23. Juli 2013

Nachbarschaftshilfe bereitet viel Freude

Nicht der beste Termin und zu knapp vor dem Gaffenberg-Begegnungsfest, mochte man meinen. Doch der beherzte Einsatz der Ehrenamtlichen und das rege Interesse der Gäste bewiesen am 28. Juni im ASB Pflegezentrum Heilbronn-Sontheim das Gegenteil. Es leben und arbeiten in dieser 1997 gegründeten Pflegeeinrichtung Menschen aus allen Ecken Heilbronns, der Bundesrepublik und der Welt, somit auch aus dem Ländchen, im Gürtel der Karpaten – aus Siebenbürgen, lateinisch Transsilvanien. Kulturen, Sprachen und Bräuche dieser Region sollten dem diesjährigen Sommerfest den besonderen Charakter verleihen.
Nach gründlicher Vorbereitung wurde die Feier von der stellvertretenden Heimleiterin Bettina Reichert eröffnet. Sie begrüßte die über 250 Bewohner, Gäste, ehrenamtlichen Helfer und Mitarbeiter und erinnerte an die Tradition dieser Veranstaltungsreihe. Anschließend bat sie die Vorsitzende der Kreisgruppe Heilbronn des Verbandes der Siebenbürger Sachsen um ein Grußwort. Ines Wenzel porträtierte die Tätigkeit der drittgrößten Kreisgruppe der Bundesrepublik und dankte Frau Reichert für die Möglichkeit, an dieser Veranstaltung mitzuwirken.

Legende und Realität liegen oft beieinander. So haben Buch und Kino nur zu oft Transsilvanien nur mit Dracula in Verbindung gebracht. Es galt also, in knapper Form und Zeit die tatsächliche Vielfalt dieses pittoresken Landstrichs, seiner bewundernswerten Menschen und deren bewegten Werdegang zu skizzieren. Wir wollten unterstreichen, dass die Koexistenz der vielen Völkerschaften das Zusammenleben bereichert hat. Rumänen, Ungarn, Siebenbürger Sachsen, Roma, Zigeuner, Landler und Szekler wurden über Kleidung, Gebrauchsgegenstände, Spracheigenheiten, Bilder ihrer Siedlungen und Beispiele ihres kulturellen Wirkens vorgestellt. Aus privaten Truhen und Regalen wurden die vielen zusammengetragenen Exponate fachmännisch von Museumsleiter a.D. Marius Tataru, Anneliese Markus-Binder und Hardy Schmidt ausgestellt. Frühgeschichtliche Artefakte, Keramik, Kleinmobiliar, Trachten- und Schmuckteile, alte Hausgeräte, Bücher und Medien, die Darstellung des Schulwesens und des Kulturlebens sowie siebenbürgischer Persönlichkeiten fügten sich zu einer schlüssigen Dokumentation zusammen. Eine Diashow, mit alter siebenbürgischer Musik untermalt, vervollständigte das Bild.

Und da Geschichte und Volkskunde oft trocken zu sein pflegen, die (Heimat)Liebe bekanntlich auch durch den Magen geht und so ihre beste Überzeugungskraft entwickelt, war schnell klar: Mici müssen her und auch Baumstriezel. Schon frühmorgens trafen Gertraud, Hermann und Otto Grempels sowie Ines Wenzel ein. Ihre schweißtreibende Arbeit entwickelte sich zu einem wahren Showbacken, bei dem jeder das Entstehen dieser Leckerei mitverfolgen konnte. Für die Bedienung der Festgäste hatten sich zu den Helfern des ASB-Freundeskreises auch die drei Töchter unserer Bewohnerin Katharina Schneider, Katharina Glöckner (Kreisgruppe Heilbronn), Sofia Petri und Anna Oancea (HOG Deutsch-Tekes) sowie Brigitte Schmidt (HOG Hamruden) dazugesellt. Dicht nebenan grillten ASB-Mitarbeiterinnen Steaks und auf einem Riesenrost wendeten Klaus Petri (HOG Hamruden) und ASB-Nachbar Mark Binder (Kreisgruppe Heilbronn) Mici über Holzkohle. Vinete und Zacuscă (Auberginen- und Paprikaaufstrich) ergänzten das Buffet. Doch keine Speise besser mundet, als wenn ein Musiker Talent bekundet. Und so war das Fest durch die Anwesenheit von Andreas Fuss (Katzendorf) im wahrsten Sinne des Wortes gesegnet. Der Seelsorger von DfM (Dienste für Menschen) Stuttgart, auch als „Popa Sașilor“ bestens bekannt, verlieh dem Fest eine besondere Note: Von „Ciobănaș cu 300 de oi“ über „Az a Szép“ zu „De Astern blähn insem äm Guerten“ berührte er alle Tonalitäten siebenbürgischer Klangkunst, ohne dabei den Musikgeschmack der Zuhörerschaft sowie deren Tanzwünsche zu vernachlässigen. Das Publikum danke es ihm mit stürmischem Applaus.
Gebannt verfolgt ein proppenvoller Saal den Tanz ...
Gebannt verfolgt ein proppenvoller Saal den Tanz der Kinder- und Jugendgruppe Heilbronn.
Großes Aufsehen erregte die Ankunft der Siebenbürgisch-Sächsischen Kinder- und Jugendgruppe Heilbronn. In schicken Trachten und mit gut einstudierten Volkstänzen eroberten die beschwingten Kinder die Herzen der Gäste. Heimleiterin Bettina Reichert dankte den Tänzerinnen und Gruppenleiterin Astrid Kelp herzlich für die kunstvolle Tanzeinlage. Doch wenn das Fest am schönsten ist, soll man das Zusammensein beenden.

Auch dieses Sommerfest bot die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, wie die über einhundert Bewohner des Pflegeheimes und der Wachkomastation, die Leute aus der Tagespflege und aus dem Betreuten Wohnen ins tägliche Geschehen eingebunden werden. Es ist das Verdienst der vielen beherzten Mitarbeiter aus der Pflege und der Aktivierung, aus Küche, Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung, die Leistung vieler ehrenamtlicher Helfer aus dem ASB-Freundeskreis und aller aktiv implizierten Familienmitglieder und Angehörigen, dass dieses ASB Pflegezentrum in Sontheim zu den Top-Adressen der bundesdeutschen Pflege- und Betreuungslandschaft zählt („Focus Spezial“, Dezember 2012). Und einige beherzte Siebenbürger Sachsen haben nun durch ihren nachbarschaftlichen Einsatz auch einen Beitrag dazu geleistet, den Bewohnern eine Freude zu machen. Dafür war dieser Termin dann letztendlich doch gut geeignet.

Gerhard Schmidt

Schlagwörter: Altenheim, Sommerfest, Heilbronn

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Neueste Kommentare

  • 23.07.2013, 17:19 Uhr von Joachim: Ein sehr eindrucksvoller Bericht. So sollte es sein, das ein Jeder, egal welcher Nationalität ... [weiter]

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