5. Juni 2007

Bodo Löttgen: NRW engagiert sich für Spätaussiedler!

Die CDU-FDP-Landesregierung setzt sich für die legitimen Interessen der Spätaussiedler und deren Kultureinrichtungen ein. Dies erklärte der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen bei der Eröffnung des Heimattages am 26. Mai in Dinkelsbühl. Er würdigte ihr europäisches Wirken und ermunterte sie, ihre Kultur und Mundart in den Kreisgruppen zu pflegen, sich aber auch für den Erhalt der Kirchenburgen einzusetzen. Die Ansprache des CDU-Politiker wird im Folgenden auszugsweise abgedruckt.
Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen hat den diesjährigen Heimattag unter das Motto „Wir in Europa“ gestellt. Das ist ein gut gewählter, treffend feststellender Leitgedanke.

Selten hat Europa so oft über die Siebenbürger Sachsen gesprochen wie in diesem Jahr – und selten zuvor haben vielleicht auch die Siebenbürger Sachsen so häufig über Europa gesprochen!

Zwei der prägenden Ereignisse des Jahres 2007 sind, für Sie und für ganz Europa, der Beitritt Rumäniens zur EU sowie die zahlreichen Veranstaltungen rund um unsere europäische Kulturhauptstadt Hermannstadt. Das Land, das Ihnen über viele Jahrhunderte Heimat war, ist nun ein integraler Teil der Europäischen Union. Auf diese politische Entwicklung können Sie alle stolz sein. Das Demokratieverständnis, das die Siebenbürger Sachsen auch unter dem kommunistischen Regime in ihrer Gemeinschaft vorgelebt haben, hat in Rumänien sicherlich Spuren hinterlassen.

Der Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen (CDU) sagte Unterstützung seitens des Patenlandes zu. Foto: Josef Balazs
Der Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen (CDU) sagte Unterstützung seitens des Patenlandes zu. Foto: Josef Balazs
In der für viele von ihnen unfreiwilligen Funktion als Pendler zwischen Ost und West haben die Siebenbürger Sachsen ihren Teil dazu beigetragen, die Europafähigkeit Rumäniens zu erhalten. Sie, meine Damen und Herren, haben erreicht, dass Rumänien für uns Deutsche im Blickfeld geblieben ist. Sie waren in den Zeiten des Kalten Krieges häufig die einzige Brücke in das völlig abgeschottete Land.

Die Vorzeichen haben sich geändert: Heute sind grenzübergreifende Beziehungen - und was böte sich heute, an dieser Stelle, besser an, als z.B. die Städtepartnerschaft zwischen Dinkelsbühl und Schäßburg zu nennen? - als Teil der Völkerverständigung zwischen Deutschland und Rumänien im Interesse beider Seiten ehr als erwünscht. Auch wenn Rumänien seine Minderheiten oft stiefmütterlich behandelt hat, auch wenn die Siebenbürger Sachsen durch die rumänische Politik der letzten 50 Jahre massivem Druck ausgesetzt waren – so bleibt doch der Landstrich innerhalb des Karpatenbogens ein Teil Ihrer individuellen und Ihrer kollektiven Erinnerung. Auch deshalb ist es gut, dass Rumänien nun Teil der Europäischen Union ist!

Die vielen Stunden Arbeit, die notwendig waren, um diesen Heimattag hier im gastfreundlichen Dinkelsbühl auf die Beine zu stellen, waren und sind gut investiert. Es erfüllt mich mit Stolz, dass der diesjährige Mitausrichter des Heimattags die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen ist.

Die Strukturen vor Ort sind es, die die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen so stark machen: Die Kreisgruppen, die Tanz- und Theatergruppen, die Blaskapellen, die Kinder- und Jugendgruppen. Durch diese Gruppierungen sichert sich die Landsmannschaft die eigene Identität. In den Kreisgruppen werden Volkstänze geprobt und Theaterstücke einstudiert, die Kreisgruppen hegen und pflegen siebenbürgische Trachten, Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände. Und, ganz ganz wichtig, die Sprache: Das Siebenbürgisch-Sächsische ist in den Kreisgruppen noch lebendig, hier können auch Kinder und Jugendliche die Muttersprache ihrer Eltern noch hören und sprechen. Ihre Sprache ist der Garant, alle historischen Schicksalsschläge, die Sie im Laufe der letzten 800 Jahre erdulden mussten, als Volksgruppe zu überdauern.

In der Feststellung, dass der Siebenbürger Sachse gern sein Licht untern Scheffel stellt, liegt sicherlich mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Meine persönliche Erfahrung bestätigt dies. Das gehört zu seiner Mentalität, das führt aber auch dazu, dass die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit manchmal zu kurz kommt. Ich erlebe das oft, wenn ich mit Siebenbürger Sachsen beispielsweise in Drabenderhöhe, das zu meinem Wahlkreis gehört, spreche. Es beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue, den Mut, den Fleiß und die Ehrlichkeit der Siebenbürger Sachsen zu sehen. Denn das sind Tugenden, die auch den Menschen aus meiner oberbergischen Heimat zugeschrieben werden und die uns mit den Siebenbürger Sachsen verbinden.

Die Landesregierung und die Regierungsfraktionen in Nordrhein-Westfalen unterstützen diese Bestrebungen, die bundesdeutsche Öffentlichkeit für die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen der Spätaussiedler zu sensibilisieren. Die CDU/FDP-Regierung in NRW nimmt für sich in Anspruch, sich engagiert für die legitimen Interessen der Spätaussiedler einzusetzen. Die Kultur der Vertriebenen muss ohne Abstriche und mit mehr finanziellen Mitteln gefördert werden.

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat die Kultur in der politischen Rangfolge ganz oben angesiedelt. Der Kulturbereich wurde nach dem Regierungswechsel vor zwei Jahren direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt. Dies symbolisiert die besondere Bedeutung der Vertriebenen- und Spätaussiedlerpolitik für die neue Landesregierung. Wir wollen die kulturschaffenden Einrichtungen der Aussiedler und Heimatvertriebenen in eine neue Konzeption einbeziehen, um die dezentralen Strukturen der Einrichtungen zu erhalten und zu fördern.

Lassen Sie mich den Kreis schließen und kurz auf das anfangs erwähnte, zweite große Ereignis des Jahres eingehen: Ich wünsche mir, dass von der Kulturhauptstadt Hermannstadt ein weithin sichtbares Signal ausgeht.

Wenn ich an die Zukunft denke, frage ich mich aber auch, was mit den Kirchen und Kirchenburgen in Siebenbürgen, diesen wertvollen Bauwerken, geschieht. Es wäre ein falsches, ein fatales Signal an die kommenden Generationen der Siebenbürger Sachsen, wenn sich Verfall und Ruin dieser jahrhundertealten Zeugen Ihrer Existenz in Siebenbürgen bemächtigen würden.

Ech wäntschen en weangderhiëschen Hiëmetdåch!

Schlagwörter: Heimattag, Nordrhein-Westfalen, Patenschaft

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