12. Dezember 2009

Enni Janesch mit Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt

„Die Heimat ist der Schlüssel zur Seele des Menschen. Und dann gibt es Menschen, die der Schlüssel zur Heimat sind.“ So ein Mensch sei Enni Janesch, betonte Günther Schuller, Vorsitzender des Honterus-Chors. Er moderierte eine eindrucksvolle Feierstunde im Kulturhaus Hermann Oberth in Drabenderhöhe zu Ehren von Janesch, die am 29. November 2009 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde.
Für den Landrat des Oberbergischen Kreises, Hagen Jobi, selbst Siebenbürger Sachse und wohnhaft in Drabenderhöhe, eine besondere Sache: „Ich habe noch nie ein Bundesverdienstkreuz zu Fuß durchs Dorf getragen.“ Seit 1965 die Kreisgruppe Drabenderhöhe gegründet wurde, engagiert sich Enni Janesch insbesondere für die Pflege der Traditionen und des Brauchtums der Siebenbürger Sachsen, hieß es in der Laudatio des Landrats. Geprägt durch ihre Kindheit in Stein widmete sie sich zunächst der Jugendarbeit und gründete die erste Volkstanzgruppe vor Ort. Sie koordiniert die Arbeit von Vereinen, Nachbarschaften sowie zahlreiche Kulturveranstaltungen. In ihrer Funktion als Vorsitzende der Kreisgruppe vertritt sie rund 4 000 Landsleute. Ruhe und Kraft findet sie im Honterus-Chor, dessen Schriftführerin, stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführerin sie ist. Sie organisiert Konzerte sowie Kontakte zu anderen siebenbürgischen Chören und Reisen in die alte Heimat.

Enni Janesch ist Leiterin des Museums „Heimatstube Drabenderhöhe“, seit 1991 Vorsitzende der Vereinigten siebenbürgischen Chöre NRW und im Bundesvorstand der Landsmannschaft Beisitzerin und Referentin für Familie, Frauen und Aussiedler. Sie arbeitet als Vorstandsmitglied im Adele-Zay-Verein, Träger des Altenheims und des Kindergartens. Außerdem gab sie mehrere Bücher über ihren Heimatort Stein heraus.
Landrat Hagen Jobi (links) und Harald Janesch ...
Landrat Hagen Jobi (links) und Harald Janesch beglückwünschen Enni Janesch zur Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz. Foto: Christian Melzer
Seit 1994 gehört Janesch der CDU-Fraktion des Rates der Stadt Wiehl und verschiedenen Ausschüssen an. „Ich wüsste noch viel mehr auszuführen“, meinte Hagen Jobi, bevor er der engagierten Frau unter Beifall der vielen Gäste aus Politik, Dorf- und Vereinsleben im Namen des Bundespräsidenten den Orden an die Brust heftete, der „für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit der Weiterentwicklung des Vaterlandes dienten“, verliehen wird.

Mit dem kulturellen, sportlichen, sozialen und politischem Engagement von Enni Janesch könne man Abende füllen, resümierte Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen. Ihr sei es gelungen, die alte Heimat in die neue Heimat einzupflanzen, ohne die alte zu vergessen. Als Dank dafür, „was du für die neue Heimat tust“, überreichte ihr der Bürgermeister eine oberbergische Dröppelmina.

Rainer Lehni, stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Bundesjugendleiter, überbrachte Grüße des Bundesvorsitzenden und des gesamten Bundesvorstands und betonte, dass die Jugend-Pilotarbeit von Janesch heute eine Verbindung zu Jugendlichen in aller Welt darstelle. Enni Janesch hatte 1971 und 1973 gemeinsam mit ihrem Mann Harald die Internationalen Jugendlager geleitet, Vorläufer der jetzigen siebenbürgischen Föderationsjugendlager. Für die siebenbürgischen Vereine gratulierte Pfarrer i. R. Kurt Franchy und meinte unter anderem, dass Janesch immer ein wachsames Auge auf Menschen gehabt habe, die in Not sind. Schon in ihrem Geburtsort Stein habe sie erlebt und erfahren, „wie christliche Werte eine Gemeinschaft geprägt haben, sie immer wieder aufs Neue gestärkt und über Jahrhunderte am Leben erhalten haben“. In den Jahren, als ihr Vater in den Krieg ziehen musste und ihre Mutter in die Sowjetunion verschleppt wurde, „hat Enni Janesch erfahren, welchen Rückhalt die Familie, Großeltern, Tanten, Nachbarn und Nachbarinnen, die evangelische Kirche und der Glaube bieten und welch hohen Wert Fleiß und Arbeit, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Bescheidenheit und Treue haben. (...) Dort hat sie sich für ihren künftigen Lebensweg in Belastbarkeit geübt. Und all das, was zunächst als Benachteiligung erschien, hat ihre Persönlichkeit geformt.“

„Wo du als Kind gespielt und gesungen, die Glocken der Heimat nie verklungen.“ Mit diesen Worten gratulierte Anna Auner für die Steiner Heimatortsgemeinschaft, wo Enni Janesch als Kind bei den Großeltern aufgewachsen ist. Sie war vier Jahre alt, als der Vater in den Krieg musste, die Mutter zur Zwangsarbeit deportiert wurde. Erst mit 17 Jahren sah sie ihre Eltern in Deutschland wieder.

In einem der Siebenbürgischen Zeitung vorliegenden Text gratuliert auch Katharina Gaadt im Namen der HOG Stein: „Anna Janesch ist eine herausragende Persönlichkeit, die sich über Jahrzehnte hinweg zum Wohle unserer Gemeinschaft eingesetzt hat. Die Steiner Nachbarschaft will ihr zu diesem Anlass herzlich gratulieren. Wir sind sehr stolz auf sie und darauf, dass wir das Glück haben, einen so wundervollen Menschen als ,Steiner Kind‘ bezeichnen zu dürfen. (...) Im Namen der HOG Stein sprechen wir ihr ein großes Dankeschön für ihr beispielhaftes und großes Engagement für unser Gemeinwesen aus.“



Zum Schluss gratulierte Sohn Jürgen seiner Mutter im Namen der Familie zur Auszeichnung, „über die wir uns sehr freuen“. Aber das Wichtigste für ihn und seinen Bruder „ist die Liebe gewesen, die wir erfahren und genießen konnten.“

Enni Janesch zeigte sich überwältigt von den vielen Dank- und Grußworten. Ihr Fazit: „Das ist nicht allein mein Verdienst. Ihnen allen, die hier sind, gehört ein kleines Stück meiner Medaille. Ich sehe sie als Verpflichtung weiterzumachen.“ Ein besonderer Dank ging an Ehemann Harald, der ihr immer zur Seite gestan- den habe: „Er holt mir nicht die Sterne vom Himmel, aber er sorgt dafür, dass ich nicht zu hoch fliege und mir die Flügel verbrenne.“ Ihm gehöre die Hälfte des Ordens.

Festlich umrahmt wurde die Feierstunde durch den Honterus-Chor unter Regine Melzer, das Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe unter Heinz Rehring sowie die Volkstanzgruppe unter Christa Brandsch-Böhm.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Ehrung, Drabenderhöhe

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