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25. Januar 2011

Verbandspolitik

Bund der Vertriebenen fordert differenzierte Betrachtung von Aussiedlern und Migranten

In einem Brief an den Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle, hat der Bund der Vertriebenen (BdV) deutlich gemacht, dass „die differenzierte Behandlung des Themas der Vertreibung der Deutschen sowie des Zuzuges von Millionen deutscher Aussiedler bis in die jüngste Vergangenheit in Abgrenzung zu Fragen der ausländerrechtlichen Migration – z. B. der Gastarbeiter“ von wesentlicher Bedeutung sei. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 8 mal kommentiert.

  • rolandsky

    1rolandsky schrieb am 25.01.2011, 10:53 Uhr (um 10:55 Uhr geändert):
    Richtig so, dass diese Forderung gestellt wird!

    Der Trend, der sich in den letzten 10 Jahren bezüglich der Terminologie der Politik in Sachen "Zuzug nach Deutschland" abzeichnet, ist besorgniserregend. Es wird an kaum mehr einer Stelle unterschieden zwischen DEUTSCHEN, die nach Deutschland "heimkehren" (also unseren Spätaussiedlern) und NICHT-Deutschen, die einwandern. Die Politik macht es sich an dieser Stelle sehr einfach, indem sie für alle, die nach Deutschland kommen, den Begriff MIGRANTEN benutzt. Tages-, ja selbst reflektierende Wochenzeitungen übernehmen zu häufig und undifferenziert die unehrliche Terminologie der von politischer Seite her benutzten Sprache und schleifen somit beim Leser und der Bevölkerung das Bewusstsein für die unterschiedlichen Menschen und Gruppen, die nach Deutschland zuziehen.

    Zur Veranschaulichung ein Lagebild aus Nordrhein-Westfalen: Die von der grün-roten Minderheitsregierung installierte neue Vorsitzende des Landesbeirats für Vertriebenen-, Flüchtlings- und Spätaussiedlerfragen, Frau StS Zülfiye Kaikīin (hört hört!) äußerte sich gleich in ihrer ersten Pressemitteilung auf folgende Art und Weise. Zitat aus der PM: "Als Beispiele für künftige Arbeitsfelder des Beirates nannte die neue Vorsitzende Kaykin unter anderem eine schnellere Anerkennung von Bildungsabschlüssen und Ausbildungsgängen von Migrantinnen und Migranten und einen besseren Zugang Jugendlicher mit Zuwanderungsgeschichte zum Ausbildungsmarkt."
    Eine gute Absicht sei ihr unterstellt, ihre Forderung unterschreibe ich jederzeit. Entlarvend für ihr Wissen um Vertriebene und Spätaussiedler ist allerdings die Terminologie: "MIGRANTEN und MIGRANTINNEN". Mit Verlaub, aber als Vorsitzende des Beirats für Vertriebene und Spätaussiedler vertritt die gute Frau Kaykīin mitnichten Migranten! Da hat sie wohl was verwechselt. Aber vielleicht liegt das ja auch nur an ihrem persönlichen "Migrationshintergrund" - so heißt das doch, politisch korrekt?!
  • Haiduc

    2Haiduc schrieb am 28.01.2011, 09:32 Uhr:
    Wie ist denn die Definition von "Migrant"?
  • Erhard Graeff

    3Erhard Graeff schrieb am 28.01.2011, 10:46 Uhr:
    Die Politik bedient sich leider der Definition des Mikrozensus („Volkszählung“), der Daten zu statistischen Zwecken erhebt. Eigene Überlegungen und gesunder Menschenverstand oder gar der kulturelle Hintergrund der Betroffenen oder deren Volkszugehörigkeit scheinen da keine Rolle zu spielen.

    Menschen mit Migrationshintergrund sind entsprechend der Definition des Mikrozensus zum einen die nach dem Jahr 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland eingereisten Personen, die damit eigene Migrationserfahrung haben (zugewanderte Ausländer, zugewanderte Deutsche, darunter Aussiedler bzw. ab 1993 Spätaussiedler, Eingebürgerte). Selbst nicht zugewanderte Ausländer, vor allem die hier aufgewachsene 2. und 3. Generation, sowie nicht zugewanderte Deutsche, die eingebürgert wurden oder die mindestens einen zugewanderten Elternteil oder einen als Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil haben, haben zwar keine eigene Migrationserfahrung, zählen aber ebenfalls zu den Personen mit Migrationshintergrund. (Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 1 Reihe 2.2 – Bevölkerung und Erwerbstätigkeit, Bevölkerung mit Migrationshintergrund – Ergebnis des Mikrozensus 2006, herausgegeben im März 2008).
  • seberg

    4seberg schrieb am 28.01.2011, 12:16 Uhr:
    Könnte der Einsatz eigener Überlegungen und des gesunden Menschenverstandes nicht auch dazu führen, den Migrationshintergrund eher als eine bereichernde statt eine verwerfliche Sache zu sehen?
  • Erhard Graeff

