9. September 2001

Föderation will Jugendaustausch zeitgemäß gestalten

Der siebenbürgische Jugendaustausch zwischen den Mitgliedsverbänden der Föderation soll stärker an die Wünsche und inhaltlichen Vorstellungen der Jugendlichen angepasst werden. Dies hat der Föderationsvorsitzende und Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Deutschland, Volker Dürr, bei den 15. Föderationsgesprächen, die während des zehnten Heimattages am 1. September in Wels stattfanden, vorgeschlagen.
An den Gesprächen beteiligten sich unter der Tagungsleitung von Dürr folgende Vertreter der Mitgliedsverbände: Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, David P. Bokesch, Präsident des Zentralverbandes der Siebenbürger Sachsen in den Vereinigten Staaten (Alliance of Transylvanian Saxons – ATS), Käthe Paulini, Ehrenvorsitzende der Landsmannschaft in Kanada, Volker Petri, Bundesobmann der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Österreich, mit seinen Stellvertretern Martin May und Wilgerd Nagy sowie der amtierende Geschäftsführer der Föderation, Erhard Graeff. Als Ehrengast seitens der Heimatkirche war Bischof D. Dr. Christoph Klein zugegen.
Die Spitzenvertreter der fünf Mitgliedsverbände beim siebenbürgischen Föderationstreffen in Wels (von links nach rechts): David Bokesch (USA), Käthe Pauline (Kanada), Volker E. Dürr (Deutschland), Volker Petri (Österreich) und Paul Jürgen Porr (Siebenbürgen). Foto: Erhard Graeff
Die Spitzenvertreter der fünf Mitgliedsverbände beim siebenbürgischen Föderationstreffen in Wels (von links nach rechts): David Bokesch (USA), Käthe Pauline (Kanada), Volker E. Dürr (Deutschland), Volker Petri (Österreich) und Paul Jürgen Porr (Siebenbürgen). Foto: Erhard Graeff


Zunächst wurde aus den einzelnen Mitgliedsverbänden berichtet. Dazu legte Bundesvorsitzender Dürr ein ausführliches Papier über die Arbeit der Landsmannschaft in Deutschland vor, worin er sich u.a. auf die Aussiedleraufnahme und Aussiedlerintegration in der Bundesrepublik und die damit zusammenhängenden Schwierigkeiten, die Sicherung und Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes, die heimatpolitischen Zielsetzungen seines Verbands sowie auf dessen Jugendarbeit bezog. Nachdem die Förderung durch den Bund weggeblieben sei, habe die Landsmannschaft einen Fonds zwecks Sicherung der Kulturarbeit gegründet.
Über die vielseitigen Aktivitäten in Kanada informierte Käthe Paulini. Man habe im vorigen Jahr eine Kulturguppe aus Traun (Oberösterreich) und die Knabenkapelle Dinkelsbühl empfangen sowie in diesem Sommer den nordamerikanischen Heimattag in Windsor und das Föderationsjugendlager ausgerichtet. Die Teilnehmer bewerteten das diesjährige Lager als sehr gelungen. Der Transylvania Klub in Kitchener, dem größten Zentrum der Siebenbürger Sachsen in Kanada, und der Transylvania Chor begingen heuer ihr 50-jähriges Jubiläum. David P. Bokesch lud jetzt schon für den 22. und 23. Juni 2002 nach Cleveland, Ohio (USA), ein, wo die ATS ihr 100-jähriges Jubiläum feiert.
Paul Jürgen Porr berichtete über die guten Ergebnisse des Forums bei den Kommunal- und Parlamentswahlen 2000, ein Symposion über deutsche Minderheiten im österreichischen Parlament und einen Besuch einer Delegation der Stadt Dinkelsbühl in Schäßburg. Auf wirtschaftlicher Ebene erwähnte Porr die vorzügliche Zusammenarbeit mit der „Saxonia-Stiftung“, zeigte sich aber besorgt über ein Großprojekt für Schweinezucht, das einen erheblichen Teil der BMI-Förderung verschlinge und trotzdem nicht funktioniere. Die Zentrumsforen in Bistritz und Hunedoara suchten derzeit einen neuen Sitz.
Bischof Christoh Klein zeigte sich erfreut über die gute und Zusammenarbeit des Forums und der Evangelischen Kirche mit den Landsmannschaften. Dank der guten Kommunikation komme es zu gemeinsamen, sinnvollen Aktivitäten. „Manches gelingt, weil wir es zusammen tun.“ Bischof Christoph Klein kündigte an, dass die Kirche ebenso wie das Forum dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat beitreten wolle. Als besonders nützlich wurde Dürrs Demarche bewertet, der sich für die deutschen Minderheit in Rumänien, die bei der Bodenrückgabe benachteiligt worden war, eingesetzt hatte.
Bundesobmann Volker Petri berichtete, dass es immer wieder zu Jugendbegegnungen zwischen siebenbürgische Jugendgruppen in Österreich und anderen Ländern komme, die Bereitschaft, Gastgruppen zu empfangen, nehme jedoch bedauerlicherweise ab.

Jugendbegegnungen per Internet anbahnen

Volker Dürr regte demgegenüber einen intensiveren Kulturaustausch zwischen Jugendgruppen und auch einzelnen Familien in den Föderationsländern an. Studenten sollten bei längeren Studienaufenthalten im Ausland die Möglichkeit erhalten, Kontakte zu siebenbürgischen Familien im jeweiligen Land zu knüpfen. Die Kontaktaufnahme könnte durch die Einrichtung eines entsprechenden Adressenpools im Internet erleichtert werden. Zudem sollten die Jugendlichen darüber befragt werden, was sie künftig von den Föderationsjugendlagern erwarten, sagte Dürr. Unterschiedlich stehen die Mitgliedsverbände der Föderation zur Frage der Altersgrenze für Föderationsjugendlager. Während die europäischen Teilnehmerländer das Alterslimit, das derzeit bei 20 Jahren liegt, auf 26 Jahre anheben wollen, spricht sich die ATS für eine niedrige Altergrenze aus, einerseits weil sie ihren Jugendlichen ein nach Altersgruppen gestaffeltes Kulturprogramm anbiete und anderseits weil man in den USA mit 25 Jahren bereits zu den Erwachsenen zähle, betonte ATS-Präsident Bokesch. Als Kompromiss wurde vorgeschlagen, dass zu verschiedenen Jugendlager unterschiedliche Altersgruppen eingeladen werden, wobei die Zielgruppe vom jeweiligen Gastgeberland vorgegeben werden soll. Auch zum Thema Altersgrenzen sollte man die Jugendlichen selbst befragen, regte Dürr an.
Ein weiterer Vorschlag kam vom österreichischen Bundesobmannstellvertreter Wilgerd Nagy: Die Landsmannschaften sollten Jugendliche bei der Pflege siebenbürgisch-sächsischer Kultur auf lange Sicht unterstützen, indem sie ihnen beispielsweise Trachten, Noten für Blasmusik, Texte von Mundartstücken usw. bereitstellen oder zum Kauf anbieten.

Siegbert Bruss


(Siebenbürgische Zeitung, Folge 14 vom 15. September 2001, Seite 5)

Schlagwörter: Föderation, Heimattag, Wels

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