15. Juli 2015

Kronenfest in Giebelstadt gefeiert

Am Sonntag, den 28. Juni, lud die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Giebelstadt zum Kronenfest am Peter-und-Pauls-Tag ein. Bei strahlendem Sonnenschein waren zahlreiche Gäste von nah und fern gekommen. Der Tag begann mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Oswald. Anschließend zogen die Gottesdienstbesucher, allen voran die Trachtenträgerinnen und Trachtenträger, zum Kronenbaum. Dort wurde das Fest traditionell durch den Spruch des Jungaltknechtes eröffnet. Diese Rolle übernahm in diesem Jahr Jürgen Oberth aus Scholten. Danach lud Pfarrer Thomas Kohl zum Frühschoppen und zum Mittagessen ein. Auf der Speisekarte standen neben fränkischer Bratwurst und Steaks die beliebten Mici. Ein reichhaltiges Salatbüfett, das von fleißigen Gemeindegliedern zubereitet worden war, erfreute sich großer Beliebtheit.
Am frühen Nachmittag begann ein siebenbürgisch-fränkisches Kulturprogramm. Bekannte Lieder wurden gekonnt vom Singkreis der Heimatortsgemeinschaft (HOG) Rode unter der Leitung von Roland Schmidt auf Hochdeutsch und in siebenbürgisch-sächsischer Mundart vorgetragen. Aus Sennfeld bei Schweinfurt kam die Tanzgruppe des Volkstrachtenvereins „Die Semflder“ zusammen mit ihrem 1. Vorsitzenden Helmut Büschel. Sie erfreuten die Besucher mit zwei fränkischen Plantouren, die traditionelle fränkische Volkstänze zur Kirchweih zeigten. Die Marktgemeinde Giebelstadt wurde durch die Volkstanzgruppe Eßfeld repräsentiert, die unter dem Kronenbaum drei Volkstänze zeigte. Sie wurden angeführt durch die beiden Vorsitzenden Hilde Weisensel und Bernhard Konrad. Ein farbenprächtiger Höhepunkt des Nachmittagsprogramms war der Bändertanz der HOG Scholten. Die blauen und roten Bänder, die symbolisch für die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen stehen, wurden zu einem kunstvollen Flechtwerk zusammengeführt. Eingestreut in das Programm aus Gesang und Tanz waren fränkische und siebenbürgisch-sächsische Mundartbeiträge. Adelheid Roth, Kulturbeauftragte der HOG Rode, trug in ihrer sächsischen Mundart die Gedichte Am wot? (Warum?), Far eus (Für uns) und Hiemet (Heimat) vor. Pfarrer Thomas Kohl beschäftigte sich in seinem fränkischen Mundartbeitrag mit dem Allerweltswort Öbbes (Etwas). Den Abschluss dieses gelungenen Programms bildete ein spontan gebildeter gemeinsamer Chor, der aus Mitgliedern der HOG Rode und den anwesenden Sängern vom Männergesangverein Liederkranz 1863 Giebelstadt e.V. bestand. In enger Verbundenheit sang man allen Gästen die irischen Segenswünsche mit dem Lied „Möge die Straße“ zu.
Tanzgruppe der HOG Scholten mit dem Bändertanz ...
Tanzgruppe der HOG Scholten mit dem Bändertanz beim Kronenfest in Giebelstadt. Foto: Thomas Kohl
Da man sich nach einem so reichen Kulturprogramm gleich wieder stärken musste, wurde das Kaffee- und Kuchenbüfett eröffnet. Dort fand man neben einheimischen Backerzeugnissen auch Spezialitäten aus Siebenbürgen wie Hanklich, Nussstriezel und Baumstriezel, der am Vormittag frisch gebacken worden war. Der reich gefüllte Tag klang mit einem gemeinsamen Volksliedersingen aus. Peter Kluge, früherer Musikwart des Trachtenverbandes Unterfranken e.V., begleitete an seinem Akkordeon die Festbesucher schon seit dem späten Vormittag. Aus voller Kehle sang man die traditionellen Weisen und so legte sich ein unsichtbares Band um alle, die diesen Tag gemeinsam gefeiert haben. Ein großes Dankeschön gilt allen Helferinnen und Helfern, die mit unermüdlichem Engagement dieses Fest liebevoll vorbereitet und durchgeführt haben. Ebenfalls ein herzlicher Dank an alle Gäste und Mitwirkenden, die teilweise lange Wege auf sich genommen hatten, um in Giebelstadt das traditionelle Kronenfest zu feiern.

Siebenbürger-Sachsen-Ausstellung in Giebelstadt

Am 26. Juni eröffnete der 1. Bürgermeister Helmut Krämer im Rathaus in Giebelstadt die Ausstellung „Geschichte und Gegenwart der Siebenbürger Sachsen“. Er begrüßte als Referenten Prof. Dr. Andreas Möckel aus Würzburg sowie den Vorsitzenden der Kreisgruppe Würzburg, Hans-Werner Bell. Die Veranstaltung zog viele Interessierte an, so dass der große Sitzungssaal gut gefüllt war. Prof. Möckel erinnerte in seinem Referat an die leidvolle jüngere Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Nach Auflösung ihrer politischen und rechtlichen Selbständigkeit ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mussten sie sich immer wieder gegen einen Assimilierungsdruck zunächst seitens der Ungarn und später der Rumänen behaupten. Besonders dramatisch wirkte sich bekanntlich die Zeit des Nationalsozialismus auf die Deutschen in Rumänien aus mit der Russlanddeportation vor 70 Jahren. Auch der Referent gehört zu den wenigen noch lebenden Zeitzeugen dieses dunklen Kapitels der europäischen Geschichte. Als Veranstalter bedankte sich Pfarrer Thomas Kohl namens der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Giebelstadt bei Bürgermeister Krämer für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Ein besonderer Dank gilt auch der Archivpflegerin Friederike Langeworth für die fachkundige Begleitung dieser Ausstellung. Schließlich galt sein Dank dem Hauptreferenten des Abends, Prof. Möckel, der durch seinen Vortrag neues Interesse an den Siebenbürger Sachsen weckte. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juli während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Ein Großteil der Ausstellung wurde von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien konzipiert.

Pfarrer (sem.) Thomas Kohl

Schlagwörter: Kronenfest, Giebelstadt, Ausstellung, Siebenbürger Sachsen

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