12. März 2022

Herausforderungen in wechselhaften Zeiten: Bundesvorstand tagte auf Schloss Horneck

Auf die Siebenbürger Sachsen kommen, direkt oder indirekt, in diesen schweren Zeiten eine Vielzahl von Herausforderungen zu. Entsprechend breitgefächert waren die Themen, die der Bundesvorstand des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. in seiner Frühjahrssitzung am 5. März 2022 auf Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar erörterte. Beraten wurde nicht nur über Kulturarbeit in Deutschland und Siebenbürgen, den Heimattag, Mitgliederwerbung, die Sicherung der Kultureinrichtungen auf Schloss Horneck, sondern auch über die Teilnahme des Verbandes an der humanitären Hilfe in der Ukraine.
Die Teilnehmer der Bundesvorstandssitzung im ...
Die Teilnehmer der Bundesvorstandssitzung im Jugendstilsaal auf Schloss Horneck. Foto: Christian Schüller
19 Mitglieder des Bundesvorstands nahmen vor Ort an der Sitzung in Gundelsheim teil, während 14 Teilnehmer online zugeschaltet waren. Zu dieser ersten hybriden Bundesvorstandssitzung, also einer Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltung, begrüßte der Bundesvorsitzende Rainer Lehni u.a. den am weitesten angereisten Gast, Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR), sowie Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, der aus Hermannstadt zugeschaltet war, und die Ehrenvorsitzende Herta Daniel aus Geretsried. Zudem wurden Elfriede Schnell, neue kommissarische Vorsitzende der Landesgruppe Rheinland/Pfalz – Saarland, und Ingwelde Juchum, stellvertretende Bundesvorsitzende, die kürzlich als Vorsitzende des Landesverbands Hessen wiedergewählt wurde, willkommen geheißen.

In einer Gedenkminute erinnerte Rainer Lehni an Hans Bergel, „einen der profiliertesten siebenbürgisch-sächsischen Publizisten und bedeutenden Schriftsteller“, langjähriger Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung und ehemaliger stellvertretender Bundesvorsitzender, der am 26. Februar im Alter von 96 Jahren in Starnberg verstorben ist. Die Trauerfeier findet am 19. März im Sudetendeutschen Haus in München statt.

Segenswünsche „in allen Dingen Wohlergehen und Gesundheit“ übermittelte Prof. Dr. Berthold Köber, Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD – Hilfskomitee, in dem einführenden Geistlichen Wort. Dieser Segenswunsch aus dem dritten Brief des Apostels Johannes sei in dieser Zeit aktueller denn je. Möge er in Erfüllung gehen, sagte Dr. Köber.

Humanitäre Hilfe für die Ukraine

Die Pandemie sei nicht zu Ende, aber Besserung in Sicht. Nun komme der schreckliche Krieg in der Ukraine hinzu, bedauerte der Bundesvorsitzende Rainer Lehni. Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland verurteile den Einmarsch der russischen Truppen auf das Schärfste und fordere ein sofortiges Ende der militärischen Invasion (siehe SbZ Online vom 1. März 2022). Der Bundesvorstand beschloss, den Spendenaufruf des Bundes der Vertriebenen (BdV) für die Ukraine-Hilfe zu unterstützen (SbZ Online vom 7. März). Der Verband (Bund) wird sich an dieser humanitären Aktion mit einem Betrag von 500 Euro beteiligen. Die Landes- und Kreisgruppen sind aufgefordert, sich bis zum 15. März ebenfalls einzubringen. Auch die Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger und Banater im Diakonischen Werk der EKD – Hilfskomitee e.V. wird sich laut ihrem Vorsitzenden Dr. Berthold Köber an dieser Aktion beteiligen. Die Spenden werden auf das Konto des Verbandes der Siebenbürger Sachsen erbeten, der sie sammelt und den Betrag auf einmal an den BdV überweisen wird.

