen Spuren meiner Vorgänger, denen ich für ihr Wirken sehr dankbar bin“. Ebenso dankt er seiner Vorgängerin Herta Daniel, die dieses Amt seit 2018 ausgeübt hat, für ihren außergewöhnlichen Einsatz zur Festigung des weltweiten Zusammenhalts der Siebenbürger Sachsen. Diesen Weg werde er fortsetzen.
Gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung erklärte der neu gewählte Föderationspräsident Rainer Lehni hinsichtlich seiner Arbeitsschwerpunkte: „Aufgabe der Föderation ist die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen über Meere und Kontinente hinweg als EINE Gemeinschaft zusammenzuhalten. Dass man auch noch Siebenbürger Sachse in der dritten, vierten oder fünften Generation sein kann, zeigen uns unsere Landsleute in Übersee. Natürlich wird Siebenbürgen unser Zentrum bleiben, gleich wo wir heute verstreut auf der Welt leben. Von größter Bedeutung für die Föderation sehe ich zwei Aspekte: Als Erstes muss die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit der letzten Jahre fortgeführt werden. Das zeigt sich bei den gegenseitigen Beteiligungen und Teilnahmen an den jeweiligen Heimattagen oder dem Sachsentreffen. Der Kulturaustausch, der weiterhin alle zwei Jahre durchgeführt werden wird, wird für das gegenseitige Kennenlernen unentbehrlich bleiben. Zudem müssen wir unsere Erfahrungen verstärkt an die junge Generation weitergeben. Das Föderationsjugendlager, das ebenfalls weiterhin jedes zweite Jahr stattfinden wird, ist der wichtigste Aspekt in diesem Bereich. Es wird weiterhin dazu dienen, dass sich die Jugendlichen untereinander auch künftig gut vernetzen. Wenn ich mir die Auswirkungen dieser Jugendlager in den letzten Jahren anschaue, sind wir da auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Diese grenzüberschreitenden Maßnahmen werden gut gelingen, da bin ich mir auch dank der bisher hervorragenden Zusammenarbeit untereinander sicher.“
Der Föderationsrat mit dem neu gewählten ...
Der Föderationsrat mit dem neu gewählten Präsidenten Rainer Lehni (obere Reihe, Mitte) bei seiner ersten Videokonferenz
Nachdem die Besprechung letztes Jahr ausgefallen war, tagte der Föderationsrat am 27. April pandemiebedingt erstmals als Videokonferenz. Zur Online-Veranstaltung begrüßte die bisherige Föderationspräsidentin Herta Daniel die Vorsitzenden der fünf Verbände der Siebenbürger Sachsen – Deutschland, Siebenbürgen, Österreich, Kanada, USA – sowie den HOG-Verband als Gast und die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien in beratender Funktion.

Zu Beginn der Sitzung erinnerte Herta Daniel an den kürzlich verstorbenen Dr. Wolfgang Bonfert und würdigte seine herausragenden Verdienste um die Gemeinschaft, allen voran die Gründung der Föderation (1983), deren erster Vorsitzender (1983-1992) und Ehrenpräsident er war. Zum stillen Gedenken an Dr. Bonfert und weitere verstorbene Landsleute wurde eine Schweigeminute eingelegt.

Das Kultur- und Gemeinschaftsleben sowie der kulturelle Austausch der Siebenbürger Sachsen weltweit werden durch die anhaltende Pandemie weitgehend lahmgelegt. Im Rahmen des Kulturaustauschs der Föderation der Siebenbürger Sachsen sollten die Blasmusik und Tanzgruppe aus Traun schon im Sommer 2020 die Landsleute in Kanada und den USA besuchen. Diese Reise wird nun ein zweites Mal verlegt und erst 2022 stattfinden. Ebenso musste die Planung für das Föderationsjugendlager bis 2024 um ein weiteres Jahr verschoben werden. Fest steht, dass 2022 die USA und Kanada die Kulturgruppe aus Österreich empfangen werden. Die Vorsitzenden der Mitgliedsverbände sind sich bewusst, wie wichtig die Förderprogramme für die Jugendlichen sind, um bei ihnen das Verständnis für die siebenbürgische Kultur und Geschichte zu stärken.

Zur Festigung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit solle man sich mindestens einmal im Jahr bei Heimattagen, Sachsentreffen u. a. Veranstaltungen treffen, zumindest sollten Gespräche über Videokonferenzen geführt werden, schlug Rainer Lehni vor, der folgerichtig zum diesjährigen digitalen Heimattag zu Pfingsten mit einem vielfältigen Programm einlud. In diesem Zusammenhang dankte er den Verbänden der Föderation für die Beiträge der Tanz- und Kulturgruppen. Auch das 30. Sachsentreffen, vom Siebenbürgenforum geplant für den 17. und 18. September 2021 in Groß­au, bietet eine gute Gelegenheit dazu. Das nächste große Sachsentreffen in Hermannstadt wurde auf das Jahr 2024 verschoben, verkündete Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums. Im Jubiläumsjahr 2024 werden 800 Jahre seit dem Andreaneum, dem Freibrief für die Siebenbürger Sachsen aus dem Jahr 1224, gefeiert. Statt des großen Sachsentreffens ist vom 23. Juli bis 15. August 2022 in zahlreichen Orten Siebenbürgens ein Siebenbürgischer Kultursommer geplant. Der siebenbürgische Kulturherbst in Österreich solle wie geplant stattfinden, hoffte Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich.

Die Föderation der Siebenbürger Sachsen fordert in einer Resolution von Rumänien „den dringenden Abschluss der Rückgabe- bzw. Entschädigungsaktion nach mehr als 30 Jahren seit der Wende 1989/1990“ und unterstützt die diesbezüglichen Bemühungen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien sowie von betroffenen Siebenbürger Sachsen (siehe Resolution im Wortlaut).

