30. August 2010

Impressionen aus Kronstadt: Vergänglichkeit

Ein Handy-Foto und Gedanken von Anna Sylvester in Kronstadt.
Die Schulpausen vorwiegend im Honterushof in Kronstadt verbringend, mich am Knirpsetumult ergötzend, bin ich lange Zeit den Gedanken nicht los geworden, dass dieser alte Hof doch modern ist, entspricht er doch einem heutigen Werbungsslogan: 3 in 1. Er ist Kirchhof, Schulhof und Parkplatz in einem.

Und irgendwann läutet mein Handy in der Tasche und überträgt die Idee: Auch das ist 3 in 1: Telefon, Post und Fotoapparat. Letztere Funktion habe ich mir zu Nutzen gemacht und dieses Bild geschossen.
Vergrößert auf dem Rechnerbildschirm, offenbart es alle seine Imperfektionen im Vergleich zu einem Profifoto. Ich will es löschen, doch das Krassgrün der Linde erlaubt es meiner Hand nicht. Die Linde weckt einen anderen Gedanken, und ich finde die Bibelstelle: „Die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1. Joh. 2,17).

Im Gedächtnis werden viele mir so liebe Bilder wach: in Sand, Vulkanlava oder Wasser versunkene Städte; von Gras und Kräutern überwucherte Steinfiguren; Betonruinen, aus deren Spalten Blümlein sprießen; brauner Ackerboden, in dem buddelnde Menschen Spuren antikes Lebens finden. Wer anders als sie, die biedersten von Gott geschaffenen Lebewesen, die Pflanzen, tun seinen Willen in dessen Gesamtheit? Sie wachsen, loben Gott durch ihre Schönheit und machen Platz für die Nächsten. Darum bleiben sie in Ewigkeit, die Lustspuren der anderen Lebewesen (Bauten, Autos, Handys, Flugzeuge, andere lebenserleichternde Erschaffungen) immer wieder bezwingend.

Brrr, in meinen Ohren erklingen Nachrichten von Erdbeben, Überschwemmungen, Aschewolke und dergleichen! Es fröstelt mich und ich blicke zu meinem Zimmerfenster hinaus, Gemütshilfe an regengewaschenen Bergen suchend. Aha, da sehe ich es: das Restelchen des Regenbogens! Noah, die Verheißung Gottes, lassen mich wieder aufatmen. Leicht lächelnd blicke ich wieder auf das Lindengrün: Ihr Pflanzen werdet je ein Stückchen Menschenwelt bezwingen, aber nur nachdem wir auch versucht haben, Gottes Willen zu erfüllen, auch mit allen unseren lebenserleichternden Erschaffungen!

Anna Sylvester, Kronstadt

Schlagwörter: Kronstadt

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