23. Mai 2008

Heimattag der Öffnung und Grenzüberschreitung

Schönstes Pfingstwetter hat über 15 000 Siebenbürger Sachsen zu ihrem 58. Heimattag vom 9. bis 12. Mai 2008 in das mittelfränkische Dinkelsbühl gelockt. Zu diesem Rekord, der seit vielen Jahren nicht mehr verzeichnet wurde, haben sicherlich auch die mit Spannung erwarteten Premieren des Heimattages beigetragen: Der vor einem halben Jahr gewählte Bundesvorsitzende des Verbandes, Dr. Bernd Fabritius, und der Hermannstädter Bürgermeister und Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), Klaus Johannis, sprachen zum ersten Mal bei der Festkundgebung. Als weitere hochkarätige Redner waren der bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein und der baden-württembergische Kultusminister Helmut Rau angekündigt.
Den Erwartungen und seinem diesjährigen Motto „Brücken über Grenzen“ wurde der Heimattag in vielfacher Hinsicht gerecht. Das Pfingstfest stand nicht nur im Zeichen der Öffnung zu den Forumsvertretern, mit denen ein intensiver Dialog geführt wurde, sondern auch zu den Kultur- und Sozialeinrichtungen in Gundelsheim, die sich gemeinsam in der Ausstellung „Sachsenburg am Neckar“ präsentierten.

Neue Akzente setzte auch der Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius, der die Gemeinschaft stärken will und die Anliegen seiner Landsleute in aller Deutlichkeit gegenüber der Politik artikuliert. Besonders erfreulich ist die Begeisterung, mit der sich die Jugend engagiert. Der Einsatz der Jugend hat zahlenmäßig und qualitativ nochmals stark zugenommen. Und wenn der Bundesvorsitzende Fabritius und Oberbürgermeister Hammer am Sonntagabend die feiernden Jugendlichen im Festzelt besuchen (siehe Online-Bildergalerie, ist das nicht nur ein Novum, sondern auch ein Zeichen der Öffnung hin zur Jugend. Die Brücken werden hier in beiden Richtungen begangen, ebenso in der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert.
Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius und der ...
Bundesvorsitzender Dr. Bernd Fabritius und der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Christoph Bergner, mit Gattin, umringt von Kindern aus Heilbronn. Foto: Petra Reiner
Von der unbeschwerten Volksfeststimmung in Dinkelsbühl ließ sich auch der Aussiedlerbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Christoph Bergner, mit seiner Gattin begeistern. Am Sonntagnachmittag hörte er eine Lesung mit Hans Bergel und begab sich dann zum gemeinsamen Tanzen der Jugendlichen vor die Schranne. Die jungen Leute und ihre Eltern ermunterte Bergner, ihre Traditionen weiterzupflegen, als wertvollen Beitrag zu einem künftigen Europa.

Kann die Pfingstbotschaft eine neue Perspektive eröffnen?

Dekan i.R. Hermann Schuller ging in dem Sonntagsgottesdienst der Frage nach, ob uns die Pfingstbotschaft eine neue Perspektive eröffnen könne. Mit unserem biographischen Hintergrund setzten wir auf die Pflege der Gemeinschaft. In den Kreis- und Landesgruppen sowie in den Heimatortsgemeinschaften bringen sich viele Frauen und Männer mit großer Hingabe im Ehrenamt ein. Veranstaltungen werden von vielen dankbar angenommen. Aber auch manchem Vorstand würde es wie Moses gehen, „wenn er sagt, ich kann nicht mehr alleine“. Dekan Schuller regte an, „von diesem schwergeprüften Mann unsere Geschichte mit Gott neu zu bedenken“ und fortzusetzen mit dem Hinweis, Männer und Frauen zu sammeln. „Die Kraft zum Neubeginn kommt hier nicht aus einem Erfolgserlebnis, sondern aus einem Tief, das in einen fordernden Dialog mit Gott führt.“
Ehrengäste auf dem Weg zur Festtribüne, von ...
Ehrengäste auf dem Weg zur Festtribüne, von links: Dr. Paul Jürgen Porr, Dr. Christoph Hammer, Dr. Bernd Fabritius, Carmen und Klaus Johannis. Foto: Petra Reiner
Am traditionellen Festumzug durch die historische Altstadt von Dinkelsbühl beteiligten sich 74 Brauchtumsgruppen und Blaskapellen mit rund 1 500 siebenbürgisch-sächsischen Trachtenträgern. Es war ein Höhepunkt des Heimattages – für jeden Betrachter ein unvergessliches farbenprächtiges Erlebnis.