Der neuen Bundesregierung, die seit Mitte Dezember 2021 im Amt ist, hat der Bundesvorsitzende Rainer Lehni zeitnah gratuliert. In seinem Glückwunschschreiben an Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesinnenministerin Nancy Faeser habe er sich dafür ausgesprochen, Dr. Bernd Fabritius, der „überparteilich und grenzüberschreitend höchste Anerkennung“ genieße, im Amt als Bundesaussiedlerbeauftragten zu belassen. Dies sei bisher der Fall, was sehr erfreulich sei, sagte Rainer Lehni.

Verbandsleben wieder aktivieren

Seit der letzten Bundesvorstandssitzung ruhe das reguläre Verbandsleben weitgehend bis auf Veranstaltungen, die noch im November 2021 stattgefunden hatten. Der Bundesvorsitzende äußerte die Hoffnung, dass es ab März und April wieder aufwärts gehen werde. Er rief die Kreis- und Kulturgruppen auf, sich etwas mehr zuzutrauen und das Gemeinschaftsleben wieder aufzunehmen. Für die vielen Online-Veranstaltungen, etwa den Weihnachtsgottesdienst und musikalischen Weihnachtsgruß, die gute Zusammenarbeit mit siebenbürgischen Einrichtungen dankte er den Webmastern und allen aktiv Beteiligten. Die Landesgruppen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen/Bremen wollen ihre schon mehrfach verschobenen 70-Jahr-Feiern als Präsenzveranstaltungen im kommenden Herbst nachholen. Der Landesverband Bayern werde sein 75-jähriges Jubiläum vom 18.-20. Oktober 2024 in der Meistersingerhalle in Nürnberg groß feiern, kündigte der Landesvorsitzende Werner Kloos an.

Das Interesse an Online-Veranstaltungen lasse allmählich nach, stellte Fabian Kloos, Bundesjugendleiter der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend, fest. Deshalb hofften auch die jungen Leute auf mehr Präsenzveranstaltungen. Der große Zuspruch für die geplante SJD-Skifreizeit stimme zuversichtlich.

Berichte aus Siebenbürgen

Ausführliche Berichte aus Siebenbürgen steuerten Martin Bottesch seitens des Siebenbürgenforums und Hauptanwalt Friedrich Gunesch seitens der Landeskirche bei. Bottesch wies auf die Nato-Mitgliedschaft Rumäniens hin, die sich angesichts des Krieges in der Ukraine als sehr wichtig erweise. Es sei nicht damit zu rechnen, dass die Kriegshandlungen auf Rumänien übergreifen werden, das zum Gebiet des nordatlantischen Militärbündnisses gehört. Vor allem im Norden des Landes seien zahlreiche Flüchtlinge aus der benachbarten Ukraine zu verzeichnen, die Hilfsbereitschaft in Rumänien sei groß. Des Weiteren berichtete Bottesch über die Planung des Kultursommers 2022 und die Bemühungen des Deutschen Forums, die älteren Landsleute an der Teilnahme an der Online-Volkszählung zu unterstützen.

Hauptanwalt Friedrich Gunesch berichtete über den beachtlichen Einsatz der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und der Stiftung Kirchenburgen zum Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes. Trotz Personalmangels und sich verteuernden Baumaterialien werden viele Renovierungsprojekte durchgeführt und geplant.

Neue Mitglieder gewinnen

Die aktivste Arbeitsgruppe des Bundesvorstandes befasst sich seit zwei Jahren mit der Mitgliederwerbung. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Dr. Andreas Roth präsentierte „Zahlen, Daten, Fakten“ zur Mitgliederentwicklung. Der Verband habe in den letzten Jahren 20 Prozent der zahlenden Mitglieder verloren, was seine Leistungsfähigkeit beeinträchtige. Auch die Altersverteilung – über 90 Prozent der Mitglieder sind über 50 Jahre alt – zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht. So will die Arbeitsgruppe, zusammen mit dem Verband, neue Mitglieder beim Heimattag in Dinkelsbühl gewinnen.

