17. Juni 2022

Thomas Șindilariu: die siebenbürgische Jugend den gemeinsamen Wurzeln näher bringen

Die siebenbürgische Jugend in Deutschland und Rumänien können wir den gemeinsamen Wurzeln nur „durch konkretes Handeln, durch Einsatz in den Herkunftsgemeinden und fundiertes Kennenlernen der faszinierenden Geschichte, Kultur und Gegenwart Siebenbürgens“ näher bringen. Wege zu diesen Wurzeln zeigte Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen in der Regierung Rumäniens, in seinem Grußwort zur Eröffnung des Heimattages in Dinkelsbühl auf. Wurzeln spielten bei der Umsetzung der Minderheitenrechte eine zentrale Rolle, betonte der Kronstädter Historiker, der auch auf die historischen Hintergründe seiner Arbeit einging. Das Department sei „die Schnittstelle zwischen staatlichem Regierungshandeln und Selbstorganisation der 20 staatlich anerkannten und im Rat der Nationalen Minderheiten vertretenen ethnischen Gemeinschaften Rumäniens“. Thomas Sindilarius Grußwort wird im Folgenden ungekürzt wiedergegeben.
Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu setzt ...
Unterstaatssekretär Thomas Șindilariu setzt sich für Minderheitenrechte in Rumänien ein. Foto: Christian Schoger
Verehrte Ehrengäste, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Landsleute!

Als das moderne Rumänien am Ende des Ersten Weltkrieges zu einer politischen Option wurde, blieb dies den Führungen der deutschen Gemeinschaften im Donau-Karpatenraum nicht verborgen, ganz im Gegenteil! Ob in der Bukowina, in Siebenbürgen, dem Banat oder im Altreich, jede dieser Gruppen versuchte in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Ausgangslage die neuen Perspektiven zu nutzen, um der eigenen Bevölkerung möglichst vielversprechende Zukunftsperspektiven zu erschließen. Grundlage der Zuversicht war der auf Brüderlichkeit und Völkerverständigung ausgerichtete Inhalt der Resolution der rumänischen Nationalversammlung vom 1. Dezember 1918 in Karlsburg (Alba Iulia). Heute ist es der Nationalfeiertag Rumäniens. Mit Blick auf die Pariser Friedensverhandlungen, haben alle deutschen Gemeinschaften ihren Beitrag prompt geleistet und wurden so zum festen Teil der Gründungsgeschichte des modernen Rumäniens.

Vieles ist im Anschluss daran nicht so gelaufen wie erhofft. Der Geist von Karlsburg aber ist und wird steter Orientierungspunkt der Politik in Rumänien sein und bleiben – mit Blick auf das sich kontinuierlich europäisch integrierende Rumänien bin ich voll Zuversicht hierbei.

Der Integrationswille von 1918 enthielt auch den Willen zur politischen Selbstvertretung der deutschen Gemeinschaft Rumäniens. Ein Punkt hierbei war, in der Regierung ebenfalls permanent als Bindeglied zwischen Gemeinschaft und Regierung vertreten zu sein. 1921/22 gelang dies erstmal in der Person des Kronstädter Gymnasialprofessors und Publizisten Lutz Korodi (1867-1954) als Vertreter im Nationalitäten- und Innenministerium. Bekannter dürfte Rudolf Brandsch (1880-1953) sein, der im Regierungskabinett von Nicolae Iorga als Unterstaatssekretär für Minderheiten 1931/32 gewirkt hat. Kontinuität stellte sich aber erst nach 1990 ein, als die deutsche Gemeinschaft mit Dr. Klaus Farbitus, Ovidiu Ganţ, Helge Fleischer, Dr. Zeno Karl Pinter und Christiane Cosmatu Staats- respektive Unterstaatssekretäre stellen konnte, ganz im Sinne der Anliegen von 1918. Nun liegt es an mir, diese Vertretung im Rahmen des Departements für Interethnische Beziehungen in der Regierung Rumäniens fortzusetzen. Worum geht es dabei? Das Department ist die Schnittstelle zwischen staatlichem Regierungshandeln und Selbstorganisation der 20 staatlich anerkannten und im Rat der Nationalen Minderheiten vertretenen ethnischen Gemeinschaften Rumäniens. Ausgehend davon, dass ethnische, sprachliche und religiöse Minderheitenrechte ihren Ursprung in den universellen Menschenrechten haben, geht es am Departement für Interethnische Beziehungen darum, über Programm- und Projektarbeit, Rechts- und Finanzabteilung an der Konkretisierung und europäischen Normalisierung dieser Werte mitzuwirken.

Wurzeln spielen dabei eine zentrale Rolle! Und mehr noch das Finden der Wege zu den Wurzeln! Als ich das Motto des Heimattages, „Wurzeln suchen – Wege finden“, vernahm, fiel mir automatisch das Kronstädter UND Zeidner Wappen ein. Unser Schul- und Kirchenreformator, Johannes Honterus, ist ganz und gar nicht unschuldig daran, dass unter die ursprünglich allein auf den Wappen stehenden Kronen auch Wurzeln aufgetaucht sind. Grundgedanke muss dabei gewesen sein: Es kommt auf die Wurzeln an, damit die Kronen erreicht werden können! Das Abzeichen des Heimattages hat als grafisches Element allerdings allein Fußspuren abgebildet, was wohl die Bereitschaft zum Beschreiten des Wurzel-Weges als Zukunftsweg unterstreichen soll.

Gestern wurde das jährliche Protokoll der Gemischten deutsch-rumänischen Regierungskommission für Anliegen der deutschen Minderheit in Rumänien in Berlin verabschiedet. An herausragender Stelle ist darin der gemeinsame Wille festgehalten, die Jugend aus Deutschland und Rumänien den gemeinsamen Wurzeln näher zu bringen. Dies kann nur gelingen durch konkretes Handeln, durch Einsatz in den Herkunftsgemeinden und fundiertes Kennenlernen der faszinierenden Geschichte, Kultur und Gegenwart Siebenbürgens. Anlass dazu bieten der heuer vom Siebenbürgenforum initiierte Kultursommer in der Zeitspanne 27. Juli bis 15. August, wo sich eine beeindruckende Programmdichte im Sinne der Gemeinschaftsstiftung nach all der pandemiebedingten Trennung und Isolation ankündigt (das Programmheft finden Sie unten beim Eingang in die Schranne).

Speziell an die wissbegierige Jugend richtet sich die 36. Siebenbürgische Akademiewoche mit dem Rahmenthema Kommunizierende und Konkurrierende Räume bzw. Schule und Bildung, die am 4. Oktober in Schäßburg starten wird und an deren Ausrichtung auch das Departement für Interethnische Beziehungen beteiligt ist (siehe Flyer ebenfalls unten). Aus konkretem Engagement und fundiertem Wissen ist die Mischung gemacht, einen vernetzten europäischen Heimatbegriff mit siebenbürgischer Verwurzelung entstehen zu lassen. Packen wir’s also gemeinsam an, indem wir fürs erste den altbewährten siebenbürgisch-sächsischen Buschfunk als Werbetrommel einschalten!

Schlagwörter: Heimattag 2022, Sindilariu

Bewerten:

15 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.