    5Erhard Graeff schrieb am 28.01.2011, 13:11 Uhr (um 13:27 Uhr geändert):
    Nein, seberg. Wenn eine siebenbürgische Mutter wegen o.g. Einstufung wider besseren Wissens und wahrheitswidrig ankreuzen muss, ihr Kind sei "nichtdeutschsprachiger Herkunft", wenn es im Kindergarten aufgenommen werden soll.
    Selbstverständlich stehen wir dazu, dass wir zugezogen sind. Das können und wollen wir nicht negieren. Wir stehen nur dafür, dass Unterscheidungen im Umgang mit den Genannten notwendig sind.
  • Gernamus

    6Gernamus schrieb am 28.01.2011, 15:58 Uhr:
    Vielen Dank für die obige Information sowie Stellungnahme!
  • rolandsky

    7rolandsky schrieb am 31.01.2011, 11:12 Uhr:
    Das Perfide an dieser Debatte ist meiner Meinung nach, dass Politiker der linken und mitte-linken Couleur die Tatsache ausnutzen, dass per definitionem jeder ein Migrant ist, der sein Land verlässt und in ein anderes einwandert. (Auf die Spitze getrieben bist du unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten schon dann ein Migrant, wenn du von Hamburg nach München umziehst oder wenn du vom Dorf in die Stadt ziehst - innerhalb des eigenen Landes, wohlgemerkt. Die Bevölkerungsgeographie kennt dafür den Begriff der 'Binnenmigration'.)

    Mich stört ja keineswegs, dass Spätaussiedler unter der gerade beschriebenen Lesart als Migranten bezeichnet werden. Schließlich sind wir ja aus Rumänien, Russland, Kasachstan oder sonstwoher nach Deutschland eingewandert. Wir sind - unter diesem und nur (!) unter diesem Aspekt - Migranten, Punkt.

    Mir kommt allerdings die Galle hoch, wenn die zweite, weitaus gängigere Lesart des Wortes 'Migrant' wissentlich in Kauf genommen wird im Zusammenhang mit uns deutschen Aussiedlern oder Spätaussiedlern. Und diese zweite Lesart, die in den Köpfen der residenten Bevölkerung tief verankert ist, assoziiert den Migranten nunmal mit Gastarbeitern der 50er bis 70er Jahre, mit dem Asylsuchendenstrom der frühen 90er oder von mir aus auch mit Schröders GreenCardlern.

    Man muss über Migration sprechen, man hat aber auch die Verpflichtung zur semantisch sauberen Trennung. Ich erwarte, dass ein Migrant (hier: der Lesart 1), der deutsche Wurzeln in Kasachstan oder in Siebenbürgen hat, als ein deutscher Migrant (und hier eben NICHT Lesart 2), also als Aussiedler oder Spätaussiedler bezeichnet wird. Und es muss seitens der linken Politik deutlich gesagt werden, dass es für Spätaussiedler eben keine Lesart 2 gibt - wenn man denn unbedingt auf dem Terminus 'Migrant' beharren möchte.
  • pavel_chinezul

    8 • pavel_chinezul schrieb am 31.01.2011, 14:04 Uhr:
    @Rolandsky,

    dann werden Sie, von den von ihnen benannten Gruppierungen, ein „völkische Denken“ vorenthalten bekommen!

    Ich finde es auch sehr merkwürdig, dass man sich das Jahr 1949 als Grenzjahr, zur Katalogisierung in mit und ohne Migrationshintergrund, auserkoren hat. Diese willkürliche Jahresfestlegung ist meiner Meinung nach hanebüchen. Welchen Grund hatte sie? Die Bundesrepublik wurde zwar 1949 gegründet, aber das Bundesverfassungsgericht hat klar festgestellt, dass:

    „Die Bundesrepublik Deutschland könne also nicht als Nachfolgestaat angesehen werden, sondern sei vielmehr als Staat identisch mit dem Staat Deutsches Reich und nicht dessen Nachfolger resp. Rechtsnachfolger. Damit wird eine zum Teil staatsrechtliche Kontinuität und die völkerrechtliche Identität – durch das Völkerrechtssubjekt »Deutschland«[7] vertreten und verdeutlicht –, die 1871 mit dem Deutschen Kaiserreich und vorausgehend 1867 mit dem Norddeutschen Bund begann, unter der Bezeichnung Bundesrepublik Deutschland fortgeführt.“ (Wikipedia)

    Und da bin ich der Meinung, dass man das Jahr 1867, Gründung des Norddeutschen Bundes, als Grenzjahr hätte nehmen müssen! Aber da wären wahrscheinlich zu viele der heutigen Bundesbürger und somit ein sehr großer Teil der heutigen Entscheidungsträgern, Menschen mit „Migrationshintergrund“ und diese "Einordnung" passt denen auch nicht!

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