Wie in der vorigen Bundesvorstandssitzung beschlossen, wird das blau-rote Verbandswappen nun einheitlich verwendet – ohne schwarzen Rahmen und mit dem hellblauen Farbton. Im Zeitungskopf der Siebenbürgischen Zeitung wird das Wappen des Verbandes seit Anfang dieses Jahres größer als die acht anderen Wappen dargestellt. Einen ausführlichen Artikel über die Wappen wird Bundeskulturreferentin Dagmar Seck in der Folge 5 vom 28. März 2022 zeichnen. Sie berichtete auch über eine Vielzahl von kulturellen Präsenz- und Online-Aktivitäten und stellte die Planung der kulturellen Breitenarbeit 2022 vor.

Heimattag wieder als Präsenzveranstaltung

Als größte Veranstaltung ist nach zweijähriger Pause der Heimattag wieder vor Ort in Dinkelsbühl geplant. Organisationsreferent Horst Wellmann präsentierte die wichtigsten Programmpunkte, die tags zuvor in der Sitzung des Heimattagausschusses erörtert wurden (siehe SbZ Online vom 11. März 2022). Angesichts der allgemeinen Teuerungsrate legte der Bundesvorstand den Preis des Heimattagabzeichens auf 15 Euro fest, wobei den Mitgliedern des Verbandes drei Euro als Gutschein erstattet werden. Jeweils 2 Euro aus dem Erlös der Abzeichen werden an die Kultureinrichtungen in Gundelsheim fließen.

Herausforderungen auf Schloss Horneck

Das Siebenbürgen-Institut und das Siebenbürgische Museum leisten eine hervorragende Forschungs-, Dokumentations- und Ausstellungstätigkeit, wie die Führungen auf Schloss Horneck zeigten. Dennoch seien sie fragil, die Finanzmittel begrenzt und der Spielraum für laufende Projekte gering, wie der Kulturratsvorsitzende Dr. Harald Roth und die Vorsitzende des Museumsvereins Dr. Irmgard Sedler in der Sitzung ausführten. Vor großen Herausforderungen steht auch das Siebenbürgische Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. als Eigentümer der Schlossanlage, das sowohl die Gebäude erhält hat als auch die Geschichte und Kultur Siebenbürgens durch kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen auf Schloss Horneck einem breiten Publikum zugänglich macht. Darüber hinaus sei es wichtig, so Helge Krempels, Vorsitzender des Schlossvereins, dass die beiden Kultureinrichtungen in ihrer Existenz erhalten bleiben. Rainer Lehni rief die auf Schloss Horneck angesiedelten Einrichtungen auf, durch Gespräche gute Lösungen für alle anstehenden Probleme und Aufgaben zu finden.

Haushalt und Verschiedenes

Der Bundesvorstand nahm die Haushaltsübersicht 2021 zustimmend zur Kenntnis und verabschiedete den Haushaltsplan 2022 einstimmig. Bundesgeschäftsführerin Ute Brenndörfer stellte die finanziellen Daten vor. Es sei vor allem dem Einsatz der Angestellten zu verdanken, dass im vorigen Jahr Mehreinnahmen von 39.000 Euro erzielt wurden.

Mit Genugtuung wurde auch der Beitritt des Vereins Kulturerbe Kirchenburgen e. V. mit Sitz in Kaiserslautern zum Verband der Siebenbürger Sachsen genehmigt. Der Verein bewahrt natürlich seine organisatorische Selbstständigkeit.

Die Herbstsitzung des Bundesvorstands ist für den 4.-5. November 2022 in Dinkelsbühl geplant, wobei am ersten Tag, am Freitagabend, eine gemeinsame Sitzung mit dem Stadtrat der Partnerstadt Dinkelsbühl geplant ist. Auch der Termin des Verbandstages steht schon fest: 4.-5. November 2023 in Bad Kissingen.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Bundesvorstand, Verband, Verbandsleben, Schloss Horneck, Ukraine

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