1. Mai 2013

Schäßburger Geschwisterpaar kandidiert

Mit großer Spannung blicken Brigitte Krug und Edwin Krug dem 15. September 2013 entgegen, wenn in Bayern ein neuer Landtag und auch der Bezirkstag Mittelfranken gewählt werden. Auf der Wahlkreiskonferenz der SPD Mittelfranken am 22. Februar 2013 in Nürnberg wurden die Landtags- und Bezirkskandidaten aufgestellt und die in Schäßburg geborenen Geschwister erreichten jeweils die Listenplätze 13 und 14. Während Edwin Krug (38 Jahre) bei der Landtagswahl im Wahlkreis Ansbach-Nord antritt, kandidiert Brigitte Krug (40 Jahre) für den Bezirkstag Mittelfranken.
Ihre siebenbürgische Herkunft begreifen beide als besonderen Ansporn zum gesellschaftspolitischen Engagement. Bis zu ihrer Aussiedlung 1989 lebte die Familie – Vater Daniel Krug war von Beruf Zerspanungsmechaniker, fertigte Präzisionsbauteile, die Mutter Agneta, geb. Gottschling, Keramikerin – in Weißkirch bei Schäßburg. Beide Geschwister haben das Joseph-Haltrich-Lyzeum in Schäßburg und dann das Albrecht-Dürer-Gymnasium in Nürnberg besucht. Beide haben eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Ihre Berufstätigkeit schloss bzw. schließt Auslandsaufenthalte ein: Brigitte Krug hat an der Wirtschaftsakademie in Nürnberg Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Außenwirtschaft studiert und ist heute bei einem in Nürnberg ansässigen international renommierten Anbieter von Marktforschungs- und Marketing- Beratungsleistungen im Bereich der Leitung der Produktion in Nürnberg und Bangalore (Indien) beschäftigt. Bruder Edwin hat ebenfalls Betriebswirtschaftslehre in Nürnberg studiert und war u.a. bei Siemens als Projektmanager in Taiwan sowie als Geschäftsführer eines Technologieunternehmens in Konstanz berufstätig. Heute steht er kurz vor dem Abschluss seines Studiums der Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. Es sind freilich drei Geschwister, die allesamt in der SPD aktiv geworden sind, denn Bruder Daniel Krug, Betriebsrat in einem mittelständischen Unternehmen, hat im SPD-Ortsverband Oberdachstetten verschiedene Ämter bekleidet.
Freuen sich über ihre gemeinsame Kandidatur: ...
Freuen sich über ihre gemeinsame Kandidatur: Brigitte Krug und Edwin Krug mit Christian Ude, Oberbürgermeister von München, in der Bildmitte.
Da wird es auch niemanden verwundern, dass man sich geschwisterlich unterstützt: Bei der Bürgermeisterwahl in der mittelfränkischen Gemeinde Oberdachstetten (am nördlichen Rand des Landkreises Ansbach) 2012 trat Brigitte Krug an. Bruder Edwin fungierte als ihr Wahlkampfmanager. Zwar unterlag sie dem Mitbewerber Karl-Friedrich Moßmeyer (CSU/Bürgerblock/Freie Wählergemeinschaft), doch erreichte sie mit 39,8 Prozent immerhin das bisher beste SPD-Wahlergebnis in Oberdachstetten. Gegenüber der Siebenbürgischen Zeitung äußerte die „typische Seiteneinsteigerin“ (Selbstaussage), sie betrachte ihre Kandidatur für den alle fünf Jahre gewählten Bezirkstag „auch als Dankeschön an dieses Land und vor allem auch als Ansporn für andere, vor allem junge Siebenbürgerinnen und Siebenbürger, politisch aktiv zu werden“. Optimismus und Aufbruchsstimmung verströmt die Botschaft der in einer festen Partnerschaft lebenden Managerin an ihre Landsleute: „Wir Siebenbürger haben viel zu geben. Dieses Land braucht uns. Packen wir’s an!“ Gefragt, in welcher Weise sie an sich siebenbürgisch-sächsische Prägungen erkennen könne, weist Brigitte Krug auf ihr „protestantisches Arbeitsethos“ hin: „Seit meiner Übersiedlung in die Bundesrepublik im Alter von 16 Jahren stand ich fast ununterbrochen in einem Arbeitsverhältnis – auch während meiner Ausbildung und meines Studiums.“ Letztlich sei auch ihre Entscheidung, bei den Sozialdemokraten mitzuwirken, herkunftsbegründet, denn: „Diese siebenbürgische Tugend, sich für das Wohl der Allgemeinheit einzusetzen, ist für mich mit ein Grund, mich bei der SPD zu engagieren. Solidarität ist ein Kernpunkt der SPD.“