In dem Geistlichen Wort vor der Schranne stellte der Schäßburger Stadtpfarrer und Bezirksdechant Bruno Fröhlich fest, wie eng die Pfingstbotschaft und das Motto des Heimattages zusammenhängen. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes habe Gott die Grenze, die uns von ihm trennt, durchbrochen. Unsere Schuldverfallenheit bestehe darin, dass wir Grenzen zu anderen Menschen aufbauen und uns von Gott entfernt haben. Der Heilige Geist sei die Brücke, über die wir zu dem allmächtigen Gott Zugang haben, er sei „unser Tröster und Begleiter in Not und Anfechtung“. Und an einem so schönen Tag wie heute lässt er unsere Herzen höher schlagen und Freude und Zufriedenheit empfinden ob dieser Gemeinschaft, die wir jetzt erleben, über Grenzen hinweg zusammenzukommen, zueinander zu finden und im Geiste Gottes Gemeinschaft zu pflegen.
Rund 1 500 Trachtenträger beteiligten sich am ...
Rund 1 500 Trachtenträger beteiligten sich am Festumzug durch die historische Altstadt, hier die vereinigten Kindergruppen Heidenheim und Heilbronn, die den Block der mitausrichtenden Landesgruppe Baden-Württemberg anführten. Foto: Josef Balazs
Zum kollektiven Selbstverständnis der Siebenbürger Sachsen gehören nicht nur deren starkes Geschichtsbewusstsein, Kultur und Zusammenhalt, sondern auch der Brückenschlag über geographische und menschliche Grenzen hinweg. Ihre Integrationsleistungen in Deutschland und Versöhnungswerk in Europa wurden in den Festreden in Dinkelsbühl vielfach thematisiert.

Gemeinschaft stärken und zukunftsfähig machen

Das Motto „Brücken über Grenzen“ zeige, dass „wir die aus unserer Geschichte und unserem Schicksal erwachsene Rolle als Brückenbauer fortsetzen wollen“, als Brückenbauer zwischen West und Ost, zwischen uns und den im gleichen Land lebenden Mitmenschen und zwischen den Generationen, erklärte Dr. Bernd Fabritius, auf der Festkundgebung am Pfingstsonntag. Es sei wichtig, die Chancen der gelungenen Eingliederung zu nutzen, um die über Jahrhunderte gewachsene siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft zu stärken und zukunftsfähig zu machen. Er ermunterte seine Landsleute, ihre Traditionen, Mundart und Kultur zu pflegen. Die Pflege und Aufrechterhaltung der siebenbürgisch-sächsischen Kultur sei, wie der Paragraph 96 des Vertriebenengesetzes (BVFG) vorsieht, allerdings eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern, betonte Dr. Fabritius. Er appellierte an die Verantwortungsträger der Politik, die Siebenbürger Sachsen mit dieser Aufgabe, etwa bei der Sicherung der Kultureinrichtungen in Gundelsheim am Neckar, nicht alleine zu lassen.

Es sei „unverständlich und bitter“, dass die siebenbürgischen Rentner aus dem System der Solidargemeinschaft weitgehend ausgeschlossen werden, kritisierte der Bundesvorsitzende. Den rumänischen Staat rief Fabritius auf, die dort lebenden Landsleute angemessen zu unterstützen und das im Kommunismus enteignete Vermögen zu erstatten. Er würdigte das politische und kulturelle Engagement des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), das eine Bereicherung für uns alle sei (siehe Ansprache in dieser Zeitung).
Erstmals wurde beim Heimattag an die Existenz des ...
Erstmals wurde beim Heimattag an die Existenz des Coetus, der Schülermitverantwortung an siebenbürgisch-sächsischen Gymnasien, erinnert. Foto: Petra Reiner
In seiner Festrede erklärte Klaus Johannis, dass die Deutschen in Rumänien nicht nur toleriert, sondern auch „als Partner akzeptiert und gesucht“ seien. Im politischen Bereich habe das deutsche Forum vor allem im Raum Hermannstadt gute Erfolge zu verzeichnen. Seine Brückenfunktion, insbesondere zwischen rumänischen und deutschen Partnern, habe das Forum seit der Wende von 1989 konsequent wahrgenommen. In einem Europa, in dem die geographischen Grenzen allmählich verschwinden, sei es wichtig, die Barrieren zwischen Menschen abzubauen. Die ausgewanderten Siebenbürger Sachsen rief Johannis auf, ihre Heimat öfter zu besuchen und keine Grenzen zu ihren Landsleuten in Siebenbürgen aufkommen zu lassen (die Festrede wird in dieser Zeitung dokumentiert).

