25. Juni 2013

Lesenswertes Jahrbuch der Sektion Karpaten des DAV

Unter den vielen siebenbürgischen Vereinigungen nimmt jene der Bergwanderer eine besondere Stellung ein. In der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins haben sie quasi so etwas wie eine doppelte Heimat gefunden und können, an die Tradition des Siebenbürgischen Karpatenvereins (SKV) anknüpfend, im Dachverein gleichzeitig Brücken schlagen zwischen den Alpenländern und den Karpatenländern. Mit dem SKV, der 1996 in Siebenbürgen 1996 neu belebt wurde, arbeitet die Sektion Karpaten eng zusammen. Im Frühjahr 2012 schlossen die beiden Vereine eine Partnerschaft. Darüber und über vieles mehr kann man in dem kürzlich erschienenen Doppeljahrbuch 2011/12 lesen. Mit diesem Heft darf die Sektion auch ein Jubiläum feiern, erfüllen sich doch 25 Jahre, seit sie ihren Mitgliedern in gebundener und gebündelter Form über ihre Aktivitäten berichtet. 16 Ausgaben liegen vor. Anfangs erschien das Heft jährlich mit einigen Pausen, seit 2000 in der nun vertrauten Form des Doppelheftes.
Zahlreiche bunte Seiten in gefälligem Layout erwarten den Leser. 21 Autoren haben in 42 Beiträgen einen bunten Strauß gebunden, der nicht nur das lebhafte Wanderleben der 406 Sektionsmitglieder Revue passieren lässt, sondern auch auf die zahlreichen Angebote für Mitglieder und für solche, die es gerne werden wollen, hinweist. Und Werbung scheint sich auszuzahlen, denn einer Liste am Ende des Heftes ist zu entnehmen, dass die Mitgliederzahl allein in den beiden Berichtsjahren um 10% zugenommen hat. Diese erfreuliche Entwicklung dürfte nicht zuletzt auch der Jugendarbeit geschuldet sein, die zu einem erklärten Schwerpunkt der Vorstandsarbeit gehört. Zahlreiche Aktivitäten für die Jungen und Jüngsten erfreuen sich großer Beliebtheit und werden zahlreich besucht. Im Zusammenhang damit verdient es erwähnt zu werden, dass die Teilnahme von Jugendlichen durch den Verein bezuschusst wird; Einzelheiten dazu sind im Jahrbuch nachzulesen.

Fast vier engbedruckte Seiten lang ist die Liste aller Touren, die der Verein 2011/12 angeboten hat, Bergsteigen und Wandern, Mountainbiking, Eisklettern, Skitouren. Es ist naheliegend, dass die Mehrzahl der Ziele in den nahen Fernen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz liegen. Darüber erfahren wir aus den Berichten der Gebietsgruppen Bodensee, Freiburg, Heilbronn, München und Stuttgart/Ost. In den reich bebilderten Beiträgen des Heftes nehmen uns die beherzten Sportler aber auch zu so „exotischen“ Bergen mit wie dem 7010m hohe Khan Tengri in Zentralasien, dem afrikanischen Kilimandscharo oder in die Anden nach Bolivien, Peru und Chile. Auch ein ausführlicher Wanderbericht durch die Pyrenäen dürfte bei manchem Leser den Wunsch erwecken, dieses in vieler Hinsicht an die Karpaten erinnernde wilde Gebirge zu erkunden.

Auf zwei Beiträge soll aber hier im Besonderen hingewiesen werden: Hans Bergel, Ehrenvorsitzender der Sektion Karpaten, berichtet unter dem Titel „Von heiligen Früchten und heroischen Wüstenbergen“ über „Wanderungen und Wandlungen in Israel“. Zwar liegen seine Wanderungen schon einige Jahre zurück, doch die Schilderungen, die sich nicht auf äußere Eindrücke beschränken, sondern auch die geistigen und politischen Gegebenheiten dieses fern-nahen Landes erkunden, haben nichts an Aktualität verloren. Dankenswert auch der Beitrag von Manfred Kravatzky „Der SKV und der Nationalsozialismus“. Wenn man bedenkt, dass es auch knapp 70 Jahre nach dem „Zusammenbruch“ der alten Ordnung in Siebenbürgen noch nicht gelingt, emotionslos über jene von Verwirrungen und Verfehlungen geprägte Zeit zu sprechen oder zu schreiben, ist es Kravatzky hoch anzurechnen, sich dieses Themas angenommen zu haben. Wohl eingedenk der Wechselwirkungen zwischen politischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Gliederungen, zu denen auch Vereine zählen, skizziert der Autor zunächst die zunehmende Radikalisierung der 1930er Jahre in Rumänien und in der Führungsschicht der sächsischen Gemeinschaft, ehe er auf Grund von Quellenstudien und Berichten von Zeitzeugen auf die Situation beim SKV, insbesondere in der Zeit von 1940 bis 1944 eingeht. Kravatzkys Beitrag macht einen lobenswerten Anfang; es bleibt sicher auch auf diesem Gebiet noch viel zu forschen übrig.

Das Fazit nach 174 Seiten abwechslungsreicher Lektüre: ein lesenswerter Rückblick auf zwei Jahre erfolgreiche ehrenamtliche Tätigkeit im Dienste der Vereinsmitglieder. Dafür gebührt den Herausgebern respektvoller Dank.

Hansotto Drotloff

Das Jahrbuch kann bei Manfred Kravatzky 79353 Bahlingen a.K., Gartenstraße 16, Telefon: (07663) 4562; E-Mail: mckrav [ät] t-online. de, zum Preis von 11,60 Euro, zuzüglich Versand, bestellt werden.

Schlagwörter: Rezension, Sektion Karpaten des DAV, Jahrbuch

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