Aus den Mitgliedsverbänden berichteten die Vorsitzenden über die aktuelle Situation. Die Jugendlichen in Kanada haben ein Tanzvideo zum Jubiläum „70 Jahre Transylvania Club“ unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen erstellt, berichtete John Werner, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada.

Denise A. Crawford, Präsidentin der Alliance of Transylvanian Saxons in den USA, bedauerte, dass seit März letzten Jahres eine Lähmung des Verbandslebens eingetreten sei. Die sich verbessernde Corona-Situation in den USA gebe Hoffnung, dass der Heimattag in Salem, Ohio im Juli 2022 stattfinden könne und die Grenzen zu Kanada bald wieder geöffnet würden.

Manfred Schuller, Bundesobmann in Österreich, äußerte sich zufrieden mit dem Verlauf des Föderationsjugendlagers 2019 in Österreich. Schade sei, dass keine Teilnehmer aus Siebenbürgen dabei waren. Er bedauerte, dass das Verbandsleben total zum Erliegen gekommen sei. Online-Veranstaltungen seien keine Alternative, da etwa 30 Prozent der Mitglieder keinen Computer hätten. Mit seinen Briefaktionen zum Jahreswechsel und zu Ostern habe er Mut gemacht und das Gemeinschaftsgefühl gestärkt.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Rainer Lehni, erinnerte an seinen Aufruf an die Landsleute, an der Impfkampagne teilzunehmen (Aufruf des Bundesvorsitzenden: Unterstützen Sie die Impfkampagne!). Seit der Frühjahrssitzung vom 7. März 2020, der letzten Präsenzveranstaltung des Bundesvorstandes, mussten alle größeren Veranstaltungen, insbesondere der Heimattag 2020 abgesagt werden. Die Resonanz auf den ersatzweise organisierten digitalen Heimattag sei sehr gut gewesen. Der Bundesvorstand habe die Kreisgruppen aufgerufen, den Kontakt zu Mitgliedern weiter zu pflegen, z.B. durch die Aktion „Erweiterte Nachbarschaftspflege“, Einkaufshilfen, Briefsendungen u.a. Auf Bundesebene sei man dank Zoom-Konferenzen gut durch die Pandemie gekommen. Die Landes- und Kreisgruppen wurden aufgefordert, weiterhin Veranstaltungen zu planen, einiges sei bereits möglich (Wanderungen, Grillfeste im Freien etc.). Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) habe in der Zeit der Pandemie viel getan: Volkstanzwettbewerb, Gemeinschaftsspiele, Fußballtournier, Line-Dance, alles vor dem Bildschirm. Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen solle den Jugendlichen mittels eines Projektes leicht zugänglich gemacht werden, so Lehni.

Herta Daniel, frühere Bundesvorsitzende und vormalige Präsidentin der Föderation, sieht Änderungen im Fremdrentenrecht, die die Rentenungerechtigkeit für Aussiedler und Spätaussiedler beseitigen oder zumindest abmildern, vor der Bundestagswahl als notwendig an. Des Weiteren berichtete Daniel über das Siebenbürgische Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. Pandemiebedingt konnte nur wenig stattfinden. Die Eröffnung im Juli 2020 musste leider abgesagt werden bzw. in kleinem Rahmen abgehalten und als digitale Veranstaltung übertragen werden.

Von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien sind ein ausführlicher Bericht von Bischof Reinhart Guib sowie ein weiterer von Hauptanwalt Friedrich Gunesch schriftlich eingegangen. Das heikle Thema der Mitgliedschaft in der Kirche erfordere Neuregelungen, so Hauptanwalt Friedrich Gunesch, man sei mit der Novellierung der Kirchenordnung beschäftigt. Weiterhin gebe es viel Arbeit in der Verwaltung sowie in der Fertigstellung der EU-Projekte für die Kirchenburgen. Die geistliche Betreuung, die Ausbildung von Pfarrern und Pfarrerinnen müsste auf sichere Füße gestellt werden. Gut funktioniere die diakonische Betreuung in Zusammenarbeit mit dem Demokratischen Forum und den HOGs wie Heltau. Große Sorge bereitet Hauptanwalt Gunesch die Entwicklung in den Kirchengemeinden, bei deren Betreuung jedoch das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche behilflich ist.

Ilse Welther, Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. (HOG-Verband), berichtete als Gast, dass ihr Verband trotz Pandemie aktiv geblieben sei. Die Heimatortsgemeinschaften konnten kleinere Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten an den Kirchenburgen und Friedhöfen in Siebenbürgen tätigen. An der Sicherung und Dokumentation beweglicher Kulturgüter werde ebenso gearbeitet wie an den Ortschroniken der Heimatgemeinden. Geplante Veranstaltungen würden zum Teil ins Internet verlegt, verschoben oder abgesagt, so Welther.

Abschließend dankten die Teilnehmer der ehemaligen Föderationspräsidentin Herta Daniel für ihre gute Arbeit und gratulierten dem neu gewählten Präsidenten Rainer Lehni zum neuen Amt. Der Föderationspräsident bedankte sich für die rege Gesprächsteilnahme und freute sich auf eine gute, freundschaftliche und erfolgreiche Zusammenarbeit mit unseren Landsleuten weltweit.

Ute Brenndörfer

Schlagwörter: Föderation, Deutschland, Österreich, Rumänien, Siebenbürgen, USA, Kanada, Rainer Lehni, Herta Daniel, Schuller, John Werner, Crawford, Guib, Gunesch, Ilse Welther, HOG

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