Baden-Württemberg will siebenbürgisch-sächsische Kultur fördern

Dass in Hermannstadt, der Europäischen Kulturhauptstadt 2007, Großartiges geleistet wurde, darüber konnte sich Helmut Rau, Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, bei einem Besuch in Siebenbürgen im letzten Jahr überzeugen. In seiner Festrede am Pfingstsonntag überbrachte er eine feste Zusage der Landesregierung: Baden-Württemberg wolle in Partnerschaft mit den Siebenbürger Sachsen gemeinsame Aufgaben für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und in Siebenbürgen wahrnehmen. Die deutschsprachigen Schulen in Rumänien wolle man in der Lehrer-Ausbildung und durch die Entsendung von Lehrkräften unterstützen. Die junge Generation in Deutschland forderte Rau auf, mehrere Sprachen zu lernen und Osteuropa neu zu entdecken (lesen Sie die Ansprache in der Siebenbürgischen Zeitung Online).

Schon bei der Eröffnungsveranstaltung am Samstag wurde der Bayerische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein für seine Verdienste um die gute Integration der Siebenbürger Sachsen und deren Einbeziehung in das Leben des Freistaates Bayern mit dem Goldenen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen geehrt (diese Zeitung berichtete). Die höchste Auszeichnung des Verbandes wurde vom Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius überreicht. Die meisten nach Deutschland zugezogenen Siebenbürger Sachsen seien in Bayern bestens integriert und loyale Bürger. Dass dieses so sei, wäre auch ein Verdienst Dr. Günther Becksteins, der schon als bayerischer Innenminister stets ein offenes Ohr und Verständnis für Anliegen der Spätaussiedler und Heimatvertriebenen gezeigt habe, betonte Dr. Fabritius.

"Bayern bekennt sich zu den Siebenbürger Sachsen"

In seiner Festrede im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung machte Dr. Günther Beckstein deutlich, „dass der Freistaat Bayern sich zu den Aussiedlern und Vertriebenen, gerade auch zu den Siebenbürger Sachsen, in einer ganz besonderen Weise bekennt“. Die Anwesenheit rumänischer Vertreter in Dinkelsbühl wertete Dr. Beckstein als wichtiges Signal, dass „Brücken über Grenzen“ gebaut werden. Er würdigte die rumänische Regierung, die sich offen zu den Verbrechen der Vergangenheit bekenne. Wahrhaftigkeit sei eine wichtige Voraussetzung für die Zukunft, betonte Dr. Beckstein. In einer globalisierten Welt nehme die Bedeutung von Heimat und Heimattagen zu, und deshalb lobte Beckstein die intensive Jugendarbeit der Siebenbürger Sachsen und ihre Kultur, die von herausragender Qualität sei.

Dr. Christoph Hammer, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl, wurde für hervorragende Verdienste um die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen ebenfalls mit dem Goldenen Ehrenwappen des Verbandes geehrt. Anschließend erfolgte eine Eintragung in das Goldene Buch der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl.

Die Veranstaltung im Schrannenfestsaal hatte Alfred Mrass, Stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes und Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg, Mitausrichterin des diesjährigen Pfingsttreffens, eröffnet. Mit dem Motto „Brücken über Grenzen“ wolle der Verband auf die Beziehungen zwischen den siebenbürgisch-sächsischen Organisationen von hüben und drüben sowie zwischen siebenbürgischen und nichtsiebenbürgischen Organisationen hinweisen, die sich positiv entwickelt hätten. „Wir wollen auch künftig unseren Beitrag leisten zu einem Europa, in dem die Einheit in der Vielfalt erhalten bleibt, in dem Toleranz und Verständnis wirksam sind“, betonte Mrass.

Sauber getragen und nach Altersstufen ...
Sauber getragen und nach Altersstufen gegliedert, zeigte uns die HOG Großscheuern die Vielfalt ihrer Festtracht. Foto: Josef Balazs
Unter den Gästen im Schrannenfestsaal konnte Alfred Mrass zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, kommunalen Verbänden und von befreundeten Organisationen begrüßen, darunter den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein, den Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl, Dr. Christoph Hammer, Bürgermeisterin Hildegard Beck, den hessischen Landtagspräsidenten Norbert Kartmann, den baden-württembergischen Landtagsabgeordneten Dr. Bernhard Lasotta, seitens Rumäniens den außenpolitischen Berater des Premierministers, Florin Vodiță, und die neue Generalkonsulin in München, Brândușa Predescu, die Vertreter der deutschen Minderheit in Rumänien: Klaus Johannis, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR), und Dr. Zeno Pinter, Unterstaatssekretär für ethnische Minderheiten der rumänischen Regierung, die Vertreter der Föderation der Siebenbürger Sachsen und der Gundelsheimer Einrichtungen sowie seitens des Veranstalters und Gastgebers, des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, den Ehrenvorsitzenden Dr. Wolfgang Bonfert und den Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius.

