6. Juli 2007

Gelebte Gemeinschaft beim Heimattag in Nordamerika

Die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft in Nordamerika trifft sich jährlich im Frühsommer zum traditionellen Heimattag der Siebenbürger Sachsen aus Übersee, der abwechselnd in Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika stattfindet. Dieses Jahr wurde er vom German-Canadian Club Aylmer in der dortigen „Saxonia Hall“ am 23. und 24. Juni ausgerichtet und stand unter dem Motto „Siebenbürger Sachsen in Nordamerika – Geschichte, Gegenwart und Zukunft“. Aylmer ist ein kleines Städtchen im Süden des kanadischen Bundessstaates Ontario, unweit des Erie-Sees gelegen, und eines der Siedlungszentren der Siebenbürger Sachsen in Kanada.
Der Heimattag in Nordamerika ist ein Zeichen gelebten Gemeinschaftssinnes der dort lebenden Siebenbürger Sachsen. In einem englischsprachigen Umfeld werden siebenbürgisch-sächsische Traditionen bewahrt und an die Nachfolgegeneration weitergegeben. Die Landsleute in den USA sprechen hauptsächlich englisch und die kanadischen Landsleute teilweise englisch, deutsch und sächsisch. Das ergibt eine interessante Mischung dieser drei Sprachen. Nichtsdestotrotz wird es immer schwieriger, der Nachfolgegeneration deutsch und sächsisch zu vermitteln. In Kanada lernen deutsche Kinder beispielsweise die Sprache in der freiwilligen Samstagsschule. Die Sprachpflege wird somit mehr und mehr zu einer Familienangelegenheit. Erstaunlich und erfreulich zugleich ist, dass junge Leute zwar größtenteils nur der englischen Sprache mächtig sind, sich aber der weltweiten siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft verbunden fühlen.
Festzug beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen ...
Festzug beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2007 in Aylmer (Kanada). Foto: Alfred Löwrick
Dem Heimattag vorausgegangen war am 23. Juni ein kurzes Gespräch der Föderation der Siebenbürger Sachsen, an dem sich Mitglieder der Landsmannschaften in Kanada und Deutschland, der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) in den USA sowie des Demokratischen Forums der Deutschen in Siebenbürgen beteiligten. Unter der Gesprächsleitung des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, und des Stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft in Deutschland, Rainer Lehni, wurde als Schwerpunktthema das Föderationsjugendlager besprochen, das vom 12. bis 25. August 2007 in Siebenbürgen stattfinden wird. Das Interesse in Kanada und den USA an dieser Jugendveranstaltung ist sehr groß, aus Kanada werden sieben und aus den USA fünf Teilnehmer daran teilnehmen. Die Jugendlager haben einen sehr hohen Stellenwert für die Landsleute in Übersee, betonten die Vorstandsmitglieder der ATS und der kanadischen Landsmannschaft. Zweites Thema des Föderationsgespräches war der Kulturaustausch innerhalb der Föderation, der 2008 eine Kulturgruppe aus Siebenbürgen nach Deutschland und Österreich führen wird. Die Vertreter der Föderationsmitglieder sprachen sich dafür aus, dass der Vorsitz der Föderation der Siebenbürger Sachsen beim mitgliederstärksten Verband – der Landsmannschaft in Deutschland – verbleiben solle.
John Werner (links) übergibt dem Gast aus ...
John Werner (links) übergibt dem Gast aus Deutschland, Rainer Lehni, einen Bildband aus Kanada. Foto: Alfred Löwrick
Am gleichen Abend fand ein Gespräch mit den Teilnehmern des Föderationsjugendlagers ebenfalls in der Saxonia Hall statt, wobei der Geschäftsführer des Siebenbürgenforums, Benjamin Jozsa, auf noch offene Fragen einging.

Der Heimattag in Nordamerika wurde traditionsgemäß mit einem Festbankett in der voll besetzten Saxonia Hall von Aylmer eröffnet. Zu den Klängen der von Jeremy Frim geleiteten Transylvania Hofbräu Band aus Kitchener erfolgte der Einzug der Fahnen und Ehrengäste. Nach dem Singen der kanadischen und amerikanischen Nationalhymnen und dem von den Landsleuten in Aylmer vorbereiteten Festessen begrüßte Bundesvorsitzender John Werner die Besucher des Heimattages. Grußworte sprachen seitens der siebenbürgischen Verbände Robert Cunningham III. (USA), Rainer Lehni (Deutschland) und Benjamin Jozsa (Siebenbürgen) sowie als einheimische Gäste der Parlamentsabgeordnete des Staates Ontario, Steve Peters, der Regionalpolitiker Joe Preston sowie der Bürgermeister von Aylmer, Bob Habkirk. Abgerundet wurde das Festbankett mit einem Kulturprogramm der am Heimattag teilnehmenden Kulturgruppen: Newcastle Eintracht Männerchor (USA), die Kindertanzgruppe und Tanzgruppe Cleveland (USA), der Tanzgruppe Youngstown (USA) sowie die aus dem kanadischen Kitchener angereiste Transylvania Jugendtanzgruppe und der Transylvania Chor. Zum Tanz spielte anschließend die Transylvania Hofbräu Band Kitchener auf.