Siebenbürger Sachsen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen

Edwin Krug kandidiert am 15. September für den Bayerischen Landtag. Die Motive für sein parteipolitisches Engagement erklärt der zwei Jahre jüngere Bruder mit aufrüttelnden Erfahrungen, die er während seiner Auslandstätigkeit in Taiwan und auf mehreren Ostasienreisen gemacht habe: „Die teilweise menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Asien zusammen mit den zunehmenden prekären Arbeitsverhältnissen auch bei uns in Deutschland haben in mir den Wunsch geweckt, politisch etwas verändern zu wollen. Es sollte auch für Kinder aus Arbeiterfamilien die Möglichkeit des sozialen Aufstieges geben. Für mich ist es ein Menschenrecht, dass jeder von seiner eigenen Hände Arbeit ein menschenwürdiges Leben bestreiten kann. Die Kernpunkte der SPD, Freiheit und Solidarität, entsprechen auch meinem siebenbürgischen Wertekanon“, bekräftigt Krug, langjähriges Gewerkschaftsmitglied der IG Metall, und fügt hinzu: „Für mich als Mensch, der teilweise in einer der menschenunwürdigsten Diktaturen Europas sozialisiert wurde, ist Freiheit das höchste Gut. Als Siebenbürger in Deutschland musste uns keiner diese Werte lehren, sondern wir brachten diese Werte schon mit. Sie sind Teil unseres reichhaltigen kulturellen Erbes und machten uns von Anfang an zu vollwertigen Mitglieder dieser freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.“

Von seinem Recht auf die durch das Grundgesetz geschützte freie Meinungsäußerung macht Krug weidlich Gebrauch. Dabei nutzt er die neuen Medien, Soziale Netzwerke wie Facebook oder den Kurznachrichtendienst Twitter ganz selbstverständlich und durchaus sendungsbewusst. Er mischt sich beherzt ein, positioniert sich in aktuellen politischen Debatten wie über die Deckelung von Managergehältern (übt Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel), über Bildung und Sozialpolitik, tritt für die rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften ein. Auf seiner Internetseite stellt sich der in Oberdachstetten wohnhafte Kandidat persönlich vor und gibt als Fami­lienstand Eingetragene Lebenspartnerschaft an. Der evangelisch-lutherischen Konfession angehörig, hat er auch zwei Semester evangelische Theologie in Leipzig studiert. Edwin Krug bekennt sich zu seiner siebenbürgisch-sächsischen Herkunft, ist Mitglied der Heimatortsgemeinschaft Weißkirch. An den Belangen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft interessiert, nahm er an der gemeinsamen Sitzung des Dinkelsbühler Stadtrates und des Bundesvorstandes des Verbandes der Siebenbürger Sachsen am 8. März in Dinkelsbühl (siehe "Familiäre Partnerschaft") teil. Seine Kandidatur soll auch ein Zeichen dafür sein, „dass wir Siebenbürger Sachsen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft Deutschlands mitzugestalten“.

Christian Schoger

Schlagwörter: Wahl, Porträt, Schäßburg

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Neueste Kommentare

  • 02.05.2013, 07:29 Uhr von sadero: ...wünsche den kandidaten viel, viel erfolg! liebe grüsse nach "dochstetten" :) [weiter]
  • 01.05.2013, 11:51 Uhr von Mischi Jäger: [weiter]

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