1. April 2018

„Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn ...“ 1. Samuel 1,2

Die untenstehende Aufnahme entstand am Ostersonntag 1990 in der siebenbürgischen Gemeinde Hetzeldorf. Die Festgemeinde steht im Anschluss an den Gottesdienst zusammen, um dem Gemeindepfarrer für seinen geistlichen Dienst zu danken. Ein schöner Brauch, in dem das Selbstverständnis der Gemeinde in wohlgesetzter Dankesrede für den Dienst am Evangelium zum Ausdruck gebracht wurde. Das Foto wird in unserem Jahrbuch 2018 auf Seite 98 in seinem traditionellen Zusammenhang näher beschrieben.
Feststehende und erhaltene Bräuche sind, so sie im Wandel der Zeiten erhalten bleiben, sehr schön und vermitteln Inhalte des Gemeindeglaubens und des daraus erwachsenen Zusammenhaltens. Wenn diese aber nicht mehr da sind, kann es im Rückblick bedauert werden. Die Botschaft der österlichen Freude aber bleibt bestehen und erfüllt uns Menschen in der Gegenwart.

„Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn ...“ ist an diesem Ostersonntag die Mitte des Predigttextes in den evangelischen Gottesdiensten. Verwunderlich? Ein Abschnitt aus dem Alten Testament für Ostern? Wenn auch nicht aufs Erste leicht zu verstehen, so ist zu vergegenwärtigen, dass Altes und Neues Testament mit der Botschaft von Gottes Handeln in dieser Welt zusammengehören. Der Lobgesang der Frauen steht im Alten wie auch im Neuen Testament an Wendepunkten der Geschichte Gottes mit den Menschen. Hanna hatte kinderlos keine Zukunft und erlebte nach herzergreifendem Flehen zu Gott, mit der Geburt ihres Sohnes Samuel, Rettung vom Tode zum Leben. Ihr Gebet in höchster Not, um von Gott „angesehen“ zu werden, erweist die Tiefe ihres unerschütterlichen Lebenswillens. Daraus erwächst ihr Lobgesang, der über die Zeiten hinweg, bis in den Ostermorgen reicht.
Ostersonntag 1990 in Hetzeldorf: Kurator Karl ...
Ostersonntag 1990 in Hetzeldorf: Kurator Karl Ongyerth (Mitte) dankt nach dem Festgottesdienst Pfarrer Georg Schmidt, um ihm dann zusammen mit den beiden Kirchenvätern und der ganzen Gemeinde das traditionelle Ehrengeleit zum Pfarrhaus zu geben. Foto: Konrad Klein
Und dort finden wir wieder Frauen, die als Erste das Grab des gekreuzigten Herrn aufsuchen, um einen letzten Dienst, die Salbung mit wohlriechenden Ölen, zu vollziehen. Nach allen vier Evangelien beginnt der Ostermorgen mit dem Weg zum Grabe. Frauen kamen, um das Grab zu besuchen, um einen letzten Dienst zu erweisen. Ihre vordergründige Sorge war: „Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Gräber führen in die Vergangenheit, sie rufen Erinnerungen wach und werfen Fragen auf. Diese mutigen Frauen hatten Jesu Predigten, seine Seligpreisungen und Gleichnisse gehört, sie waren Zeugen seiner Wunder gewesen, sie hatten seine Güte und Liebe gesehen. Sie hatten auch das Unfassbare miterlebt, dass er sich wehrlos in die Hände der Schergen begab und einen schmachvollen Tod sterben musste. Was blieb noch übrig? Erinnerung an einen gescheiterten Weltverbesserer? An einen bedeutenden Toten, der im Machtgefüge des römischen Weltreiches beseitigt wurde?

Unser Leben ist streckenweise und altersbedingt stark von Erinnerungen geprägt. Dazu gehört auch der Besuch des Friedhofes. Bemerkenswert ist, dass die Verantwortlichkeit für die zurückgelassenen Friedhöfe in Siebenbürgen von unseren Heimatortsgemeinschaften intensiv wahrgenommen wird. Das äußert sich ­dankenswerterweise in der großen Spendenbereitschaft für die Friedhofspflege.

Nach allen vier Evangelien beginnt der Ostermorgen mit dem Weg zum Grabe, wo ein Engel sie fragt: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden!“ Diese Botschaft erreicht die ganze Welt, mit der Ostern gefeiert wird. So dürfen wir, gleich an welchem Ort wir Heimat gefunden und neue Gräber zu pflegen haben, neu aufgerichtet, auch mit dem vorangestellten Wort des Alten Testamentes diese Feiertage begehen: „Mein Herz ist fröhlich in dem Herrn!“

Ich wünsche Euch/Ihnen allen gesegnete Osterfeiertage.

Hermann Schuller, Dekan i.R.

Schlagwörter: Ostern, Hetzeldorf, Religion, Glauben, Christentum, Kirche und Heimat

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