Vorbildlicher Beitrag zum Aufbau eines gemeinsamen Europas

Das Thema Flucht und Vertreibung ist nach Ansicht von Dr. Christoph Hammer (CSU), Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl, ein „wesentliches Kapitel der europäischen Geschichte“. Er würdigte die Integrationsleistung der Siebenbürger Sachsen, ihren seit vielen Jahren praktizierten Brückenbau und das friedliche Miteinander mit anderen Völkern. Was sie leisten, sei ein vorbildlicher Beitrag zum Aufbau eines gemeinsamen Europas. Dinkelsbühl pflegt seit 1985 eine intensive Partnerschaft mit dem landsmannschaftlichen Verband und seit 2006 eine Städtepartnerschaft mit Schäßburg in Siebenbürgen (Dr. Hammers Ansprache wird in dieser Zeitung dokumentiert).

Dr. Bernhard Lasotta, baden-württembergischer Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Fördervereins Siebenbürgisches Museum, würdigte die Siebenbürger Sachsen als „lebendiges Beispiel für eine bereichernde Integration von Menschen in unsere Gesellschaft“. Mit Fleiß, Ausdauer und Genügsamkeit hätten sie sich selber eine neue Heimat geschaffen, ohne die alte Heimat zu vergessen, betonte der CDU-Politiker. Die Landesregierung Baden-Württemberg habe signalisiert, die kulturelle Breitenarbeit über den Verband genauso zu unterstützen wie den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat sowie Projekte der Siebenbürgischen Bibliothek und des Museums in Gundelsheim (lesen Sie die Ansprache in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 21. Mai 2008).

Brücken werden in Rumänien dankbar angenommen

„Wir Siebenbürger Sachsen haben eine zutiefst europäische Geschichte“, stellte der hessische Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU) fest. Er versuche stets, mit jungen und älteren Bürgern über Europa ins Gespräch zu kommen, ein Thema, das den meisten jedoch in der Presse negativ begegne. Immer wieder müsse gesagt werden, dass Europa zuallererst den Frieden sichere, das sei am wichtigsten. Es sei zum Teil erschreckend, wie wenig gewusst werde über die Länder und Völker in Europa und schon ganz und gar über die Siedlungsgebiete der Deutschen. Und wenn man diese auf einer Landkarte mit Strichen verbinde, dann würden einem die Netzwerke und Brücken bewusst. Diese Brücken werden in Rumänien dankbar angenommen, wie der hessische Politiker bei zahlreichen Gesprächen im Karpatenland erfahren durfte. Das gute Verhältnis der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben zu ihrem Herkunftsland sei ebenso erfreulich wie die vielseitigen Kontakte, die Bund und Länder zu Rumänien pflegten.

Florin Vodiță, außenpolitischer Berater des Premierministers und ehemaliger Generalkonsul von Rumänien in Bonn, bezeichnete die deutsche Bevölkerung als lebendigen Teil der Geschichte Rumäniens. Nach der Wende in Rumänien hätten sich nicht nur die deutsch-rumänischen Beziehungen, sondern auch die Rahmenbedingungen für ethnische Minderheiten verbessert. Die rumänische Verfassung garantiere den nationalen Minderheiten das Recht auf Bewahrung, Entwicklung und Äußerung ihrer ethnischen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Identität. Ein interministerieller Rat zum Schutz der Minderheiten in Bukarest sorge für die Einhaltung der Minderheitenpolitik. In diesem Jahr habe die Regierung 1,2 Millionen Euro für die kulturellen, wirtschaftlichen und bildungspolitischen Aufgaben der deutschen Minderheit zugeteilt, das sind um 30 Prozent mehr als 2007. Vodiță dankte den Siebenbürger Sachsen für die starke Unterstützung und ihren Beitrag dafür, dass Rumänien heute Mitglied der Europäischen Union sei. Deutschland sei 2007 zu dem wichtigsten Wirtschafts- und Handelspartner Rumäniens avanciert. Das Handelsvolumen werde bis Ende 2008 etwa 14 Milliarden Euro erreichen.

