25. Mai 2010

Das Klavierwerk des Wunderkindes Carl Filtsch

Musikfestival, Klavierwettbewerb, Noten, Biographien, Dokumentationen und nun eine CD – immer mit Carl Filtsch im Fokus, diesem siebenbürgischen Chopin, genialen jungen Pianisten und hoffnungsvollen Komponisten, geboren 1830 in Mühlbach und als eine der tragischsten Erscheinungen der Musikgeschichte viel zu früh, mit nur 15 Jahren, in Venedig verstorben. Im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. (GDMSE) produziert und auf Initiative von Peter Szaunig und Walter Krafft (Münchner Musikseminar) entstanden, liegt nun die erste Einspielung fast sämtlicher Werke dieses jungen Komponisten vor.
Dafür hat der Pianist Csiky Boldizsár den Klavierpart übernommen und Dirigent Theo Wolters gemeinsam mit der Staatsphilharmonie Hermannstadt/Sibiu die beiden Orchesterwerke zum Erklingen gebracht. Das Konzertstück für Klavier und Orchester wurde bereits vor einigen Jahren durch die GDMSE in Deutschland erstaufgeführt. Um so erfreulicher ist nun die Herausgabe einer CD mit den Klavierwerken von Carl Filtsch.

Nach der Erstaufführung der beiden Werke mit Orchester (Konzertstück, Ouvertüre) 2009 in Hermannstadt schrieb eine rumänische Kritikerin euphorisch über die Wiederentdeckung dieser wertvollen Musik eines einheimischen Komponisten durch „Fremde“ – also durch einen amerikanischen Musikwissenschaftler und durch ausgewanderte Landsleute aus Siebenbürgen. Eigentlich wäre eine solche CD-Produktion durch eine rumänische Institution (Komponistenverband, Electrecord) schon längst fällig gewesen, doch soweit denkt man vermutlich nicht in Bukarest. Und so wurde wieder ein wichtiges Stück (deutscher) südosteuropäischer Musikkultur durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung in München, die Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt e.V. und das Münchner Musikseminar gefördert. Wieder mal Glück gehabt.
Umfangreich und bestens dokumentiert ist die detaillierte Einführung in das Klavierwerk von Carl Filtsch durch die Feder von Peter Szaunig im Booklet. Ihm ist auch die Herausgabe der bisher bekannten Kompositionen Filtschs zu verdanken, die teilweise erst vor kurzer Zeit in England entdeckt werden konnten. Und wenn man sich die Musik anhört, kann man die Aussage Chopins über seinen Lieblingsschüler erst recht verstehen: „Mein Gott, welch ein Kind! Kein Mensch hat mich jemals so verstanden wie dieses Kind …“

Auch noch anderthalb Jahrhunderte später lauscht man den Klängen dieser gefühlvollen, jugendlichen, oft zarten und doch genialen Musik des von Liszt gepriesenen siebenbürgischen Wunderkindes und staunt nicht minder über die so ersprießliche und kometenhafte Karriere des Pianisten, über dessen Grabstein auf dem venezianischen Friedhof San Michele seine Förderin Gräfin von Bánffy einmei- ßeln ließ: „Der Künstler schläft, es ruhn die theuren Hände die mächtig einst beherrscht der Töne Meer …“ Die vorliegende CD-Einspielung bestätigt diese Aussage mit Recht.

Dr. Franz Metz

Die CD kann zum Preis von 15 Euro bestellt werden bei Peter Szaunig, Egelseestraße 35, 96050 Bamberg, Telefon: (09 51) 9 17 16 05, oder über www.edition-musik-suedost.de.

Schlagwörter: Rezension, CD, Carl Filtsch

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