21. Mai 2008

Bernhard Lasotta: Kulturelle Breitenarbeit weiter fördern

Die Landesregierung Baden-Württemberg hat signalisiert, die kulturelle Breitenarbeit der Siebenbürger Sachsen weiter zu fördern. Dies betonte Dr. med. Bernhard Lasotta, Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg und Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Siebenbürgischen Museums Gundelsheim e.V. am 10. Mai in seiner Ansprache im Rahmen der Eröffnung des Heimattages (diese Zeitung berichtete). Die Rede wird im Folgenden gekürzt wiedergegeben.
Es ist für mich eine große Ehre, beim Heimattag, dem Höhepunkt landsmannschaftlicher Kulturarbeit, dabei sein zu dürfen. Ich fühle mich fast schon selber als Siebenbürger, obwohl meine Vorfahren aus Oberschlesien kommen und dann im Neckartal in Baden-Württemberg gelandet sind, aber Sie begeistern mit Ihrer Art und mit Ihrer Arbeit und deswegen setze ich mich auch gern in meinem Wahlkreis in Baden-Württemberg für Sie ein.

Als Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Fördervereins des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim ist es mir ein besonderes Anliegen, Ihr Engagement, das Engagement der Siebenbürger Sachsen für unser Bundesland, für unsere gesamten Bundesländer in unserem Vaterland zu würdigen und Ihnen herzlichen Dank zu sagen. Und ich möchte Ihnen auch versichern, dass genauso wie ich das von den bayerischen und hessischen Kollegen weiß, sich die Abgeordneten insbesondere auch der Unionsseite mit einer großen Vehemenz für die Arbeit der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge sowie der Aussiedler weiter einsetzen werden.

Dr. Bernhard Lasotto, MdL, Vorsitzender des ...
Dr. Bernhard Lasotto, MdL, Vorsitzender des Fördervereins Siebenbürgisches Museum, während seiner Ansprache in Dinkelsbühl. Foto: Josef Balazs
Morgen wird ein Vertreter der baden-württembergischen Landesregierung, unser Kultusminister Helmut Rau, als offizieller Vertreter da sein (…) und wird die Grüße unseres Ministerpräsidenten Günther Oettinger überbringen, (…) ich freue mich, dass durch diese Vertretung eine hohe Wertschätzung Ihrer Arbeit gelingt. Ich grüße Sie von den Bürgern aus Baden-Württemberg und insbesondere aus Gundelsheim, in dem ja viele Siebenbürgische Institutionen ihren Sitz gefunden haben, das Siebenbürgische Museum, das Siebenbürgische Archiv und die Siebenbürgische Bibliothek. Genauso wie in Bayern sind wir in Baden-Württemberg stolz darauf, dass Sie bei uns Heimat gefunden haben und sich engagieren. Wir sind aber genauso stolz auf die Leistung, die Siebenbürger Sachsen nach Vertreibung und Flucht vor der roten Armee mit unendlichem Leid in ganz vielen Familien und traumatischen Erlebnissen für unser Heimatland erbracht haben. Gemeinsinn, Hilfsbereitschaft und der Wille zur Verständigung prägen die Eigenschaften der siebenbürgischen Kultur bis heute. Damit können Sie positiv wirken.

Sie sind ein lebendiges Beispiel für eine bereichernde Integration von Menschen in unsere Gesellschaft mit Ihrer Kunst, mit Ihrer Wissenschaft, mit Ihrer Gläubigkeit und Bodenständigkeit. Und sie haben mit Fleiß, Ausdauer und Genügsamkeit sich selber eine neue Heimat geschaffen, ohne die alte Heimat zu vergessen. Durch Ihre Geschichte ist es Ihnen gelungen, Neuanfang und Wiederaufbau zu bewältigen. Sie haben sich integriert und dadurch uns alle bereichert. Sie haben sich mit Ihren positiven Eigenschaften, der Toleranz, aber auch Ihrem Selbstbewusstsein für den fortschreitenden europäischen Einigungsprozess profiliert und sind echte „Brückenbauer“ in Europa geworden, getreu auch Ihrem diesjährigen Motto.