Mit der Namensänderung eine Grenze überschritten?

Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Siebenbürgenforums (DFDS), überbrachte Grüße seitens der in der Heimat verbliebenen Landsleute und lud für den 20. September 2008 zum Sachsentreffen nach Birthälm ein. Mit Blick auf die Europäische Union mute das diesjährige Motto „Brücken über Grenzen“ auf den ersten Blick anachronistisch an. Aber Grenzen bestünden in den Köpfen weiter, gab Porr zu bedenken. Eine Grenze sei möglicherweise beim letzten Verbandstag überschritten worden, als die Landsmannschaft ihren Namen in „Verband“ geändert habe. Als Brückenbauer sei das deutsche Forum in doppelter Hinsicht aktiv: einerseits zwischen Rumänien und dem deutschsprachigen Mitteleuropa und andererseits zwischen der rumänischen Majorität und den anderen ethnischen Minderheiten in Rumänien.

Magister Pfarrer Volker Petri, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, lud für den 26.-28. September 2008 zum 12. Heimattag nach Wels (Oberösterreich) ein. Brücken sollten nach seiner Ansicht vor allem zur jüngeren Generation gebaut werden, „die hier groß wächst in einer anderen Welt und Umgebung“, und zu „unseren neuen Landsleuten, deren Teil wir geworden sind und in deren Mitte wir glücklich leben dürfen“. Die tragenden Bausteine seien wir, „jeder Einzelne von uns, und der Mörtel, der diese Steine zusammenhält, ist die Liebe, das Gottvertrauen und das Zusammengehörigkeitsgefühl.“

Die Kreisgruppe Schwäbisch Gmünd zeigte ...
Die Kreisgruppe Schwäbisch Gmünd zeigte Festtrachten aus Nordsiebenbürgen. Mit dabei drei knapp 100 Jahre alte Kirchenpelze aus Jaad, Billak und Treppen. Foto: Petra Reiner
Dekan i.R. Hermann Schuller, Vorsitzender des Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, erinnerte an die dritte Ökumenische Europäische Versammlung, die im September 2007 in Hermannstadt stattgefunden hat. Mit diesem Ereignis sei sich die Christenheit Europas zumindest so nahe gekommen wie beim Reichstag 1530 in Augsburg. Das ökumenische Miteinander sei gerade auch durch die Arbeit und Bemühungen der klein gewordenen Evangelischen Kirche in Siebenbürgen vorangekommen, sagte Dekan Schuller.

Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnungsveranstaltung vom Trio Jakob-Birthelmer, dem Panflötenduo Hermann und dem Sächsischen Quartett Seiwerth-Wonner. Durch das Programm führte souverän Astrid Sutoris, Föderationsreferentin der SJD.

Jugend und Baden-Württemberg gestalten Heimattag maßgeblich mit

Maßgeblich mitgestaltet wurde der Heimattag in Dinkelsbühl abermals durch die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD). Zum niveauvollen Programm hat die Landesgruppe Baden-Württemberg entscheidend beigetragen. Sie hat versucht, Neues und Originelles mit Bewährtem, schon Vorhandenem zu kombinieren. Zum Neuen gehörte das Theaterstück „Tichtich wore se dennich“, das Bernddieter Schobel eigens für den Heimattag geschrieben hatte. Erstmals am Festumzug beteiligten sich die ehemaligen Coetisten der Gymnasien mit ihren bunten Mützen der Schülermitverwaltung. Zudem wurden drei Ausstellungen gezeigt, die im letzten Jahr in der Europäischen Kulturhauptstadt Hermannstadt zu sehen waren.

Zahlreiche kulturelle und künstlerische Veranstaltungen bereicherten das Pfingsttreffen. Die Preisverleihungen, Rede an der Gedenkstätte, Podiumsdiskussion und weitere Programmpunkte werden in der Siebenbürgischen Zeitung Online dokumentiert. Die Heimattagsbesucher durften ein siebenbürgisch-sächsisches Feuerwerk von Veranstaltungen und Begegnungen erleben, das sie stärkt für ihren Alltag und das Leben zwischen den Festen.

Siegbert Bruss

Weiterführende Links:

Berichte über den Heimattag 2008 in der Siebenbürgischen Zeitung Online

Alle Fotoserien des Heimattages 2008 in Dinkelsbühl

Videofilme von Günther Melzer, Dinkelsbühl 2008

Schlagwörter: Heimattag 2008, Verband, Politik

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