18. Dezember 2017

Mundarttheater am Katharinenball in Drabenderhöhe

„Grüß euch Gott, alle miteinander“ sang der Chor unter der Leitung von Regine Melzer im Kulturhaus Drabenderhöhe-Siebenbürgen zur Eröffnung seines traditionellen Katharinenballes. Die Vorsitzende des Chores, Anneliese Hüll, konnte sowohl bei der ersten Vorstellung als auch am Samstag, am Katharinentag, zahlreiche Besucher begrüßen, darunter den Ehrenvorsitzenden der Landesgruppe NRW und die Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, Harald und Enni Janesch, die beide seit 46 Jahren im Honterus-Chor aktiv mitwirken, sowie den Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Herwig Bosch.
Die Vorsitzende würdigte die zahlreichen Auftritte des Chores im Lauf des Jahres. Höhepunkte waren der mehrfache Einsatz am Heimattag zu Pfingsten in Dinkelsbühl und die musikalische Gestaltung des Festaktes im Landtag in Düsseldorf zum 60-jährigen Jubiläum der Übernahme der Patenschaft für die Siebenbürger Sachsen durch das Land NRW. Ganz besonders hob sie die Katharinen hervor, die am 25. November Namenstag feierten. Ihnen galt auch das Lied „ Äm Guerten soaß en inich Puer, daot äs der Misch mät sener Trenj.“ Mit „Heute ist unser Herz voll Musik“ und „Die Farbe des Herbstes“ verließ der Chor die Bühne.

Die Leiterin der choreigenen Theatergruppe, Gerda Gusbeth, übernahm die Moderation und stellte den Autor und das Theaterstück vor. Hans Otto Tittes, 1937 in Heldsdorf im Burzenland geboren, siedelte 1973 in die Bundesrepublik aus und wohnt seit 1974 mit seiner Familie in der Bistritzer Gasse in Drabenderhöhe. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände in sächsischer und deutscher Sprache. Seinem Beruf als Krankenpfleger verdankt er profundes medizinisches Wissen, das er 2007 in seinem Stück „Bäm Orzt“ verarbeitete. „Er schreibt mit spitzer Feder, humorvoll, lustig, zuweilen auch makaber“, so Gerda Gusbeth. „Er hält uns aber auch den Spiegel vor, regt uns zum Nachdenken an. Hans Ottos 80. Geburtstag im September dieses Jahres war uns Anlass genug, sein Stück nochmals aufzuführen.“
Die Schauspieler in Drabenderhöhe, von links: ...
Die Schauspieler in Drabenderhöhe, von links: Ilse Bartesch, Reini Wellmann, Katharina Adam, Hedda Schoger, Gerda Gusbeth, Helmut Scharpel, Elke Scharpel, Werner Scharpel, Roswitha Wölfel und Rosi Gubesch. Foto: Christian Melzer
Darauf brachte Hans Otto Tittes die Gäste mit drei eigenen Gedichten zum Lachen. Es folgte das Stück „Bäm Orzt“, das nicht mehr in Siebenbürgen, sondern in Deutschland spielt. Das mit einer Drehbühne ausgestattete moderne Bühnenbild von Helmut Scharpel gab der Aufführung durch die schnellen Wechsel viel Schwung. Viel Freude hatten die Zuschauer an den Patienten des sächsischen Arztes Dr. Lutsch (Helmut Scharpel), der ihre Wehwehchen versteht, ihre Eigenarten kennt und weiß, dass sie von „Furzknochen“ sprechen, wenn sie das „Steißbein“ meinen. Sie kommen gern ins Wartezimmer, um zu tratschen, Neues zu erfahren und Lebensweisheiten auszutauschen. Vom Arzt erhalten sie die richtige Medizin und gute Ratschläge für die Familien. Als Patienten spielten Frau Mattes (Katharina Adam), Frau Kartmann (Hedda Schoger), Frau Heltmann (Elke Scharpel), Frau Gogesch (Ilse Bartesch), Frau Zoppelt (Roswitha Wölfel), Herr Tellmann (Reini Wellmann), Herr Schulleri (Werner Scharpel) und Arzthelferin (Rose Gubesch) mit landlerischem Dialekt. In seinem Schlusswort appellierte der „Arzt“ an das Publikum, die sächsische Mundart zu pflegen und an Kinder und Enkel weiterzugeben, denn sie habe sich schon verändert und werde zunehmend verdrängt. Die amüsierten Zuschauer dankten den Schauspielern und der Souffleuse Gerda Gusbeth, die aus dem „Untergrund“ hervorgeholt wurde, mit kräftigem Applaus. Beim anschließenden Ball mit der Band „Rocky5“ war die Tanzfläche fast zu klein. Viel Jugend und jung gebliebene Tänzer tummelten sich bis zu den frühen Morgenstunden im Kulturhaus.

Zum guten Gelingen des Katharinenballes, den der Honterus-Chor nun seit 45 Jahren in Drabenderhöhe veranstaltet, gehören auch die siebenbürgischen Spezialitäten, die das Küchenteam des Chores serviert, die flotte Bedienung an der Theke mit Getränken, die Mannschaft an der Kasse im kalten Eingang und der Einsatz der Chormitglieder und ihrer Helfer auf ihrem jeweiligen Arbeitsplatz. Zufriedene Gesichter beim Honterus-Chor, denn die Chorgemeinschaft hatte es wieder geschafft, siebenbürgisch-sächsisches Brauchtum einem breiten, dankbaren Publikum zu präsentieren.

Enni Janesch

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Kathreinenball, Mundarttheater

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