Kulturelle Begegnungen dienen Brückenschlag in Europa

Sie schlagen die Brücken nach Rumänien, das jetzt, zum Glück, sage ich, in der EU ist, und ohne die Siebenbürger Sachsen und die guten Kontakte zur deutschen Minderheit, die in den vergangenen Jahren gehalten wurden, hätte es vielleicht auch nicht so gut geklappt und ich glaube, dass insbesondere die Siebenbürger da einen großen Anteil dran haben. Sie haben immer wieder bewiesen, nicht nur im letzten Jahr in Hermannstadt, in dem das nochmals eindrucksvoll bekräftigt wurde, dass Sie mit kulturellen Begegnungen diese Brückenschläge bereichern, und ich freue mich, dass Sie einen wirklichen Auftrag darin sehen, eben nicht nur diese Brücken zu schlagen, sondern Mittler zu sein, Austausch zu pflegen und damit auch europäische Integration zu fördern. Wer wäre besser geeignet als die Siebenbürger Sachsen, die selber die Notwendigkeit der Integration erkannt haben und immer wieder darauf gebaut haben, nicht nur neue Brücken zu schlagen, sondern alte Brücken nicht einstürzen zu lassen. Sie knüpfen den Kontakt der Siebenbürger Sachsen untereinander in ganz Europa und Sie haben Ihre verbliebene deutsche Minderheit in Rumänien nie vergessen. (…)

Das geeinte Europa bietet für uns eine einmalige Chance der Friedenssicherung und der Bewahrung unserer kulturellen Werte in einem Europa der „Vielfalt in Einheit“. Es bietet nicht nur Sicherung unserer kulturellen Besonderheiten unter einem gemeinsamen Band christlich-abendländischer Wertekultur, sondern es ist humanistisch und es ist geprägt durch die Vielfalt der Völker. Und hierzu haben die Siebenbürger Sachsen über 850 Jahre hinweg einen wesentlichen Beitrag geleistet. Diese kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen sind grenzenlos und brauchen damit eigentlich gar keine Brücken, sondern wirken von innen in die europäische Gemeinschaft. Damit können Sie helfen, einen europäischen Einigungsprozess voranzubringen, der wichtig ist insbesondere für eine junge Generation, die viel Hoffnung auf Frieden, Verständigung und europäische Einheit setzt.

Förderung durch das Land Baden-Württemberg

Die Landesregierung Baden-Württemberg hat signalisiert, die Arbeit der Siebenbürger Sachsen auch weiter zu fördern. Die kulturelle Breitenarbeit wird über Ihren Verband genauso gefördert wie der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat, und diese Unterstützung, auch die Kontinuität in der Unterstützung ist wichtig. Ich glaube, dass solche Förderungen auch nicht irgendwo von Haushaltslagen von einem Jahr aufs andere abhängig gemacht werden dürfen, sondern dass insbesondere die Dauerhaftigkeit der Absicherung für Sie wichtig ist, für die Breiten- und Kulturarbeit. Darüber hinaus konnten wir in den vergangenen Jahren erreichen, dass Projektförderung im Bereich der Bibliothek und im Bereich des Museums in Gundelsheim gemacht wurde und einen kleinen Anteil, einen bescheidenen Anteil daran hat auch unser Förderverein, für den ich stehe. Viele von Ihnen haben ihn unterstützt, dafür sage ich vielen Dank (…). Dies ermöglicht dem Siebenbürgischen Museum Gundelsheim (…), neue Räume und Konzeptionen zu gestalten, stärker in die Öffentlichkeit zu wirken und wegweisende Ausstellungen zu organisieren.

Herr Oberbürgermeister, wenn Sie diskutieren, inwiefern auch das Thema Vertreibung, Verfolgung und Wiedergutmachung, Verständigung und Versöhnung auch hier in Dinkelsbühl präsentiert werden sollen in einem Haus, greifen Sie auch auf unser Museum in Gundelsheim zurück, in dem die siebenbürgische Geschichte dokumentiert ist. Ich glaube, dass wir Sie da gerne unterstützen können, um auch die entsprechenden wissenschaftlich basierten Fundamente für solch eine Idee zu haben, die ich für eine großartige halte.

Ich freue mich, dass es gelungen ist, die bereits in Hermannstadt gezeigte Ausstellung „Kirchenraum im Wandel“ in der St.-Pauls-Kirche hier in Dinkelsbühl zu präsentieren. Heute wurde schon die „Sachsenburg am Neckar“, das Heimathaus der Siebenbürger, als kulturelles und soziales Zentrum in Deutschland (beispielsweise durch die Bibliothek, das Museum und die dortige Pflegeeinrichtung) im katholischen Pfarramt eröffnet. Ergänzt wird die Arbeit unseres Museums durch die Präsentation der Gemälde und Zeichnungen von Katharina Zipser, die den diesjährigen Kulturpreis erhalten wird und im Ausstellungsgewölbe des Spitals hier in Dinkelsbühl ausgestellt wird. Ich möchte Ihnen herzlich Dank sagen für die vielen Brückenschläge, auch die Brückenschläge hier von Bayern nach Baden-Württemberg, nach Hessen. (…) Alles Gute und Gottes Segen!

Schlagwörter: Heimattag 2008, Baden-Württemberg, Siebenbürgisches Museum, Kulturförderung, Schloss Horneck

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