Das Festprogramm am 24. Juni begann mit einem Festzug von der Saxonia Hall bis zur Elgin Secondary High School, an dem sich alle teilnehmenden Kulturgruppen sowie viele Heimattagsbesucher mitwirkten. Im Auditorium der Schule fand im Anschluss ein evangelischer Gottesdienst statt. Pastor i.R. Henry Schaper hielt eine zweisprachige deutsch-englische Predigt, die ganz auf das Motto des Heimattages abgestimmt war. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von der Transylvania Hofbräu Band sowie dem Newcastle Eintracht Männerchor.

„Siebenbürger Sachsen in Nordamerika – Geschichte, Gegenwart und Zukunft“ – Unter diesem Motto stand auch die anschließende Kundgebung in der Elgin Secondary High School. Ansprachen hielten der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft in Kanada, John Werner, der erste Vizepräsident der ATS in den USA, Robert Cunningham III., sowie der Geschäftsführer des Siebenbürgenforums, Benjamin Jozsa. Der Vizepräsident der ATS, Robert Cunningham, überreichte Rainer Lehni für das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen in München eine großzügige Spende seitens der Landsleute in den USA in Höhe von 11 500 US-Dollar, die für Hilfe an bedürftige Landsleute in Siebenbürgen bestimmt ist.

In seiner zweisprachigen Festrede ging Rainer Lehni, Stellvertretender Bundesvorsitzender der Landsmannschaft in Deutschland, auf das Motto des Heimattages ein. Siebenbürger Sachsen gibt es in Nordamerika schon seit Ende des 17. Jahrhunderts, eine große Auswanderungswelle in die Vereinigten Staaten setzte aber erst Ende des 19. Jahrhunderts ein, die bis zum Beginn des Ersten Weltkrieg andauerte. Zwischen den beiden Weltkriegen lebten rund 30 000 Siebenbürger Sachsen in den USA. Bereits 1902 wurde der „Central-Verband“ der Siebenbürger Sachsen in den USA gegründet, der später in „Alliance of Transylvanian Saxons“ (ATS) umbenannt wurde. Dieser zählt heute rund 30 Branches (Zweige). Nach Kanada wanderten die ersten Siebenbürger Sachsen nach Ende des Ersten Weltkriegs ein, der Großteil kam allerdings nach Ende des Zweiten Weltkriegs aus Österreich. Sächsische Klubs gibt es in Kitchener, Aylmer und Windsor, alle im Bundesstaat Ontario südlich von Toronto gelegen.

Wichtig für die Siebenbürger Sachsen in Nordamerika sind die alle zwei Jahre stattfindenden Föderationsjugendlager, die 1971 auf Initiative der Landsmannschaft in Kanada eingeführt wurden. Rainer Lehni forderte die Landsleute in Nordamerika auf, siebenbürgisch-sächsische Werte nicht nur in den Klubs, sondern auch in den Familien weiterzugeben. Dies sei Voraussetzung dafür, dass junge Siebenbürger Sachsen den Weg zu den sächsischen Klubs finden. In einem englischsprachigen Umfeld haben es sowohl die Landsleute in Kanada als auch in den USA geschafft, die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft über Jahrzehnte hinweg zu pflegen. Besondere Aufmerksamkeit müsse man heute aber der Jugendarbeit widmen, die für eine künftige siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft unerlässlich sei, so Lehni in seiner Festrede.

Umrahmt wurde die Kundgebung mit einem Kulturprogramm, das die Transylvania Hofbräu Band, der Transylvania Chor Kitchener und die Kindertanzgruppe Cleveland gestalteten. Zum Abschluss der Kundgebung wurde das Siebenbürgenlied gesungen. Beendet wurde der Heimattag mit einem gemeinsamen Mittagessen in der Saxonia Hall und einigen gemütlichen Stunden, die von der Jugendtanzgruppe Kitchener und dem Transylvania Chor Kitchener bereichert wurden.

Abschließend kann festgestellt werden, dass die Siebenbürger Sachsen in Nordamerika eine lebendige und feste Gemeinschaft bilden, die integriert ist in ihrer neuen Heimat, sich aber auch ihrer siebenbürgischen Wurzeln bewusst ist und diese Gemeinschaft am Leben erhalten möchte.

Den nächsten Heimattag werden die Landsleute in den USA am 12. und 13. Juli 2008 in Youngstown/Ohio ausrichten.

R. L.

Schlagwörter: Föderation, Siebenbürger Sachsen weltweit

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